Literatur der DDR

Antifaschistische Strömung nach 1945 (DDR, 1945 – 1960)

Historische Hintergründe

Zweiter Weltkrieg

Motive, Themen und Ideen

Verarbeitung des Faschismus, vor allem durch zurückgekehrte Exilautoren beeinflusst (Brecht u.a.), Widerspiegelung der gesellschaftlichen Realität (Klassenkampf)

Sozialistischer Realismus (DDR, 1950 – 1960)

Historische Hintergründe

Regelungen eines SED-Parteikongresses

Motive, Themen und Ideen

Schaffung eines positiven Arbeitsheldes, Literatur zur Produktivitäts- und Produktionssteigerung sowie zum Aufbau der DDR

Bitterfelder Weg (DDR, 1959 – 1964)

Motive, Themen und Ideen

Anregung von Arbeitern zum Schreiben sowie Dokumentation von Geschehnissen in Betrieben (Dokumentarlieteratur), weiterhin Versuch der Produktivitätssteigerung

Ankunftsliteratur (DDR, 1955 – 1965)

Historische Hintergründe

Mauerbau, zunehmende Umweltverschmutzung

Motive, Themen und Ideen

Systemkritik, umweltpolitische Überlegungen, wissenschaftliche Revolution, Hoffnung auf Funktionalität des Kommunismus, Enttäuschung über Sozialismus, Ministerium für Staatssicherheit (Stasi), Liebe

Liberalisierung (DDR, 1965 – 1980)

Historische Hintergründe

Liberalisierung der Kunstrichtlinien, dann Ausweisung von Wolf Biermann nach Konzert in Köln

Motive, Themen und Ideen

Kritik und Protest, erneute Verschärfung der Regelungen, Ausreise von rund 60 Schriftstellern

Kritik am Staat / „Tapetenwechsel“ (DDR, 1980 – 1989)

Historische Hintergründe

Zunehmende Unzufriedenheit mit System

Motive, Themen und Ideen

Kritik am System, Atomare Bedrohung durch Westen, Rückzug in die Innerlichkeit

Literatur der BRD

Nachkriegsliteratur / Kahlschlag-Trümmerliteratur (BRD, 1945 – 1965)

Historische Hintergründe

Zweiter Weltkrieg

Motive, Themen und Ideen

Verarbeitung der Geschichte sowie der „Trümmerlandschaft“, Ablehnung von Vergessen / Verdrängung des Kriegsgeschehens, Wiedergabe der Wirklichkeit, Ablehnung von NS-Sprache und derer Prägungen, Literaturströmung in der Bevölkerung / Gesellschaft unbeliebt, zum Teil auch Verarbeitung von Kriegserlebnissen und -ereignissen

Textgattungen, -sorten und formale Merkmale

Einfache und besonders deutliche Sprache um Verwechslungen oder Anspielungen mit NS-Begriffen o.ä. zu vermeiden

Sonstige BRD-Literatur

Neue Wege der Sprache (1950), Politisierung der Literatur (1960), neue Subjektivität (1970), Postmoderne (1980) – allesamt relativ selbsterklärend.

 

Deutschsprachige Literatur der Gegenwart

In den 1990er Jahren erlebte die deutschsprachige Literatur einen vorübergehenden Boom an Debütantinnen und Jungautoren. Diese Erscheinungen waren zum Teil vom Buchmarkt gesteuert, der seit 1945 enorm angewachsen ist und spätestens seit 1990 so groß ist, dass selbst gute Literatur schwer über die Wahrnehmungsschwelle kommt.

Unter den Sammelbegriff Popliteratur wurde in den 1990er Jahren eine Reihe jüngerer Autoren gefasst, die sich sprachlich und ästhetisch an der Popkultur in Musik und Werbung orientierten, am bekanntesten und folgenreichsten u. a. Benjamin von Stuckrad-Barre, Alexa Hennig von Lange oder Christian Kracht (Faserland). Auch die Autoren Thomas Meinecke, Andreas Neumeister und Rainald Goetz werden mit der Popliteratur assoziiert. Insbesondere Kracht wird von der Literaturwissenschaft allerdings zunehmend in einem postmodernen Sinne verstanden und gelesen [1].

Als postmoderne Roman-Autoren deutscher Provenienz seien Oswald Wiener, Hans Wollschläger, Christoph Ransmayr, Walter Moers und Marlene Streeruwitz genannt. Aus England meldete sich W. G. Sebald zu Wort mit Aufsehen erregenden Polemiken zur deutschen Nachkriegsliteratur und die Genregrenzen von Roman, Biografie und Reiseliteratur ignorierenden oder bewusst überschreitenden Texten.

Zudem haben seit den 1990er Jahren im deutschsprachigen Raum multikulturelle Literaturen wieder an Bedeutung gewonnen; z. B. hat sich eine deutsch-türkische Literatur etabliert, deren Wurzeln in der Migrationsliteratur der 60er Jahre liegen. Als türkischstämmige Schriftsteller gehören Feridun Zaimoglu und Osman Engin heute zu den prominenten Gegenwartsautoren deutscher Sprache. Auch Vertreter anderer multikultureller Literaturen, wie Wladimir Kaminer oder Rafik Schami sind in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur bekannte Autoren.

Der aktuellen deutschsprachigen Literatur wird oft politische Indifferenz vorgeworfen sowie ein Kreisen um autobiografische Themen aus der Kindheit. Ein Kontrapunkt ist hier die Verleihung des Literaturnobelpreises 2004 an Elfriede Jelinek, die politisch und feministisch engagierte Literatur schreibt.

Einer der wichtigsten Lyriker seit Ende der 1980er Jahre ist neben Marcel Beyer, Durs Grünbein und Uwe Kolbe vor allem Thomas Kling (1957-2005), der mit seiner oft phonetisch orientierten Schreibweise für belebende Akzente in der deutschsprachigen Poesie gesorgt hat.

Herausragende zeitgenössische Romanautoren sind unter anderem Thomas Brussig, Dietmar Dath, Daniel Kehlmann, Martin Mosebach, Ulrich Peltzer, Bernhard Schlink, Ingo Schulze, Uwe Tellkamp, Uwe Timm und Juli Zeh, zu den bekanntesten Dramatikern gehören Albert Ostermaier, Moritz Rinke oder Roland Schimmelpfennig.

 

 

"Gegenwartsliteratur" ist ein relativ unscharfer Begriff, der zunächst einmal die jeweils aktuelle Literaturproduktion meint, wie sie sich in der Literaturkritik des Feuilletons spiegelt. Als Epoche der Literaturgeschichte schließt sich die deutschsprachige Gegenwartsliteratur an die - klarer konturierte - westdeutsche (bzw. österreichische und deutschschweizer) Nachkriegsliteratur einerseits, die Literatur der DDR andererseits an.

Literatur nach 1989

Der Fall der Berliner Mauer und die folgende Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1989/1990 sowie der Untergang der Sowjetunion und die Revolutionen in Osteuropa veränderten auch die Lebensbedingungen und das Leben und Denken vieler Autorinnen und Autoren, so dass wohl zu Recht unter dem Begriff Literatur nach 1989 von einer neuen Phase der deutschen Literatur ausgegangen wird.

Tendenzen der Gegenwartsliteratur

Netzliteratur

Poetry Slam

Postmoderne

Die erste deutschsprachige Poetry Slam-Meisterschaft startete 1997 in Berlin. 2007 feiert der Poetry Slam sein 10-jähriges Jubiläum. Berlin wird mit einem viertägigen Festival zur Hauptstadt des gesprochenen Wortes.

Auch die Jugend spricht in Berlin: Am 5. und 6. Oktober wird der U20-Slam für alle Jugendlichen unter 20 ein impulsiver Höhepunkt des Festivals.

Um den Auftritt auf der Bühne vorzubereiten, geben erfahrenen Live-Poeten Workshops. Allein in Berlin werden 50 kostenlose Workshops für Kinder und Jugendliche ab Klasse 5 angeboten. Informationen zu den Workshops und zu den Teilnahmebedingungen gibt es direkt unter u20@slam2007.de sowie unter

Der Poetry Slam ist eine ursprünglich in Amerika entwickelte Form des regelmäßigen, für alle offenen Lesewettbewerbs, bei welchem sich Autoren mit eigenen Texten vor einem Publikum und einer gewählten Jury "bewähren" müssen. Dieses kürt schließlich die besten Gedichte und Kurzgeschichten der Veranstaltung und einen Sieger. Literarische Vorläufer sind DaDa, Beat Generation und die Spoken-Word-Poesie afro-amerikanischer Dichter und Rapper. Auf den lokalen Slambühnen haben Laien ebenso wie Profis die Chance, ihr Können zu zeigen. Rap und Spoken-Word-Poetry stehen neben Kurzgeschichten, Lyrik sowie Comedy." (www.slam2005.de)

Poetry Slam

"Ein Poetry Slam ist ein literarischer Vortragswettbewerb. Es geht darum, eigene Texte innerhalb eines Zeitlimits vor Publikum vorzutragen. Bewertet werden sowohl Inhalt als auch Vortragsweise der Texte."

 

Rap-Poeten, Wortkünstler und Bühnendichter haben für ihre Sprachkunst ein neues Medium geschaffen. Den ‚Poetry Clip‘ – Man muss die Gedichte sehen und hören, denn sie sind klangliche und rhythmische Ereignisse. Gedichttexte und Lebensläufe der Dichter sind auf 28 Seiten im beigefügten Büchlein festgehalten.

Poetry Slam und Rap sind Ausdrucksformen für eine neue Generation von Dichtern. Das sprachliche und lyrische Niveau in der Szene schwankt von mies bis exzellent. Die dichterischen Glanzlichter aus diesen jungen Bereichen der Lyrik versammelt jetzt die DVD ‚Poetry Clips‘. Verschiedenste Poeten und Stile der Bühnenliteratur werden vorgestellt.

Die 21 Clips wurden von Wolf Hogekamp und Bas Böttcher herausgegeben. Laut Harald Schmidt ist Bas Böttcher ‚Deutschlands Rap-Poet Nr.1‘ (Zitat). 18 ausgewählte, deutsche Poeten tragen vor unterschiedlicher Szenerie ihre Gedichte vor. Die Sprache ist lyrisch, lebendig und direkt. Die Themen sind sehr nah an der Lebenssituation der jungen Zuschauer. Eine neue Kunstform! Das umfangreiche Büchlein zur DVD ermöglicht eine tiefergehende Beschäftigung mit den jeweiligen Texten.

‚POETRY CLIPS‘ werden den Schüler motivieren, selber Gedichte zu machen und seine Gefühle in Worte zu verpacken. Gut für die Entwicklung der deutschen Sprache und gut für die Seele der Poeten in spe!"

als Beispiel  Philipp Scharri )Scharrenberg) Vom Verb

 

Postmoderne

aus ZUM-Wiki, dem Wiki für Lehr- und Lerninhalte auf ZUM.de

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Der Begriff Postmoderne bezeichnet die Zeit nach der Moderne. Es ist ein Begriff, der seit dem Ende des 20. Jahrhunderts in Bezug auf verschiedene Bereiche des kulturellen Lebens, der Kunst und der Gesellschaft verwendet wird.

Postmoderne wird auch als Bezeichnung für Erscheinungsformen der Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts und der Gegenwart verwendet.

Inhaltsverzeichnis

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Merkmale postmoderner Literatur

Postmoderne Phänomene liegen dort vor, wo ein grundsätzlicher Puralismus von Sprachen, Modellen und Verfahrensweisen praktiziert wird, und zwar nicht bloß in verschiedenen Werken nebeneinander, sondern in ein und demselben Werk.


Wolfgang Welsch: Einleitung zu "Wege aus der Moderne: Schlüsseltexte der Post-moderne-Diskussion, 1988, zitiert nach "Der Deutschunterricht" 4/99 S.103 ff

Im Einzelnen :

  • Aufhebung von U und E (keine Angst vor dem Abgleiten ins Triviale, Kitschige, Allgemeinverständliche)
  • Auflösung des Kanons (respektloser, parodistischer, negierender Umgang mit Vorbildern und Mustern)
  • Hybridcharakter (Stilmischungen)
  • Irrealismen
  • Mehrfachcodierung (Vielfalt der Möglichkeiten einen Text zu lesen)
  • Intertextualität (Genre-Zitate)

  •  

Der Begriff Postmoderne

Während der Begriff Postmoderne in der Regel auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bzw. das Ende des 20. Jahrhunderts bezogen wird, gibt es auch andere Begriffsbestimmungen, wie der folgende Text zeigt.

[...] Zu klären ist daher zunächst, welche Moderne gemeint ist, wenn von der Postmoderne die Rede ist. Wenn unter Moderne die Neuzeit als Epochenbegriff nach Antike und Mittelalter verstanden wird, könnte man mit einer gewissen Berechtigung sagen, daß diese „Moderne” Vergangenheit oder postmodern ist. Der englische Geschichtsphilosoph Arnold J. Toynbee prägte den Begriff „postmodern” bereits 1946 in seinem Werk „Kulturen im Übergang” als Fortschreibung des englischen Begriffes „modern times” (Neuzeit). Das Ende dieser Neuzeit und den Beginn eines neuen Zeitalters, unserer Moderne, legt er bereits in das Jahr 1875 und kennzeichnet dieses als „Übergang von nationalstaatlichem zu globalem Denken”. Der Begriff „globales Denken” ist bei ihm also viel älter, als unsere Politiker uns das heute als neue Erkenntnis verkaufen wollen. Wobei es immer problematisch ist, einen solchen Begriff auf eine bestimmte Jahreszahl festzulegen. [...]

 

 

Die Postmoderne Literatur bezeichnet eine Strömung oder gattungsspezifische Form. Der Begriff selbst entstand Ende der 50er Jahre, hat aber keine genauere Begriffsbestimmung erfahren.[1] Ein Grund für die fehlende Definition der postmodernen Literatur ist ihr Rückgriff auf die Moderne.[2]

 

Merkmale

Im Gegensatz zur Klassischen Moderne, die eine Erneuerung der Literatur anstrebte, herrscht in der Postmoderne das Spiel mit der literarischen Tradition vor.[7] Der Innovationszwang und Originalitätsanspruch der Kunst soll durch dieses Spiel unterlaufen werden. Dazu bedient sich der postmoderne Schriftsteller zahlreicher Gestaltungsmittel wie sie in der Klassischen Moderne entwickelt wurden, oder bereits vorher bestanden, zum Beispiel die Intertextualität, Metafiktionalität und Stilmitteln wie des Pastiches, Zitats oder der Collage.

Letztlich soll dadurch ein „ästhetischer Pluralismus“[8] geschaffen werden. Folglich urteilt Martin Klepper: „Die Postmoderne bleibt eklektizistisch“.[9] Eine Epigonalität wird mit Hilfe der Ironie vermieden.[10]

Vertreter der postmodernen Literatur

Romane

Dramen

 

Ausgewählte Kriterien der digitalen Literatur

Interaktivität, Nicht-Linearität, Multimedialität, Inszenierung, doppelter Text u.a.

 

 Junge deutsche Literatur

Die Vermessung der Welt – Daniel Kehlmann

Juli 8th, 2009

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts machen sich zwei junge Deutsche an die Vermessung der Welt. Der eine, Alexander von Humboldt, kämpft sich durch Urwald und Steppe, befährt den Orinoko, kostet Gifte, zählt Kopfläuse, kriecht in Erdlöcher, besteigt Vulkane und begegnet Seeungeheuern und Menschenfressern. Der andere, der Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß, der sein Leben nicht ohne Frauen verbringen kann und doch in der Hochzeitsnacht aus dem Bett springt, um eine Formel zu notieren – er beweist auch im heimischen Göttingen, dass der Raum sich krümmt. Alt, berühmt und ein wenig sonderbar geworden, treffen sich die beiden 1828 in Berlin.

 

Daniel Kehlmann – Ruhm

Juli 1st, 2009

 

Da warten wir alle so lange auf Daniel Kehlmanns neuen Roman und dann heißt es auf einmal: ein Roman in neun Geschichten Was zu Hölle meint er damit, sind es neun Kurzgeschichten, Episoden oder Kapitel?

Irgendwie ist es alles zusammen: Neun kurze Geschichten, die als Episoden einen Roman ergeben. Mutig von Kehlmann so etwas zu versuchen, immerhin hätte es noch ein paar geschichtliche Gestalten gegeben, die das Zeug zu einer Romanfigur haben. Verkauft hätten sich die Bücher sowieso. Da ich aber schon als keines Kind auf mutige Leute stand, bin ich auch heute noch Feuer und Flamme für unkonventionelle Schritte. Daniel, du hast alles richtig gemacht.  Selbst Hermann Detering, der Mann, dessen Literaturwissenschaftliches Werk ich schon vorgestellt hatte, findet den Roman ohne Abstriche großartig. Was bleibt mir da wohl anderes übrige als zu sagen: LESEN.

http://www.assoc-amazon.de/e/ir?t=neuedeutlite-21&l=as2&o=3&a=3498035436

Paradiso – Thomas Klupp

Juni 29th, 2009

Paradiso Bücher und LiteraturWenn es in diesem Jahr ein Buch gibt, was mich wirklich umgehauen hat dann Paradiso von dem 1977 geborenen Neuberliner Thomas Klupp.

Ich bin nur drei Jahre jünger, zähle also zur gleichen Generation und  habe noch nie ein  Buch gelesen, dass sich so böse und realitätsnah mit dem Leben, sowie den  Irrungen und Wirrungen unseres akademischen Daseins beschäftigt. In Zeiten von Bildungsknappheit, Bachelor- und Masterstudiengängen, Eliteuniversitäten und Hochschulbeiträgen, konfrontiert uns Thomas Klupp mit dem Held Alex Böhm, der zu all dem keine Meinung hat. Schlimmer noch, dem alles egal ist und egozentrischer nicht sein kann.

Eigentlich wollte Alex Bühm nur schnell von Potsdam nach Bayern fahren. Aber nichts im Leben des Helden ist absehbar. Er fährt los und wird in die Heimat verschlagen, wo sich unerhörte Abgründe aufschließen. Auch die gehören zu Alex Böhms Leben, und das ist kein Wunder bei einem, dessen Charakter geprägt ist von einem andauernden Mangel an Moral und Ethik.

Man liest fast mit offenem Mund, die Abgründe von Alex Böhm sind mit solch einer Selbstverständlichkeit erzählt, dass es einem unangenehm ist. Und doch bin ich mir sicher, findet jeder etwas von ihm in sich selbst.

Das Debüt von Thomas Klupp ist ein bitterböser Roman über einen Charakter ohne moralisches Innen, über einen Blender im Jetzt und Hier. Anarchisch und mit bitterschwazem Humor erzählt, lässt das Buch den Leser atemlos und mit aufgerissenen Augen zurück.



 



ТЕХНОЛОГИЧЕСКАЯ КАРТА


Теоретическая грамматика


Смежные дисциплины по учебному плану:

Лексико-грамматический практикум,  практика речи

БАЗОВЫЙ МОДУЛЬ

(проверка знаний и умений по дисциплине)

 

Тема или задание  текущей аттестационной работы

Виды текущей аттестации

Аудиторная или внеаудиторная

Минимальное количество баллов

Максимальное  количество баллов

Семинар  1. (вводный) Теоретическая грамматика, ее составные части, задачи. Грамматисты и грамматики. Слово и морфема. Виды морфем.   Корневые морфемы и аффиксы. Деривационные и формально-структурные аффиксы. Классификации морфем.

 Лекция-беседа

ауд.

2

3

СЕМИНАР  2.  Слово и морфема. Виды морфем.   Корневые морфемы и аффиксы. Деривационные и формально-структурные аффиксы.   Классификации морфем. Парадигма, грамматическое значение, грамматическая категория, грамматическая форма

 Доклады

ауд

2

4

СЕМИНАР 3. Теория частей речи. Принципы классификации ЧР, примеры классификаций.

Устный опрос

Ауд.

2

5

СЕМИНАР 4.   Глагол и его грамматические категории. Структурно-семантические классы глаголов.

Устный опрос, сообщение

Ауд.

 

2

5

Семинар 5.     Имя существительное. Категории сущесмтвительного. Структурно-семантические классы

Устный опрос, сообщение

Ауд.

2

5

 СЕМИНАР 6.  Прилагательное, наречие и числительное. Классификации.   Модальные слова и модальные частицы.

Устный опрос,

сообщение,

 

Ауд.

2

  5

Семинар 7.   Служебные части речи

Устный опрос,

сообщение

Ауд.

2

5

СЕМИНАР 8.  Синтаксические единицы.   Простое предложение, классификации простого предложения. Синтаксические отношения в простом предложении...         

Устный опрос,

Сообщение.  

Ауд.

 

2

5

СЕМИНАР 9.   Словосочетание и его классификации. Типы словосочетаний.

Сообщения,

ауд

2

5

СЕМИНАР 10.   Грамматическое членение предложения: Члены предложения, порядок слов в простом предложении. Актуальное членение предложения.

Сообщения,

Ауд.

2

5

СЕМИНАР 11.   Парадигматические и синтагматические отношения в синтаксисе. Предложение и высказывание

Устный опрос,

сообщение

Ауд.

2

  5

 СЕМИНАР 12. Проблемы моделирования простого предложения.

 Устный опрос,

Сообщение.

Ауд.

2

5

СЕМИНАР 13. Сложное предложение. ССП и СПП, типы семантико-синтаксических отношений в ССП и СПП.

 Устный опрос,

сообщение

Ауд.

 

2

5

 СЕМИНАР 14.    Синтаксис текста, понятие текстуальности, признаки текстуальности.

 Доклады

 

Ауд.

 

2

4

 Домашняя контрольная работа 1 (морфематика)

 Письменная работа

Ауд.

3

4

 Домашняя контрольная работа 2 (глагол)

 Письменная работа

Ауд.

 

3

   4

Домашняя контрольная работа 3 (имя существительное)

Письм. работа

Внеауд.

3

  4

Домашняя контрольная работа 4 (прилагательное, наречие и служебные части речи)

Письм .работа

Внеауд.

3

  4

Домашняя контрольная работа 5 (простое предложение)

Письм .работа

Внеауд.

3

  4

Домашняя контрольная работа 6 (сложное предложение)

Письм. работа

Внеауд.

3

  4

 Итоговая контрольная работа  по курсу «Теоретическая грамматика»

Письменная работа

 Ауд.

5

10

Итого:

51

100


 


ДОПОЛНИТЕЛЬНЫЙ МОДУЛЬ

Тема или задание  текущей аттестационной работы

Виды текущей аттестации

Аудиторная или внеаудиторная

Минимальное количество баллов

Максимальное  количество баллов

Выступление с рефератом по одной из проблем курса "Теоретическая грамматика немецкого языка", не входящей в читаемый курс лекций и цикл семинарских вопросов

Реферат

Презента-ция

Внеаудиторная

1

5

Критический анализ синтаксической концепции одного из известных лингвистов

Письменная работа,

презентация

Внеаудиторная

1

5

или

 

 

Подготовка наглядных материалов и подбор литературы по одной из лингвистических проблем, входящих в курс лекций и цикл  семинарских вопросов

Наглядное пособие,

презентация

Внеаудиторная

1

5

Поиск информации в Интернете по конкретной исследовательской проблеме

Письменная работа

Внеаудиторная

1

5

Итого:

2

10


 


Hauptbegriffe der Grammatik

 

Die Grammatik ist solche Sprachdisziplin, die aus 2 Teilen besteht: 1) die Morphologie, was die Struktur betrifft; 2) die Syntax (altgriechisch) hängt mit dem Wort „Syntagma“ zusammen und bedeutet das, was nebeneinander steht (Wortgruppe) und diese Komponenten beeinflussen einander.

Der Tod an der Grippe.

Während in der Morphologie die Struktur der grammatischen Einheiten erforscht wird, werden in der Syntax Verknüpfbarkeitsmöglichkeiten dieser Einheiten festgestellt.

 

Der Hauptbegriff der Morphologie ist das Morphem. Man unterscheidet in der Sprache verschiedene Typen von Morphemen, die aber gleich definiert werden: ein Morphem ist die kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache. Die Bedeutung der Morpheme verfügt über verschiedenen Grad der Abstrahierung.

Grammatische Morpheme sind Endungen (Flexionen) der veränderlichen Wortarten. Sie haben die abstrakteste Bedeutung, treten an eine große Menge der Wörter heran und weisen auf die Beziehungen der Wörter in Syntagma oder im Satz hin. In diesem Fall pflegt man nicht über die Bedeutung, sondern über die Funktion zu sprechen.

In manchen Fällen beteiligen sich verschiedene grammatische Flexionen an der Bildung der Formen. Äußere und innere Flexionen verflechten sich. Diese Erscheinung heißt in der Grammatik Pleonasmus.


 

Grammatische Morpheme: -(e)s, -(e)n, -e, -er, -ens, -(e)m, -sten, -st, -t, -te, ge-, -end, -. Das sind äußere grammatische Flexionen. Zu inneren Flexionen gehören: der Umlaut, der Ablaut, die Brechung, der Konsonantenwechsel, z.B.: Umlaut → Konjunktiv, Präsens der starken Verben, Komparationsstufen, Adverbien, Substantive.

Wortbildende Morpheme besitzen schon nicht mehr abstrakte Bedeutung und treten an kleinere Klasse der Wörter heran. Ihre spezifische Bedeutung erlaubt ihnen nicht, sich mit allen anderen Morphemen zu verknüpfen (wortbildende Suffixe und Präfixe, die neue Wörter schaffen). Wortbildende Morpheme bilden neue Wörter und können vor der Wurzel oder nach der Wurzel stehen. Die Präfixe ändern meistenteils nur die lexikalische Bedeutung und beeinflussen die grammatischen Kategorien nicht: erklären – aufklären, erklären – Erklärung, erklärbar, Erklärer.

 .    

Präfixe können trennbar und untrennbar sein. Untrennbar sind: ver-, zer-, be-, ge-, er-, miss-, ent-, emp-, außer-, wider-. Trennbar sind: auf-, an-, zu-, aus-, mit-, bei-, nach-, vor-, über-, hin-, teil-, ein-, statt-, gegenüber-, unter-, durch-, um-, wieder-.

Zu den wortbildenden Morphemen gehören auch Suffixe, die für die bestimmten Redeteile charakteristisch sind.

Wortbildende Morpheme: -er, -ler, -ner, -ling, -e, -in, -ung, -heit, -keit, -schaft, -ei, -chen, -lein, -tum, -nis, -ist, -ant, -ent, -ie, -ion, -tion, -ment (Fundament), -at (Soldat), -et, -ier (Pionier), -eur, -ismus, -tät, -em (Problem), -or, -ik, -um, -ern, -eln (lächeln), -igen (meinigen), -ieren (montieren), -los (sorglos), -lich (begreiflich), -ig, -bar (tragbar, essbar), -haft (fehlerhaft), -isch (russisch), -sam (schweigsam), -en (golden), -ern (hölzern).

 

Die Anzahl der lexikalischen Morpheme ist in der Sprache bedeutend größer. Sie bezeichnen selbstständige Begriffe. Nach Angaben von J.Erben bildet ihre Anzahl in der Sprache 400 000. Ihre Bedeutung ist konkreter, deshalb ist ihre Anzahl so groß im Vergleich mit der Anzahl anderer Morpheme.

Grammatische Übercharakterisierung ist das eine und dieselbe grammatische Bedeutung, die mit mehreren Mitteln bezeichnet wird.

Manchmal werden die grammatischen Formen durch verschiedene Stämme gebildet. Es ist eine archaische Erscheinung und für die Wortarten charakteristisch, die sehr lange in der Sprache bestehen, z.B. für einige Verben oder Pronomen: Sind alle im Unterricht heute? – Alle sind da. Suppletive Formen: sein-war-gewesen, ich-mein-mir, du-dein-dir, wir-uns, ihr-euch, wir-unser-uns, ihr-euer-euch.

 

Grammatische Übercharakterisierung ist das eine und dieselbe grammatische Bedeutung, die mit mehreren Mitteln bezeichnet wird.

Manchmal werden die grammatischen Formen durch verschiedene Stämme gebildet. Es ist eine archaische Erscheinung und für die Wortarten charakteristisch, die sehr lange in der Sprache bestehen, z.B. für einige Verben oder Pronomen: Sind alle im Unterricht heute? – Alle sind da. Suppletive Formen: sein-war-gewesen, ich-mein-mir, du-dein-dir, wir-uns, ihr-euch, wir-unser-uns, ihr-euer-euch.

Grammatische Mittel der Wortbildung. Der Übergang der Wörter aus einer Wortart in die andere ist teils eine grammatische und teils eine lexikalische Erscheinung. Das Lexikalische besteht hier darin, dass sich die Bedeutung der Wortart ändert, z.B. Substantive – Verben. Und das Grammatische besteht darin, dass sich alle grammatischen Kategorien der Wörter ändern.

 

Manchmal werden die grammatischen Formen durch verschiedene Stämme gebildet. Es ist eine archaische Erscheinung und für die Wortarten charakteristisch, die sehr lange in der Sprache bestehen, z.B. für einige Verben oder Pronomen: Sind alle im Unterricht heute? – Alle sind da. Suppletive Formen: sein-war-gewesen, ich-mein-mir, du-dein-dir, wir-uns, ihr-euch, wir-unser-uns, ihr-euer-euch.

Grammatische Mittel der Wortbildung. Der Übergang der Wörter aus einer Wortart in die andere ist teils eine grammatische und teils eine lexikalische Erscheinung. Das Lexikalische besteht hier darin, dass sich die Bedeutung der Wortart ändert, z.B. Substantive – Verben. Und das Grammatische besteht darin, dass sich alle grammatischen Kategorien der Wörter ändern.

Abgeleitete Wörter werden nach Modellen gebildet: Präfix, Suffix. Sie nehmen eine mittlere Stellung nach der Abstraktheit zwischen grammatischen und lexikalischen Morphemen ein. Wortbildende Morpheme + Wurzelmorphem machen den Stamm des Wortes aus.

Das Paradigma

 

In der deutschen Sprache gibt es keine einheitliche Auffassung des Terminus und des Begriffs grammatischer Kategorie. Aber die Wissenschaftler sind darin einig, dass die grammatische Kategorie in Form des Paradigmas existiert.

In der Morphologie spricht man über 3 Arten des Paradigmas:

1) Paradigma der Wortart;

2) Paradigma des Wortes;

3) Paradigma der grammatischen Kategorie.

Es gibt verschiedene Definitionen des morphologischen Paradigmas. Sie werden aber streng in Anlehnung an morphologische Formen, d.h. als Gesamtheit von Satzformen gegeben.

O.I.Moskalskaja schreibt: Unter Paradigma einer Wortart versteht man die Gesamtheit der Wortformen, die den Wörtern der betreffenden Wortart eigen sind. Das Paradigma hat eine Systemcharakter. Alle Wortformen im Paradigma sind aufeinander abgestimmt und stehen einander als Gegenglieder einer Opposition gegenüber:

1) ich rufe, du rufst, er ruft (nach der Person);

2) ich rufe, wir rufen (nach der Zahl);

3) ich rufe, ich rief (nach der Zeit);

4) ich rufe, ich riefe, ich würde rufen (nach dem Genus).

Die Gegenüberstellung der Glieder ist in unserem Fall möglich, weil ihnen eine oder mehrere grammatische Bedeutungen gemeinsam sind und weil sie zugleich im Rahmen einer dieser grammatischen Bedeutungen einander gegenüber stehen, d.h. eine Opposition bilden. In unserem Beispiel ich rufe, du rufst, er ruft sind die Wortformen dadurch vereint, dass sie alle a) finite Formen (Personalformen); b) Formen des Präsens; c) Formen des Singulars sind. Im Rahmen der ersten grammatischen Bedeutung aber sind sie einander gegenübergestellt als Formen der 1./2./3. Person.

 .

Die Paradigmen haben konjugierbare/deklinierbare Wortarten: Substantive, Adjektive, Zahlwörter, Verben, Pronomen.

Wenn irgendwelche Formen im Paradigma fehlen, dann spricht man von den lückenhaften Paradigmen: es schneit, es donnert, es gibt. Sie haben nur eine Form.

Das Paradigma bildet man gewöhnlich von deklinierbaren Wörtern - von der Ausgangsform, die in Wörterbüchern fixiert ist.

 Die Formen werden im Deutschen synthetisch und analytisch gebildet. Synthetische Formenbildung der Wörter ist in dem Fall möglich oder zu verzeichnen, wenn innerhalb eines Lexems die grammatische Form angegeben wird, z.B.: Brüdern (¨-, -n) → Synthese. Wenn irgendwelche grammatische Bedeutungen durch einige Lexeme angegeben werden, geht es um eine analytische Formenbildung. Analytische Formen bestehen aus einigen Lexemen, z.B. zusammengesetzte Formen des Verbs: Konditionalis I und II, Infinitiv II, Passiv; bei Substantiven: das Geschlecht (Artikel); bei Adjektiven: Superlative, z.B.: am besten. Je nach dem, welche Formen bei der Bildung der Wörter beteiligt sind, werden die Sprachen in synthetische, analytische oder synthetisch-analytische eingeteilt. Die deutsche Sprache ist synthetisch-analytische Sprache. Was die Bildung der Formen im Deutschen angeht, so nimmt diese Sprache eine mittlere Stellung zwischen dem Englischen und dem Russischen ein.


 

 

  

THEORETISCHE GRAMMATIK (Vorlesungen)


Einleitung


  1. Gegenstand der Grammatik.

  2. Wechselbeziehung zwischen der Phonetik, Lexik und Grammatik.

  3. Synchronische und diachronische Grammatik.

  4. Gliederung der Grammatik.

    I. Gegenstand der Grammatik

    Grammatik:


  • der grammatische Bau einer Sprache;

  • Die Lehre  dem grammatischen Bau.

    Die Aufgabe der theoretischen Grammatik: grammatischer Bau als ein System darzustellen.

    Die theoretische Grammatik beschließt die grammatische Beziehung zwischen verschiedenen Wörtern und Formen, und die Bedeutung dieser Formen. Die praktische Grammatik entsteht nur auf der Grundlage der Ergebnisse der theoretischen Erforschung der Sprache. Sie enthält eine Reihe von Regel der Form-, Satz- und Textbildung. Diese Regeln werden durch Übungen befestigt.

    II. Wechselbeziehung zwischen der Phonetik, Lexik und Grammatik.

    Die Verbindung der Grammatik und Phonetik: Durch die Intonation:


  • Manchmal ist die Intonation das einzige Mittel der Satzbildung: *Du??? Hilfe!!!

  • Man unterscheidet Sätze nach dem Redeabsicht:


  • Fragesätze;

  • Aussagesätze

  • Aufforderungssätze

    Die Verbindung der Lexik und der Grammatik:


  • Zur Wort-und Formbildung dienen die gleichen Suffixe und Präfixe: *Lehr-er; Büch-er

  • Dank der wortbildenden Suffixen  -  oft die Zugehörigkeit eines Substantivs zu einem bestimmten Geschlecht: *die Übung; das Mädchen; der Frühling.

  • Die lexikalische Bedeutung dient oft zur richtigen Satzbildung:


richtig

falsch

das Kind weint

das Haus weint

sie lernt

das Boot lernt

ein kluges Mädchen

ein kluges Fenster


III. Synchronische und diachronische Grammatik


Synchronische Grammatik untersucht und beschreibt das System der Gegenwartsprache und ihre Gesetze.


Diachronische Grammatik untersucht die historische Entwicklung grammatischer Form:


  • Die Bedeutung der heutigen Form zu verstehen;

  • Die Herkunft und Bedeutung der Formen erklären zu können.

    IV. Die Grammatik wird in zwei Ebene geteilt:


  • Morphologie: untersucht Wortarten, Wortformen und grammatische Morphemen;

  • Syntax: untersucht der Bau der Wortgruppe, der Sätze und der Texte.

     

     

     

    Die Wortarten


  1. Begriff und Kriterien ihrer Ausgliederung.

  2. Die Oppositionsverhältnisse im System der Wortarten.

  3. Streitfragen in Wortarttheorie.

  4. Austausch zwischen den Wortarten.

    I. Begriff und Kriterien ihrer Ausgliederung.


Die Wortart ist:


  • eine lexikalisch-grammatische klassifizierende Kategorie;

  • Wortklasse, in welchen die Grammatik den Wortbestand gliedert.


Dabei müssen drei Kriterien berücksichtig werden:


  1. Die allgemeine Bedeutung des Wortes;

    Die abstrakteste lexikalische Bedeutung des Wortes ist die allgemeine Bedeutung. Substantive bezeichnen Gegenstände; Verben — Prozesse; Adjektive — Eigenschaften usw.

  2. Die grammatische Funktion:


  • Ist das Wort satzwertig?

  • Ist das Wort satzgliedwertig?

  • Ist das Wort nicht satzgliedwertig (Funktionswörter)?


  1. Morphologische Charakteristik:


  • Ist das Wort veränderlich?

  • Wie verändert sich das Wort?

  • Welche grammatischen Kategorien hat das Wort?


II. Die Oppositionsverhältnisse im System der Wortarten.


Im Deutschen gibt es 14 Wortarten (см. ниже):


*Z.B. auf dem Dach saßen drei Vögel.


Auf: Präposition (keine lexikalische Bedeutung: eine verbindende (syntaktische) Funktion — verbindet das Prädikat mit der Adverbialbestimmung des Ortes; ist nicht veränderlich);


Dach: Substantiv (benennt einen Gegenstand; ein Satzglied — adverbiale Bestimmung des Ortes; veränderlich — Zahl, Kasus; Bestimmtheit).



III. Streitfragen in Wortarttheorie.


Bei der Klassifikation der Wortarten gehen die Gelehrten von verschiedenen Standpunkten aus. Sie berücksichtigen unterschiedliche Kriterien. Zu den wichtigsten Streitfragen gehören:


  • Oft werden Pronomen und Numerale nicht als besondere Wortart behandeln (Пешковский). Er schlug vor, Pronomen und Numerale unter 3 anderen Wortarten zu verteilen:

    —Pronominale Substantive: ich, du;

     Zahlsubstantive:  eins, zwei, drei usw.

    —pronominale Adjektive: mein, dein;

    Zahladjektive: der zweite, dritte, usw.

    —pronominale Adverbien: wie, so

    Zahladverbien: erstens, zweitens.

    Einen ähnlichen Standpunkt vertritt Ludwig Sütterlin. Sein Kriterium ist Formbildung.


  • In vielen Grammatiken werden Adjektive und qualitative Adverbien in einer Wortart zusammengefasst. Man nennt das Adjektivadverbien (Jacob Grimm, Hermann Aul, Ludwig Sütterlin, Hanz Glinz, Wilhelm Schmidt, Paul Grebe):

     *Das Mädchen ist schön; Das Mädchen singt schön.

    Im 1. Satz ist „schön“ Adjektiv. Die allgemeine Bedeutung ist die Bedeutung der Eigenschaft. Es ist Prädikativ, ein nominaler Teil. Das Wort ist veränderlich: schön—schöner—am schönsten.

    Im 2. Satz ist „schön“ Adverbialbestimmung der Art und Weise. Das Wort ist unveränderlich; beide Wörter sind Homonyme, aber sie sind verschiedene Wortarten.

  • In vielen deutschen Grammatiken fasst man alle unveränderliche Worten in eine Wortart zusammen und nennt man Inflexibilia: Ah; heute; und; zu; in. Das ist nicht korrekt. Diese Wörter funktionieren unterschiedlich, d.h. sie haben unterschiedliche Funktionen und Bedeutung.

  • In vielen deutschen Grammatiken werden die Modalwörter nicht als eine besondere Klasse behandeln. Man zählt sie zu Adverbien. Das ist auch nicht korrekt, weil die Modalwörter eine selbständige Wortart bilden:

    *Ich fühle mich hier wohl.

    *Sie ist wohl krank.

    Im ersten Satz ist „wohl“ ein Adverb. Es bezeichnet einen Umstand. Es ist adverbiale Bestimmung  der Art und Weise (grammatische Funktion). Das Wort ist veränderlich, hat die grammatische Kategorie der Steigerungsstufe.

    Im zweiten Satz ist „wohl“ ein Modalwort (Modalität der Vermutung). Es ist  kein Satzglied, prägt die Modalität des ganzen Satzes. Es ist nicht veränderlich.


  • In vielen deutschen Grammatiken wird der Artikel nicht wie eine besondere Klasse betrachtet, sondern man spricht von Artikelwörter: der|mein; mein|dieses; welchen|alle; einige. Artikel ist aber eine besondere Wortart:

    *der Tiger ist ein Raubtier.

    *Dieser Tiger tritt im Zirkus auf.

    Im ersten Satz ist „der“ ein Artikel, denn er hat keine lexikalische Bedeutung, kein Satzglied, aber er dient für Bildung der analytischen Form der Substantive. Er hat 4 Kategorien: Kasus, Zahl, Bestimmtheit/Unbestimmtheit; Geschlecht.

    Im zweiten Satz „dieser“ ist ein Demonstrativpronomen, hat verweisende Bedeutung (verweist auf eine Eigenschaft). Es ist ein Satzglied (Attribut), ist veränderlich, hat drei Kategorien: Geschlecht, Kasus, Zahl.


IV. Austausch zwischen den Wortarten.


Die Wortarten bilden ein System, aber kein geschlossenen System. Die Wortarten gehen leicht ineinander über, dabei verändern sich die allgemeine Bedeutung, die grammatische Funktion, die Valenz. Am produktivsten ist die Substantivierung aller Wortarten, besonders Adjektive und Infinitive: *sie ist eine schöne Frau. Die Schöne besucht oft den Schönheitssalon. *Man muss jeden Tag turnen. Die Schüler haben heute zwei Stunden Turnen.


Produktiv sind die Prozesse der Adjektivierung und Adverbialisierung der Partizipien: *schicken-schickte-geschickt; *Man hat den Jungen in die Apotheke geschickt. Der in die Apotheke geschickte Junge kommt bald zurück. Das ist ein geschickter (Adj: ловкий) Junge. Dieser Junge arbeitet sehr geschickt (Adv.).


Selbständige Wortarten können in Funktionswörter übergehen, z.B. Präpositionen und Konjunktionen: * Das ist ein langer Laut. Laut Gesetz sind alle Menschen gleich.


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


Die Einleitung in der Morphologie


  1. Gegenstand der Morphologie. Begriff des Paradigmas und der grammatischen Kategorie.

  2. Arten der grammatischen Kategorie.

  3. Synthetische und analytische Formen und Mittel.

  4. Vieldeutigkeit der grammatischen Formen und ihre Synonymie.

    I. Gegenstand der Morphologie.

    Begriff des Paradigmas und der grammatischen Kategorie.

    In dem Bereich der Morphologie gehören:


  • Die Lehre von den Wortarten;

  • Die Paradigmatik der Wortarten (das Formensystem flektierender Wortarten)

  • Die Lehre von der grammatischen Kategorie flektierender Wortarten.

    Die grammatischen Kategorien sind besondere Art, die die lexikalische Zeichen überlagen und die Wörter zu einer Äußerung gestalten. Die grammatische Kategorien sind zweiseitig: sie haben Form und Bedeutung. Die grammatische Kategorie bezeichnen nicht Gegenstände, sondern die Beziehungen zwischen ihnen. Die Form der grammatischen Kategorie ist das Paradigma, d.h. die Opposition (Gegenüberstellung) von zwei oder mehreren Antonymenformen in Rahmen einer grammatischen Bedeutung. Eine Wortart kann einige Oppositionen haben, diese Oppositionen heißen Mikroparadigma, die grammatische Kategorien bilden. Das System der Mikroparadigma heißt das Makroparadigma, es bildet ein System der grammatischen Kategorien einer Wortart.

    Mann

    Mann

    (Sg)

    Männer

    (Plural)

            GK der  Zahl

    Der

    (N; G; D; A)

    Ein

    (N; G; D; A)

    Die

    (N; G; D; A)

    (N; G; D; A)

    GK der Un/Bestimmtheit 

    GK des Kasus

       

    Eine grammatische Kategorie existiert nur dort, wo es eine Opposition gibt. die Opposition können zweigliedrig sein (Sg/Plural); dreigliedrig (Positiv; Komparativ; Superlativ); viergliedrig (N; G; D; Akk.); sechsgliedrig (Formen der Verben). Wo es keine Opposition gibt, gibt´s keine grammatische Kategorie:

    *Diese Rakete fliegt zum Mars.

    Das Wort „Mars“ hat nur eine Kategorie (Kategorie des Kasus). Andere Kategorien sind fremd, denn es gibt keine Oppositionen zwischen Sg und Plural, Un- und/Bestimmtheit.

    II. Arten der grammatischen Kategorie.

    Admoni unterscheidet drei Arten der grammatischen Kategorie:


  • Logisch-grammatische Kategorien drücken objektive Beziehungen der Realität aus (Zahl und Kasus der Substantive, zum Teil Steigerungsstufen):

    *Unsere Gruppe zählt zehn Studenten (Plural);

    *Wie hören einen Vortrag (Akkusativ: Objekt der Handlung)

    *Berlin ist größer als Hamburg (Komparativ);

  • Kommunikativ-grammatische Kategorien  drücken die Beziehungen zwischen Unterschiеden in der Welt vom Standpunkt des Sprechers aus (Zeit, Genus, Person, Modus, Un-/Bestimmtheit; zum Teil Steigerungsstufen); das sind subjektive Kategorien:

    *Dieses Buch ist interessanter als jenes. 

  • Strukturell-grammatische Kategorien dienen zur formalen Organisierung der Rede. Dazu gehören Geschlecht, Kasus, Zahl der Adjektive, die inhaltlich nicht motiviert sind. Sondern das sind relative grammatische Kategorien, die die entsprechende Kategorie des Substantivs wiederspiegelt:

    *Ein schönes Mädchen.

    Jede grammatische Form des Wortes wird durch bestimmte grammatische Mittel ausgredrückt:

    *Sie liest gern:

    GF: 3. Person, Sg, Präs. Ind. Aktiv;

    GM: Brechung (e—ie); Personalendung;

    Die grammatische Form und die grammatische Mittel können synthetisch und analytisch  sein.

    Die synthetischen Mittel verändern die Lautform des Wortes: *lesen — liest.

    III. Synthetische und analytische Formen und Mittel.

    Die synthetischen Mittel sind:

  • Die innere Flexion (Ablaut, Brechung, Umlaut, Konsonatenwechsel);

  • Die äußere Flexion (Präfix ge-; Suffixe — Seigerungsstufen; Infinitivsuffixe -en; Präteritumsuffix –te; Suffixe der Partizipien I und II; Konjunktivsuffix –e; Personalendungen und Kasusendungen);

    Anmerkung: wenn die Formen von verschiedenen Wurzel gebildet werden, werden sie Superlative Formen genannt:

    *ich — meiner — mich — mir;

    Gut — besser — am besten;

    Sein — war —gewesen.

    Analytische Formen bestehen mindestens aus zwei Wortformen. Zu diesen Formen gehören:


  • Hilfsverben

  • Partizip II

  • Infinitiv

  • Der Artikel

    Ich habe gearbeitet:

    GB: Vergangenheit;

    GF: Perfekt;

    GM: Hilfsverb + Partizip II

    IV. Vieldeutigkeit der grammatischen Formen und ihre Synonymie.

    Die meisten grammatischen Formen sind vieldeutig (mehrdeutig); Arten der Vieldeutigkeit:


  • Die synchronische: bei der synchronischen Vieldeutigkeit überschneiden sich in einer Wortform einige grammatische Kategorien, deshalb hat jede Wortform eigene kategoriale Bedeutung:


du schreibst

angesprochen

einzeln

Gegenwart

real

vom Satzsubjekt ausgehend

2. Person

Sg.

Präsens

Indikativ

Aktiv


  • Die kontextuelle Vieldeutigkeit wird durch den Kontext bedingt. Die Hauptbedeutung des Präsens ist die Bedeutung der Gegenwart: *Wir studieren Deutsch.

    Aber die Form Präsens kann in verschiedenen Kontexte andere grammatische Bedeutungen erhalten, z.B.


  • die Bedeutung der Vergangenheit: *Fahre ich gestern in der U-Bahn, das steigt meine Freunden ein.

  • Die Bedeutung der Zukunft: *Morgen fahren wir aufs Land.

  • Die Bedeutung der Aufforderung: *Du bleibst zu Hause. 

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Das Verb


  1. Allgemeine Charakteristik

  2. Morphologische Klassifikation

  3. Strukturell-semantische Klassifikation

  4. Die Valenz der Verben.

    I. Allgemeine Charakteristik

    Verb — eine der wichtigsten und größten Wortarten. Die Verben machen 25% des Wortschatzes aus. Die Verben bezeichnen Prozesse (Vorgänge, Handlungen, Zustände). Die Vollverben haben nur eine grammatische Funktion im Satz — Funktion des Prädikats. Das Verb ist veränderlich, d.h. kongruiert. Es hat maximal fünf grammatische Kategorien:


  • Person,

  • Zahl,

  • Zeit,

  • Modus (наклонение),

  • Genus (залог).

    *Er übersetzt einen Text (3 Per; Präs. Ind. Akt.);

    *Es schneit (Präs. Ind.)

    Intransitive Verben haben 91 Formen (vi — непереходный), transitive Verben haben 177 Formen (vt — переходный, т.е. требующий после себя дополнения в винительном падеже без предлога);

    II. Morphologische Klassifikation

    Morphologische Klassifikation beruht auf den 3 Grundformen:


  • Infinitiv


  • Präteritum

  • Partizip II


  1. Die meisten Verben sind schwach:  lernen — lernte — gelernt.

  2. Eine viel kleinere Gruppe bilden die starken Verben (etwa 160 Wurzelverben): stehen — verstehen — aufstehen;

  3. Es gibt noch eine Gruppe: das sind die Verben mit dem Präsensumlaut (rückumlautende): *nennen — nannte — genannt. Aus der Sprachgeschichte: nannjan — en; nannj — nennen;

  4. Die Verben Präterito-Präsenti (Modalverben+das Verb „wissen“) — в 1. и 3. Лице в настоящем времени нет окончания, также как и в претерите.

  5. Unregelmäßige Verben (3 Grundformen nicht nach den Regeln gebildet werden):

    *haben, sein, werden, gehen, stehen, bringen, tun.

    Die schwachen Verben bilden die 3 Grundformen mit der Hilfe –(e)te (Prät.), ge- + -(e)t (P. II);

    Die starken Verben haben den Ablaut. Sie bilden Präteritum ohne Suffixe und Partizip II — ge- + -(e)n: loben — lobte— gelobt; bleiben — blieb — geblieben.

    Klassifikation der starken Verben:


  1. Die erste Klassifikation der Verben wurde in der historischen Grammatik unternommen. Alle starken Verben wurden wegen des Ablautvokals in 7 Ablautreihen aufgeteilt. Das Prinzip heißt der Prinzip der Analogie: *schreiben — schrieb — geschrieben;

  2. Die moderne Grammatik unterscheidet 8 Ablautreihen (Schendels). Die Basis und Grundlage bilden 7 Ablautreihen der historischen Grammatik. Zur 8. Ablautreihe gehören die Verben, die durch phonetische Veränderungen ihre frühere Ablautreihen verfassen und neue Merkmale entwickelt haben:

    *fechten—focht—gefochten; schmelzen — schmolz — geschmolzen.

  3. An vielen deutschen Grammatiken 3 Ablautreihen vorgeschlagen:


  • Verben, wo der Stammvokal in allen Formen unterschiedlich ist: *gehen—ging—gegangen; singen—sang—gesungen;

  • Verben, wo der Stammvokal im Infinitiv und Partizip II zusammenfällt: * laufen—lief—gelaufen; kommen—kam—gekommen;

  • Verben, wo der Stammvokal im Präteritum und Partizip II gleich sind: * lügen—log—gelogen; fliegen—flog—geflogen.

    III. Strukturell-semantische Klassifikation

    Die erste Klassifikation ist die Klassifikation nach dem Anteil des Verbs, an der Geschehensbeziehung:


  • Vollverben; sie bezeichnen Zustände und Handlungen: *sitzen, schlafen; sie fungieren im Satz als verbales Prädikat.

  • Hilfsverben: sie haben keine selbstständige lexikalische Bedeutung und haben nur formbildende Funktion, d.h. sie dienen zur Bildung der analytischen Zeitformen.

  • Modalverben: sie haben modale Bedeutung (Wunsch, Möglichkeit). Im Satz bilden sie zusammen mit dem Vollverb zusammengesetztes verbales Prädikat.

  • Verben der Aktionalität: sie bezechen nur die Phasen einer Handlung: Anfang, Ende, Dauer: *anfangen, beginnen, aufhören, fortsetzen, versuchen, pflegen. Im Satz bilden sie zusammen mit dem Vollverb ein zusammengesetztes verbales Prädikat.

  • Funktionsverben: sie haben keine selbstständige lexikalische Bedeutung. In Verbindung mit einem adverbalen Substantiv bilden sie im Satz ein phraseologisches Prädikat: *Hilfe leisten, Eindruck machen, in Erfüllung gehen.

  • Kopulative Verben: sie haben keine selbständige lexikalische Bedeutung. In Verbindung mit dem Prädikativ bilden sie ein zusammengesetztes nominales Prädikat: Heute ist es warm.

    Klassifikation nach dem Charakter des Geschehens:


  • Handlungsverben: das sind transitive Verben; bilden Perfekt mit „haben“; sind passivfähig; das Partizip II kann attributiv gebraucht werden:

    *Ich habe einen Brief geschrieben.

    *Der Brief wurde von mir geschrieben.

    *Der geschriebene Brief liegt da.

    Handlungsverben haben die Funktion des einfachen verbalen Prädikats.

  • Vorgangsverben: das sind intransitive Verben; bezeichnen einen Vorgang, eine Veränderung in der Verfassung von Menschen oder Dinge (Ortveränderung; Zeitveränderung; Zustandsverändrung): *gehen, laufen, tauen, aufstehen. Diese Verben bilden kein Passiv; sie bilden Perfekt mit „sein“, das Partizip II kann nicht attributiv gebracht werden. Im Satz ist es ein einfaches verbales Prädikat: ich bin eben gekommen.

  • Zustandsverben: intransitive Verben; bezeichnen einen Zustand (konstante Lage) von Menschen; bilden Perfekt mit „haben“, haben kein Passiv; das Partizip II kann nicht attributiv werden: *schlafen, liegen, setzen. Sie hat jetzt geschlafen.

  • Geschehensverben: bezeichnen ein Geschehen: *passieren, gelingen, geschehen. Sie bilden das Perfekt mit „sein“, kein Passiv haben, im Satz sind sie ein einfaches verbales Prädikat: *Was ist passiert?; Der Versuch ist gelungen?

  • Witterungsverben: bezeichnen Klimaerscheinungen; bilden das Perfekt mit „haben“, kein  Passiv haben, das sind unpersönliche Verben, haben keine Kategorie der Zahl, Genus, Person: *es schneit; es hat geregnet.

    Die Klassifikation nach dem Geschehensablauf (nach der Aktionsart—способу действия):

    Man muss die Aktionsart und den Aspekt nicht verwechseln. Im Russischen gibt´s Kategorie des Aspekts, d.h.  wir unterscheiden imperative und perfektive Verben. Im Deutschen gibt´s diese Kategorie nicht. Aber in den beiden Sprachen unterscheidet man die Verben nach der Aktionsart:


  • Kursive Verben (nicht begrenzte Verben): sie zeigen einen dauernde Handlung, ohne Grenzen anzuzeigen (lieben, stehen, blühen);

  • Terminative Verben (begrenzte Verben): Sie geben an, ob die Handlung beginnt oder endet.

    Deutsche terminative Verben und ihre Entsprechungen im Russischen:


Deutsche terminative Verben

Russische /

несовершенный

Russische/

совершенный

bringen

приносить

принести

kommen

приходить

прийти

einschlafen

засыпать

заснуть


Im Deutschen gibt es keine Kategorie der Aspekten (вид), aber die Opposition vollzogen/unvollzogen kommt im System der Partizipien: *der erwachende Mensch; der erwachte Mensch.


Für das Partizip II gilt die folgende Regel: der selbstständige Gebrauch des Partizips II als Attribut ist nur der terminalen Verben eigen. Das Partizip II der intransitiven kursiven Verben kann nicht als Partizip auftreten und dient zur Bildung der analytischen Zeitformen: *erwachen — der erwachte Mensch(+) — wachen — der gewachte Mensch (-);


IV. Die Valenz der Verben.


Die Klassifikation der Verben nach der Valenz:


Valenz — die Fähigkeit des Verbs eine bestimmte Anzahl von Leerstelle (вакантная позиция), um sich zu eröffnen, d.h. die Zahl und die Art der Aktanten zu bestimmen, die das notwendige Minimum des Satzes bilden.


In der verbo-zentrischen Satztheorie wird das Verb als Satzmittel betrachtet. Als Satzzentrum hat das Verb zweifache Valenz:


  • Die linksgerichtete Valenz (Subjekt);

  • Die rechtsgerichtete Valenz (Objekt/Adv. Bestimmung);

    Nach der Valenz unterscheidet man 4 Gruppen von Verben (E=Ergänzung; V=Verb):


  • Einstellige Verben (E1-V): *wir arbeiten;

  • Zweistellige Verben (E1-V- E2): *Wir besprechen einen Roman;

  • Dreistellige Verben (E1-V-E2+E3): *Ich danke dir für die Hilfe.

  • Vierstellige Verben (E1-V-E2+E3+E4): *Er wirft ihn den Handschuh ins Gesicht.

    Die Valenz des Verbs wird durch die Abstrichmethode bestimmt:

    *(Am 8. März) gratulieren wir (immer) der (geliebten) Dozentin zur (Internationalen) Frauentag.

    Für eine gründliche Bestimmung der Valenz braucht man 3 Phasen:


  • Die Bestimmung der Zahl der Aktanten: *wir besprechen einen Roman (I „besprechen“ — zweistellig)

  • Die grammatische Form: * II „besprechenSN“ — substantivisches Wort im Nominativ; „besprechenSA — substantivisches Wort im Akkusativ.

  • Die Semantik:  III „besprechen: SN—Mensch; SA—Gegenstand (der Lebewesen).

    Die Kategorien des Verbs.

    I. Die Kategorie der Person.

    Die Kategorie der Person bezeichnet die Rolle im Gespräch. Ihre Existenzform ist eine dreigliedrige  Opposition:


  • GB — Grammatische Bedeutung: sprechen - angesprochen - besprochen;

  • GF— Grammatische Formen: 1. Person; 2. Person; 3. Person;

  • GM — Grammatische Mittel: Personalendungen: 1. e/en; 2. st/t; 3. t/en.

    Alle Verben besitzen diese Kategorie (außer unpersönlicher Verben).

    II. Die Kategorie der Zahl:

    Die Kategorie der Zahl drückt quantitative Beziehungen aus. Ihre  Existenzform ist eine zweigliedrige Opposition:


  • GB: Einzahl-Mehrzahl;

  • GF: Sg. - Pl.

  • GM: Personalendungen.

    Unpersönliche Verben haben diese Kategorie nicht.

    III. Die Kategorie der Zeit:

    Die Kategorie der Zeit drückt zeitliche Beziehung aus. Die Existenzform dieser Kategorie ist 6-gliedrige Opposition. 6 Zeitformen ermöglichen es die zeitliche Beziehung absolut und relativ darzustellen, deshlab unterscheidet man zwischen absoluten und relativen Zeitformen, die absolute und relative Zeiten bezeichnen:


  • Absolute Zeiten:

    —Vergangenheit (Präteritum: im Monolog; Perfekt: im Dialog),

    —Gegenwart (Präsens),

    — Zukunft (Futurum I).

    Die absoluten Zeiten sind auf diesem Redemoment bezogen (Gegenwart), vor Redemoment (Vergangenheit) nach Redemoment (Zukunft).

    Diese absoluten Zeiten werden durch spezialisierte Zeitformen ausgedrückt:

  • paradigmatische Bedeutung (Hauptbedeutung):


  • Vergangenheit: Präteritum (im Monolog); Perfekt (im Dialog);

  • Gegenwart (Präsens);

  • Zukunft (Futurum I).


  • Relative Zeiten sind:

    —Gleichzeitigkeit;

    — Vorzeitigkeit;

    — Nachzeitigkeit.

    Die relativen Zeiten sind auf dem Zeitpunkt einer anderen Handlung bezogen.


 

Gleichzeitigkeit

Vorzeitigkeit

Nachzeitigkeit

Gegenwart

Präs.+ Präs.

Perfekt

Präsens

Zukunft

Fut. I + Fut. I

Perfekt

Fut. I

Vergangenheit

Prät.+Prät.;Perf.+Perf.

Plusquamperfekt

Präteritum


Gleichzeitigkeit: *Die Mutter kocht das Essen und der Vater liest die Zeitung. Die Mutter wird das Essen kochen und der Vater wird die Zeitung lesen. Die Mutter kochte das Essen und der Vater las die Zeitung.


Vorzeitigkeit: * Wenn es geklingelt hat, betritt der Lehrer die Klasse. Wenn es geklingelt hat, wird der Lehrer die Klasse betreten. Wenn es geklingelt hatte, betrat der Lehrer die Klasse.


IV. Die paradigmatische Bedeutung des Präsens ist die Bedeutung  von Gegenwart:


*Wir studieren Deutsch.


Kontextuelle Bedeutung:


  • Bedeutung der Zukunft: * Am Wochenende fahren wir aufs Land.

  • Bedeutung der Vergangenheit: *Sitze ich gestern zu Hause, da rufst du mich an.

  •  Bedeutung der Aufforderung: *Heute bleibst du zu Hause!

    Kategorie des Modus


  1. Kategorie des Modus.

  2. Der Imperativ als selbständige kategoriale Form.

  3. Der Indikativ.

  4. Der Konjunktiv: Oppositionsverhältnisse im Mikroparadigma.

  5. Die Modi, Modalfeld.

    I. Kategorie des Modus.

    Die Kategorie des Modus charakterisiert das Geschehen hinsichtlich der Realität. Es ist eine zweigliedrige Kategorie, d.h. es werden zwei Bedeutungen gegenüber gestellt:


Grammatische Bedeutung

Realität

Irrealität

Grammatische Form

Indikativ

Konjunktiv

Grammatische Mittel

-e (=)


 *Morgen fliege ich nach Berlin.


Morgen würde ich nach Berlin fliegen.


II. Der Imperativ als selbständige kategoriale Form.


In der normativen Grammatik werden drei Modi unterscheiden:


  • Indikativ;

  • Konjunktiv;

  • Imperativ.

    Aber das ist nicht ganz korrekt, weil der imperativ in semantischer, paradigmatischer und syntagmatischer  Hinsicht nicht zu einer Kategorie gehört.


  1. Der Imperativ wird in der modernen Grammatik als eine selbständige kategoriale Form angesehen, d.h. Imperativ steht dem Indikativ und Konjunktiv isoliert gegenüber:


Aufforderung

Nichtaufforderung

Imperativ

Nicht Imperativ (Konjunktiv und Indikativ)


  1. Der Imperativ  hat  nicht alle Personalformen, ist nur die 2. Person Sg/Pl. bezogen. Es gibt noch zwei Beschreibungsformen: Höflichkeitsform: 1.Person Plural;

    *Lies! Lest! Lesen Sie! Lesen wir!

  2. In der syntagmatischen Hinsicht wird der Imperativ nur in Aufforderungssätze gebraucht. Indikativ und Konjunktiv werden dagegen in Aussage- und Fragesätzen gebraucht.

    *Erzähle den Text nach!

    Er erzählt den Text nach.

    Er würde diesen Text nacherzählen.

    Erzählt er den Text nach?

    Würde er den Text nacherzählen?

  3. Die Konjugationsformen haben andere grammatische Bedeutung im Vergleich zu den Formen des Indikativs: z.B. Präteritum Indikativ bezeichnet Vergangenheit; Präteritum Konjunktiv — Gegenwart, Zukunft. 

    III. Der Indikativ.

    Der Indikativ wird als normaler Modus bezeichnet, weil die Ausgangsform des Verbs ist. Der Indikativ bezeichnet die Realität in allen Zeiten.

    IV. Der Konjunktiv: Oppositionsverhältnisse im Mikroparadigma.

    V. Die Modi, Modalfeld.

     Der linguistische Terminus „Feld“ bezeichnet ein System von grammatischen und lexikalischen Mitteln zum Ausdruck einer Bedeutung. Jedes Feld hat den Kern und Peripherie. Zum Kern gehören Sprachmittel, die für diese Bedeutung typisch sind. Die Peripherie bilden die Sprachmittel, die in der gegebenen Bedeutung selten auftreten:


  1. Der Kern des modalen Feldes bilden die grammatische Kategorie des Modus (Indikativ; Konjunktiv)

  2. Auf der Eben der morphologischen Form liegt die Transposition des Futurum I und II zum Ausdruck der Modalität der Vermutung:

    *Sie wird wohl krank sein. Gestern wird sie krank gewesen sein. Sie wird alles verstanden haben.

  3. Auf der Ebene der Wortgruppe liegt Verbindungen der Modalverben mit dem Infinitif. Man unterscheidet:


  • Freie Wortfügungen: *Ich möchte ein  Auto kaufen;

  • Grammatikalisierte idiomatische Wortfügungen: *Sie will alles verstanden haben

  • Zur mittelbaren Darstellung: *In unserem Staat sollen Wahlen stattgefunden haben.


  1. Idiomatische Fügungen „sein+zu+Invinitiv“; „haben+zu+Infinitiv“.


  • haben+zu+Infinitiv bedeutet die Notwendigkeit: *Ich habe hier vieles zu erledigen.

  • sein+zu+Invinitiv bedeutet Möglichkeit, Notwendigkeit hat die passivische Bedeutung; * Da ist nichts zu machen (ничего не поделаешь); Dieser Text  ist schriftlich zu übersetzen.


  1. Modalwörter Bedeutungen:


  • Vermutung: *Er ist wohl (vielleicht) zu Hause.

  • Wirklichkeit: * Er ist bestimmt zu Hause.

    Kategorie des Genus


  1. Grammatische Kategorie der Genera verbi.

  2. Die Oppositionsverhältnisse zwischen Aktiv und Passiv;

  3. Das 2-und 3gliedrige Passiv;

  4. Das 1-gliedrige Passiv (die subjektlose Passivkonstruktion);

  5. Das Zustandspassiv (das Stativ);

  6. Das Passivfeld.

    I. Grammatische Kategorie der Genera verbi.

    Die grammatische Kategorie der Genera verbi bezeichnet die Richtung der Handlung: die Handlung geht vom Satzsubjekt aus oder die Handlung auf das Satzsubjekt gerichtet; diese Kategorie ist nur den transitiven Verben eignet.

    II. Die Oppositionsverhältnisse zwischen Aktiv und Passiv

    Die Existenzform dieser Kategorie ist die zweigliedrige Opposition: Aktiv—Passiv;

    Aktiv: die Handlung geht vom Satzsubjekt aus; Handlungsträger ist Satzsubjekt.

    Passiv: die Handlung ist auf das Satzsubjekt gerichtet; Satzsubjekt ist die Zielpunkt der Handlung:

    *Der Schüler fragt. Der Schüler wird gefragt.    

    Eine Reihe von den transitiven Verben besitzt die Kategorie des Genus nicht, weil sie keine Arbeit, keine Tätigkeit bezeichnet: * haben, bekommen, erfahren, wissen, kennen, kosten (Wert haben), wiegen (ein Gewicht haben).

    III. Das 2-und 3gliedrige Passiv

    Das zweigliedrige Passiv ist ein Satz, der nur aus den Satzsubjekt und einem Prädikat im Passiv besteht, d.h. der Handlungsträger wird nicht genannt.

    Der Grund dazu, dass der Handlungsträger nicht genannt wird:


  • Das Agens ist allen bekannt und braucht nicht genannt zu werden: *Ich wurde in dieser Stadt (z.B. von meinen Eltern) geboren.

  • Der Handlungsträger ist nicht bekannt und kann nicht genannt werden: * In unserer Stadt wird viel (?) gebaut.

    Das gebrauchte zweigliedrige Passiv ist besonders für die geschriebene Sprache typisch (Sachtexte).

    Das dreigliedrige Passiv ist ein Satz, in dem der Handlungströger, die Handlung selbst und Zielpunkt des Handels (Patiens) genannt sind: *Die Testarbeiten (Patiens) werden vom Lehrer geprüft.

    Mittel zum Ausdruck des Agens:


  1. Von + Dativ; Das ist eine aktiv wirkende Kraft:


  • Lebewesen;

  • Automatisierte Vorrichtungen;

  • Naturerscheinungen.

    *Sie wurde von einem Hund gebissen. Der Hund wurde von einem Auto angefahren. Ein Teil der Ernte wurde vom Hagel vernichtet.


  1. Durch + Akkusativ; Das ist ein Mittel oder Vermittler

    *Das Subjekt wird durch ein Pronomen ausgedrückt. Die Blumen wurden mir durch einen Postboten übergeben.

  2. Mit + Dativ: Das ist immer ein Instrument:

    *Die Wäsche wurde mit der Waschmaschine gewaschen.

    IV. Das 1-gliedrige Passiv (die subjektlose Passivkonstruktion)

    Das 1gliedrige Passiv — ein Satz, in dem weder das Agens noch das Patiens genannt werden. Streng genommen ist es kein Passiv, weil  die Richtung der Handlung nicht angegeben wird. Diese Form ist nicht nur den transitiven Verben eigen sondern auch den intransitiven: * Hier wird nicht gebadet. Hier wird nicht gearbeitet.

    Man nennt diese Form das Homonym des Passivs; formal ist das Passiv, aber diese Form hat keine passivische Bedeutung, keine Richtung, nur  die Handlung selbst. Am häufigsten wird diese Konstruktion beim Verbot eingewendet:

    *Hier wird nicht geparkt. Hier wird nicht geraucht.

    V. Das Zustandspassiv (das Stativ);

    Das Zustandspassiv (sein + Partizip II) ist neben den Vorgangspassiv (werden + Partizip II). Die zweite Art der analytischen Passivform im Deutschen, der Vorgangspassiv bezeichnet einen Prozess, der Zustandspassiv bedeutet das Resultat:

    *Die Bibliothek wird um 10 Uhr geöffnet. Die Bibliothek ist den ganzen Tag geöffnet. Das Vorgangspassiv hat 6 Formen; das Zustandspassiv hat nur zwei Formen (Präsens und Präteritum):


  • Das Präsensstativ — Synonym von Perfekt Vorgangspassiv: *Wenn die Arbeit geendet (worden) ist, werden wir nach Hause gehen.


  • Das Präteritum Stativ — Synonym von Plusquamperfekt Vorgangspassiv: *Nachdem die Arbeit beendet (worden) war, gingen wir nach Hause.

    Vorgangspassiv und Zustandspassiv sind analytische Formen des Verbs, deshalb sind sie im Satz ein einfaches verbales Prädikat. Man darf das Stativ mit dem zusammengesetzten nominalen Prädikat „sein + Adjektiv“ nicht verwechseln. Die Adjektive bezeichnen Eigenschaften; die Partizipien bezeichnen einen Vorgang oder ein Prozess:

    *Das Glas ist voll.

    Das Glas ist gefüllt.

    VI. Das Passivfeld.


  1. Den Kern des Passivfeldes bildet die Passivform des Verbs.

  2. Rein passivische Bedeutung haben folgende Gruppen:


  • Bekommen (erhalten, kriegen) + Partizip II: *Ich habe diese Uhr geschenkt bekommen. Mir wurde diese Uhr geschenkt.

  • Funktionsverb + adverbales Substantiv: *Mein Wunsch ist in der Erfüllung gegangen . mein Wunsch wurde erfüllt.


  1. Die passivische Bedeutung verbindet sich in folgenden Strukturen:


  • Sein + zu + Infinitiv: Alle Fehlen sind zu kongruieren.

  • Bleiben + zu + Infinitiv: Da bleibt nicht viel zu machen.

  • Lassen + zu + Infinitiv: Diese Uhr lässt sich reparieren.

  • Reflexivverben + Adverb: Das erklärt sich leicht.

  • Es gibt + zu + Infinitiv:  Da gibt´s nichts viel zu sagen.

  • Sein + Adjektiv mit dem Halbsuffix –bar; - fähig: *Dieses  Verb ist passivfähig. Dieses Gerät ist tragbar.

  • Etw/jmd. Gehört + Partizip II: Er gehört bestraft. — Er muss bestraft werden.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Das Substantiv


  1. Substantiv als Wort

  2. Die Paradigmatik des Substantivs und seine Deklinationsarten.

  3. Das grammatische Geschlecht und strukturell-semantische Klassifikation der Substantive.

  4. Kategorie des Numerus

  5. Kategorie des Kasus

  6. Kategorie der Bestimmtheit/Unbestimmtheit

  7. Der Artikel.

    I. Substantiv als Wort

    Das Substantiv ist die größte Wortart im Deutschen. 50% der Wörter sind Substantive. Die allgemeine Bedeutung des Substantivs ist Gegenständlichkeit (der Mensch, der Baum; die Universität, die Liebe, das Leben).

    Grammatische Funktion: Substantive sind satzgliederfähig; sie können in der Funktion einer jeden Satzgliedes auftreten mit Ausnahme der Funktion des verbalen Prädikats.

    Die morphologische Prägung: Substantive sind deklinierbar und haben maximal drei grammatische Kategorien: der Zahl, Bestimmheit/Unbestimmheit, Kasus. Nicht alle Substantive haben alle 3 gammatische Kategorien: einige haben nur zwei oder sogar eine grammatische Kategorie:


  • Ich trinke Tee. Der Tee ist heiß. (2 Kategorien)


  • Die Rakete fließt zum Mars. (1 Kategorie)

    II. Die Paradigmatik des Substantivs und seine Deklinationsarten.

    Das volle Paradigma des Substantivs besteht aus drei Mikroparadigma (der Zahl, des Kasus, der Best./Unbestimm). Das Substantiv hat maximal 16 Wortformen.

    Deklinationsarten der Substantive

    Es gibt drei Haupttypen der Deklination (starke, schwache, weibliche) und Nebentype wie Deklination der Eigennamen, Mischtyp)

    Starke Deklination: die meisten Maskulina und alle Neutra außer „das Herz“ (der Mann, das Buch)

    Schwache Deklination: Substantive, die Lebewesen bezeichnen:


  1. Die Substantive, die früher ein „e“ im Auslaut hatten: der Mensch, der Bär, der Herr

  2. Die Substantive, die mit einem „e“ auslauten: der Junge, der Kollege, der Löwe

  3. Maskulina mit betonten Suffix: der Student, der Kosmonaut.

    Weibliche Deklination: die Frau, die Kraft

    Mischtyp: das Herz; Maskulina, die ein „e“ auslauten, aber nicht Lebewesen bezeichnen: der Wille, der Gedanke, der Friede (n), der Haufe (n), der Buchstabe

    Deklination der Eigennamen: die meisten Eigennamen bekommen ein „es“ nur in Genetiv Singular, aber die Eigennamen, die mit „ks“ auslauten oder die Substantive auf „ie“ bekommen in allen Kasus noch eine Endung „en“ (Max- Maxens; Marie – Mariens; aber Maries ist gebräuchlicher).

    III. Das grammatische Geschlecht

     und strukturell-semantische Klassifikation der Substantive.

    Grammatisches Geschlecht: das Genus ist keine rein grammatische Kategorie, weil es keine Opposition gibt. Das ist eine lexikalisch-klassifizierende Kategorie (die Wörter werden nach der lexikalischen Bedeutung und nach den grammatischen Formen in drei Geschlechter klassifiziert). Das grammatische  Geschlecht wird durch drei Mittel ausgedrückt:


  • Durch den Artikel (der Tisch, das Buch, die Tür)

  • Durch wortbildende Suffixe (die Übung, das Mädchen, der Frühling)

  • Durch die Kongruenz des Substantivs (kaltes Wasser)

    Wie werden die Substantive unter die Geschlechte verteilt?


  • Bei den Namen der Menschen oder der Tieren ist das Genus semantisch motiviert und drückt das Geschlecht aus (z.B. der Vater, die Mutter, die Kuh, der Ochse); Kinder  und kleine Tiere sind sächlichen Geschlechts (das Kind, das Kalb, das Lamm)

  • Bei den Sachnamen und Abstrakta fehlt die semantische Motivierung bei der Klassifizierung der Substantive in drei Geschlechte, deshalb kann man oft vom Wortbildungssuffix entscheiden (alle Substantive auf -chen sind neutral); die Suffixe –ung, -keit, -heit gehören zur Bildung der Feminina, z.B. Kindheit, Möglichkeit.

  • Bei den Sachnamen und Abstrakta, die keine wortbildenden Suffixe aufweisen,  kann man das grammatische Geschlecht nach der lexikalischen Bedeutung bestimmt werden.

    IV. Kategorie des Numerus

    Kategorie der Zahl: diese Kategorie drückt quantitative Beziehung aus und die Existenzform der Kategorie ist Gegenüberstellung von  unzählbaren und zählbaren Substantive.

    Die Kategorie der Zahl ist für die unzählbaren Substantive nicht charakteristisch, weil sie keine  Kategorie der Zahl kennen:


  • die meisten Unika (die Sonne),

  • Kollektive (bei Sachnamen: Eltern, Geschwister),

  • Stoffnamen (Tee, Wasser, Milch, Kreide);

  • viele Abstrakte (die Wärme, der Hass),

  • einige Sachnamen (die Ferien, die Weihnachten);

  • einige geographische Namen (die Alpen, die Niederlande).

    Pluralbildung:  dienen drei grammatische Mittel:


  • Der Artikel (der Fahrer – die Fahrer)

  • Der Umlaut (die Tochter – die Töchter; der Sohn – die Söhne);

  • Das Suffix

    Je nach dem pluralbildenden Suffix unterscheidet man 5 Typen der Pluralbildung:


I

II

III

IV

V

(")e

-en

(")er

-/(")

-s

Maskulina

(Tag)

Feminina

(Frau-en; Tür-en)

Neutra

(Buch, Stach)

Maskulina (Vater, Lehrer, Fahrer)

Maskulina

(Park)

Neutra

(Heft-e)

Maskulina

(Kosmonaut-en, Mensch-en)

Maskulina

(Gott, Wurm, Reichtum)

Neutra (Mädchen, Büchlein)

Neutra (Kino, Auto)

Feminina

 (Kraft-Kräfte)

Neutra (Herz, Ohr, Auge, Hemd)

 

Feminina (Tochter, Mutter)

Feminina (Bar, Oma)


V. Kategorie des Kasus


Die Kategorie des Kasus: Kategorie des Kasus drückt die syntaktische Beziehung zwischen den Satzgliedern aus. Die Existenzform dieser Kategorie ist eine 4-gliedrige Opposition (N, G, D, A). Einzelne Satzglieder (Adverbialbestimmung, Objekt, Attribut) werden nicht nur durch reine Kasus ausgedrückt, sondern durch präpositionalen Kasus.


Die Funktion der einzelnen Kasus: der Nominativ ist die Grundform des Substantivs im Paradigma:


Nominativ erfüllt im Satz folgende Funktionen:


  • Das Subjekt: diese Sprache ist schwierig.

  • Prädikativ:  er ist mein Freund.

  • Prädikatives Attribut:  als junger Mann verließ er seine Heimatsstadt.

  • Apposition (приложение): Angela Merkel, Kanzlerin der BRD, weilt jetzt in Moskau.

  • Adverbiale des Vergleichs (обстоятельство сравнения): sie ist schlau wie ein Fuchs.

  • Anrede (обращение): Liebe Mutter

  • Nominativ kann einen Satz bilden: Hilfe! Feuer!

    Genetiv:


  • Das Attribut: Freude des Wiedersehens

  • Objekt: Man hat ihn eines Diebstahls beschuldigt.

  • Prädikativ: Dieses Substantiv ist sächlichen Geschlechts

  • Adverbiale Bestimmung: Zeit (eines Tages passierte ein Unglück); Ortes (Gehe deines Weges); Art und Weise (Sie kam zur Prüfung klopfendes Herzens)

    Dativ:


  • Indirektes Objekt (Ich helfe meiner Mutter);

  • Freier Dativ (dativus eticus): (Mir ist Appetit vergangen; ich putze mir die Zähne)

    Akkusativ:


  • Direktes Objekt (sie schreibt einen Brief)

  • Adverbiale Bestimmung: der Zeit (das dauert den ganzen Tag); des Ortes (Ich bin den kürzesten Weg gegangen); der Art und Weise (Er stand da, den Hut in der Hand); des Maßes und Wertes (dieses Auto hat mich einen Haufen Geld kostet)

    VI. Kategorie der Bestimmtheit/Unbestimmtheit

    Bezeichnet das Vorhandensein (Fehlen der Präinformation über einen Gegenstand beim Hörer). Die Form dieser Kategorie ist eine zweigliedrige Opposition zwischen den bestimmten Artikel (der, die, das) und  unbestimmten Artikel (-, ein/0): ich lese ein Buch; das Buch ist interessant; ich trinke Kaffee; der Kaffee schmeckt mir gut; ich lese gern Bücher; aus den Büchern wird man klug.

    Kategorie der Bestimmtheit/Unbestimmtheit ist kommunikativ grammatische Kategorie. Sie hängt vom Standpunkt des Sprechers ab.

    VII. Der Artikel.

    Der Artikel: eine besondere Wortart, erfüllt zwei Funkrionen:


  • Morphologische (bildet er analytische Formen des Substantives)


  • Syntaktische (kommunikativ grammatische Funktion) dient zum Ausdruck vom Thema und Rhema.

    Thema wird durch den bestimmten Artikel ausgedrückt; Rhema wird durch unbestimmten Artikel oder Nullartikel:

    Thema                                                       Rhema

    Der                                                            -ein/0

    *Die Kuh ist ein Haustier.

    Es gibt Fälle, wo das  Rhema im Satz durch den bestimmten Artikel ausgedrückt wird:


  • Wenn das Substantiv ein Unikum ist (Heute scheint die Sonne);

  • Wenn das Substantiv einzog möglichen Gegenstand in der konkreten Situation bezeichnet (in der Konferenz hat der Rektor gesprochen)

    Das Adjektiv


  1. Allgemeine Charakteristik des Adjektivs als Wortart

  2. Absolute grammatische Kategorie der Steigerung

  3. Relative grammatische Kategorie des Adjektivs

  4. Deklinationsarten der Adjektiven

  5. Strukturell-semantische Klassifikation der Adjektive

    I. Allgemeine Charakteristik des Adjektivs als Wortart

    Etwa 1/6 sind Adjektive mit der allgemeinen Bedeutung – Beschaffenheit, Eigenschaft eines Gegenstandes. Das sind äußere Merkmale (groß, klein), innere Eigenschaften (treu, fleißig, klug), Charakteristiken einer Handlung (Müde kam ich nach Hause), Charakteristiken anderer Eigenschaften oder Umstände (eine furchtbare lange Nacht; das Haus liegt hoch oben)

    Grammatische Funktionen:


  • Des Attributs (das ist ein trüber Tag)

  • Des Prädikativs (sie ist schön)

  • Des prädikativen Attributs (blass vor Aufregung blieb sie stehen)

  • Morphologische Prägung (Adjektiv ist veränderlich, dekliniert, hat 4  maximal grammatischen Kategorien: Geschlecht, Zahl, Kasus,  Steigerung)

    II. Absolute grammatische Kategorie der Steigerung

    Die Kategorie der Steigerung (Komparation): hat absoluten Charakter, d.h. diese Kategorie ist den meisten Adjektiven selbst eigen. Die Steigerungsstufen – relativen Grad, des Vorhandenseins, drücken vergleichenden Wert aus. Die Form der Kategorie ist dreigliedrige Opposition: unbestimmter Stärkegrad; erhöhter Stärkegrad; höchster Stärkegrad. Grammatische Form: Positiv; Komparativ; Superlativ.

    Sie unterscheiden sich durch grammatische Mittel: keine spezielle Mittel; (")er; (")st(en) (am " (sten))


  • Es gibt viele vergleichsunfähige Adjektive: wegen ihrer lexikalischen Bedeutung: *tot, rund, täglich, ärztlich;

  •  Die Kategorie der Steigerung ist auch den Qualitätsadverbien;

  • Die Vergleichsformen der Qualitätsadverbien sind Superlativ: *gut-besser-am besten: oft – häufiger – am häufigsten; bald –eher – am ehesten);

    Neben der  Bedeutung der erhöhten Stärkegrad gibt es im Sprachgebrauch einen Komparativ ohne tatsächlichen Vergleich (der unechte Komparativ subjektiver Wirkung): *z.B. Eine ältere Form ist jünger als eine alte Frau. Eine jüngere  Frau ist älter als eine junge Frau.  

    Neben dem höchsten Stärkegrad kann der Superlativ auch einen hohen Grad ohne Vergleichen ausdrücken. Elativ in der nächsten Zeit: besten Dank, bester Freund.

    III. Relative grammatische Kategorie des Adjektivs

    Die grammatische Kategorie der Kasus, Zahl, Genus haben relativen Charakter. Sie bringen das Kongruenzverhalten zu den attributiven Adjektiven und dem Bezugssubstantiv zum Ausdruck, d.h. sie wiederspiegeln die entsprechenden grammatischen Kategorien des Substantivs. Die Steigerungsstufen des attributiven Adjektivs sind syntaktische Formen, sie treten nur in der Wortgruppe. Die formalen Kategorien gehören zu den strukturell-semantischen Kategorien.

    Der Charakter der Wortfügung bestimmt die Deklinationsart des Adjektivs. Im Deutschen besteht die Tendenz nur ein Wort der Substantivgruppe mit der grammatischen Ausdrucksfähigen Endungen zu versehen. Diese Tendenz nennt Admoni die Monoflexion: 

    *Ein kalter Tag; am nächsten Tag klopfen des Herzens;

    ! Aber in Genetiv haben alle Neutra und Maskulina starker  Deklination in der Wortgruppe zwei ausdrucksfähige Endung (eines schönen Tages, meines älteren Bruders).

    IV. Deklinationsarten der Adjektiven

    Man unterscheidet zwei Deklinationsarten der Adjektive die starke  (pronominale Deklination); die schwache (nominale Deklination): süßer Tee, der ferne Osten;

    In einigen Grammatiken ist oft die Rede von der dritten Deklinationsart (von der gemischter Deklinationart aber dieser Terminus ist nicht korrekt). Es wird lieber der Terminus gemischtes Paradigma gebraucht, denn sie haben schwache und starke Endung nur im Paradigma und nicht in einer Kasusform: ein jünger Mann; eines jungen Mannes; einem jungen Mann; einen jungen Mann.

    V. Strukturell-semantische Klassifikation der Adjektive

    Die grammatische Form und die grammatische Kategorie der Adjektive sind von deren lexikalischen Bedeutungen abhängig, deshalb ist es notwendig die Adjektive in  verschiedene Klassifikationen zu unterteilen:


  1. Die Klassifikation nach der Valenz:


  • Absolute Adjektive, die keiner Ergänzung bedürfen: der Himmel ist blau.

  • Relative Adjektive, die einer  genaueren Bedeutung bedürfen: er ist seinem Vater ähnlich, ich bin heute gut  gelaunt.


  1. Die etymologisch-morphologische Klassifikation:


  • Qualitative Adjektive, die das Merkmal unmittelbar nennen (gut, kalt, jung)

  • Beziehungsadjektive (orientierungsadjektive), die einen Gegenstand durch den Hinweis auf einen anderen Gegenstand, einen Ort, eine Zeit und Ähnliches nennen. Sie sind von einem anderen Wort abgeleitet: Sonne-sonnig; Mode-modisch; modebewusst sein; dort- dortig; hier – hierig; heute-heutig.

    Die Beziehungsadjektive haben in Sprachgebrauch ihre Besonderheiten:


  1. Nach ihrer lexikalischen Bedeutung haben sie keine Steigerungsstufen: eiserne Disziplin; eiserne Ration;

  2. Die meisten Beziehungsadjektive kommen meistens in der Form des Attributs vor: die gestrige Zeitung; modische Schuhe.

  3. Sie werden immer nur unflektierter Form gebraucht (sei es in attributiven oder prädikativer Funktion): das ist eine politische Frage; diese Frage ist eine politische; das ist ein industrielles Gebiet; dieser Gebiet ist ein Industrielles.

     

    Syntax

    Der Satz


  1. Gegenstand der Syntax

  2. Das Wesen des Satzes und der Satzdefinition

  3. Besonderheiten des Satzes im Deutschen

  4. Grammatische Beziehungen im Satz

  5. Grammatische Bindemittel im Satz

  6. Grammatische Kategorien und Paradigmatik des Satzes

  7. Kommunikative Gliederung des Satzes

    I. Gegenstand der Syntax

    Die Syntax — Lehre von Aufbau der zusammenhängenden Rede. Die Haupteinheiten der Syntax sind Wortgruppen, Satz, Text. Die Wortgruppe besteht mindestens aus zwei selbstständigen Worten.

    *z.B. schönes Wetter (Das Wetter x)

                      schnell laufen (ist gelaufen x)

    Das zentrale Einheit der Syntax ist der Satz — als minimale sprachliche Einheit, mit deren Hilfe die Menschen ihre Gedanken austauschen (mit einander kommunizieren).

    Die Syntax erforscht die Struktur des Satzes, seine Semantik, seine grammatische Kategorie und befasst sich auch mit den Komponenten des Satzes (mit einzelnen Satzgliedern, mit Elementarsatzen, mit der Wort-und Satzfolge und mit den Bindemitteln im Satz sowie mit den Regeln, nach denen die Sätze gebildet werden):

    *Uni, Sprache, deutsch, Vergnügen, wir, Zeit, zu, studieren

    *Mit Vergnügen studieren wir zur Zeit an der Uni die deutsche Sprache (Wortfolge, Funktionswörter, Deklination, Konjugation).

    Die Syntax befasst sich auch mit der grammatischen Gestaltung der Texte (Textgrammatik).

    Der Satz gehört sowohl zur Sprache, als auch zur Rede. Zur Sprache gehören Satzmodelle, nach welchen konkrete Satze gebildet werden können. Zur Rede gehören konkrete Sätze, die von den Menschen nach bestimmten Satzmodellen gebildet werden können.

    Der Satz erfüllt drei Funktionen:


  1. Kognitive: besteht darin, dass die geistig sprachliche Tätigkeit der Menschen im Prozess der Erkenntnis der Welt in Form von Sätzen vor sich geht. Sätze und materielle  Hüllen unserer Gedanken.

  2. Nominative Funktion besteht darin, dass die Sätze bestimmte Sachverhalte der objektiven Welt nennen.

  3. Kommunikative Funktion besteht darin, dass die Menschen mit einander mit Hilfe von Sätzen kommunizieren. 

    Ziele der Kommunikation:


  • Erbitten (ertragen eine Information): Ist es heute kalt?

  • Menschen teilen die Information mit: Wir studieren Deutsch.

  • Wir bewegen den Gesprächspartner zur Handlung: Komm an die Tafel!

    II. Das Wesen des Satzes und der Satzdefinition

    Satz — minimale sprachliche Inhalt, die eine kognitive, nominative und kommunikative Funktionen hat (ausübt)

    In allen Sprachen hat der Satz folgende strukturelle Merkmale:


  1. Die Prädikativität – zeigt das dem Subjekt des Satzes ein positives oder negatives Merkmal zugeordnet und das prädikative Verhältnis äußert sich in der  Kongruenz des Subjektes mit der Prädikat und ist nur dem Satz eigen. Das prädikative Verhältnis ist entweder bejahend oder verneinend, d.h. die Bejahung oder Affirmation und die Verneinung (Negation) sind polare Formen der Prädikativität:

    *Ich verstehe dich (+)

    Ich verstehe dich nicht (-)

    Man unterscheidet die Satznegation und Wortnegation. Bei der Satznegation wird das prädikative Verhältnis verneint: ich bin nicht schuld daran; nicht ich bin schuld daran.

    Bei der Wortnegation wird nur ein Satzglied verneint.

  2. Die Modalität – drückt das Verhältnis zu der Aussage und Wirklichkeit vom Standpunkt des Sprechers aus. Grundformen der Modalität:


  • Die Modalität der Wirklichkeit (Realität): zum Ausdruck der Realität dient der Indikativ; *Ich habe dieses Buch gelesen

  • Die Modalität der Nichtwirklichkeit (Irrealität): zum Ausdruck der Irrealität dient Konjunktiv; *Ich hätte dieses Buch gelesen.


  1. Die intonatorische Gestaltung (fallende|terminale; schwebende|progrediente; streigende|interrogative):


  • die Intonation ist die universellste Charakteristik des Satzes (in einigen Fällen ist sie das einzige Merkmal des Satzes: Hilfe!)

  • die Intonation unterscheidet die Sätze nach der Zielstellung: Aussage-, Frage-, Aufforderungssätze: Du lernst Deutsch? Du lernst Deutsch. Du lernst Deutsch!

  • Die Intonation zeigt, ob der Satz abgeschlossen oder nicht abgeschlossen ist.


  1. Strukturelle Abgeschlossenheit (завершенность): jeder Satz besteht aus einer notwendigen Zahl des Satzglieder, die entsprechend morphologisch geformt und durch bestimmte syntaktische Mittel verbunden sind.

    Strukturelle Satzdefinition — intonatorisch-grammatisch geformte Spracheinheit, die als Hauptmittel der Gestaltung und  der Austeilung eines relativ ausgeschlossenen Gedankens dient und das Verhalten zu Aussage und Wirklichkeit vom Standpunkt des Sprechers ausdrückt.

    III. Besonderheiten des Satzes im Deutschen


  1. Zweigliedrigkeit: die meisten deutschen Sätze bestehen aus zwei Satzglieder (Subjekt und Prädikat): es ist kalt!

  2. Verbal: der verbale Charakter des Satzes: in den meisten deutschen Sätzen gibt es ein Verb: ich bin Studentin.

  3. Die gebundene Stellung der Personalform des Verbs, d.h. die Stellung der Personalform des Verbs ist an den Satztyp gebunden. Man unterscheidet 3 Stellungen des Verbs:


  • Kernstellung (Die Zweistellung) im Aussagesatz und in der Wortfrage.

  • Spitzenstellung (Erststellung) in der Entscheidungsfrage oder in einem Aufforderungssatz

  • Endstellung im Nebensatz


  1. Die Rahmenkonstruktion (die Klammer);

    Man unterscheidet 3 Arten der Rahmenkonstruktion:


  • Die verbale Klammer, wenn das Prädikat aus zwei Teilen besteht: Sie ist heute Abend mit dem Flugzeug angekommen.

  • Die nominale Klammer (in der Substantivgruppe, die ein erweitertes Attribut enthält): die heute Abend mit dem Flugzeug angekommene Touristin ist in einem Hotel angesiedelt.

  • Die Nebensatzklammer (entsteht zwischen der relativen und verbundenen finiten Form): Die Touristin, die heute Abend mit dem Flugzeug abgekommen ist, ist im Hotel angesiedelt.

    IV. Grammatische Beziehungen im Satz


  1. Das prädikative Verhältnis: verbindet das Subjekt und das Prädikat; sie kongruieren bei der Person, Zahl und beim prädikativen Substantiv auch im Geschlecht: der Junge schreibt. Sie ist Lehrerin.

  2. Die Unterordnung: es gibt drei Arten der Unterordnung:


  • Rektion

    Bei der Rektion regiert das grammatisch-führende Wort eine bestimmte Kasusform des abhängigen Gliedes; durch die Rektion werden Objekte mit dem Prädikat-, Genetiv-, oder Präpositionalattribute dem Substantiv untergeordnet:

    *ich warte auf deine Antwort. — auf Akk. Das führende Wort regiert die präpositionale Form auf+Akk.

    *das Heft des Schülers — Genetivattribut

  • Kongruenz

    Bei der Kongruenz nimmt das abhängige Glied die grammatischen Kategorien des führenden Gliedes bei und verändert dabei seine grammatische Form. Durch die Kongruenz wird das Substantiv mit einem adjektivischen Attribut verbunden (oder Zahlwort, Adjektiv, Partizip I,II):

    *Heute haben wir trübes Wetter (Sing, Akk, n; kongruiert im Zahl, Kasus, Geschlecht)

  • Anschluss

    Beim Anschluss gibt es kein bestimmtes äußeres Merkmal der Unterordnung, d.h. die From des abhängigen Wortes bleibt unabänderlich. Aber beim Anschluss ist die Kontaktstellung des führenden Wortes und des abhängigen Gliedes typisch. Durch den Anschluss werden das Prädikat mit einer adverbialen Bestimmung und das Substantiv mit einem Attribut verbunden, das durch ein Adverb oder einen Infinitiv ausgedrückt ist:

    *Sie lernt gut

    *Das Fenster rechts ist geöffnet.

    *Mein Wunsch zu studieren ist groß.


  1. Die Beiordnung

    Durch die Beiordnung werden Wörter verbunden, die in denselben syntaktischen Funktionsätzen auftreten. Das sind gleichartige Satzglieder, die konjunktionslos kongruieren können oder mit Hilfe beiordnender Konjunktion verbunden werden:

    *Ich kaufe Bücher, Hefte, (und) Bleistifte.

    V. Grammatische Bindemittel im Satz

    Die grammatischen Beziehungen zwischen den Satzgliedern im Satz werden mit Hilfe folgender grammatischen Mitteln ausgedrückt:


  • Wortfolge

    Mit Hilfe der Wortfolge werden vor allem folgende grammatische Beziehungen gebracht: die Kongruenz (Heute haben wir trübes Wetter); der Anschluss (Wetter ist heute trüb); durch die gebundene Stellung des Verbs unterscheiden wir die Sätze nach der Zielstellung: Aussage-, Frage-, Aufforderungssätze.

  • Intonation

    Durch die Intonation wird der Satz zu einer abgeschlossenen kommunikativen Redeeinheit.

  • Flexionen (+Suffixe)

    Die Flexion drückt die  Verhältnisse zwischen den flektierten Wörtern des Satzes aus. Die Personalendungen der Verben drücken das prädikative Verhältnis aus; die Kasusendungen der Substantive zeigen die Verhältnisse zwischen den Substantiven und den anderen Satzglieder, d.h. sie bringen die syntaktischen Funktionen zum Ausdruck.

  • Durch Präpositionen

    Die Präpositionen dienen zum Ausdruck der Unterordnung und zwar Rektion und des Anschlusses. Bei der Rektion verlieren die Präpositionen ihre lexikalische Bedeutung; beim Anschluss aber bleibt die lexikalische Bedeutung der Präpositionen:

    Rektion: Ich denke oft an den Sommer.

    Anschluss: Der Tisch steht am Fenster.

  • Durch Konjunktionen

    Die beiordnenden Konjunktionen dienen zur Verbindung  der Satzglieder und gleichartigen Objekte: Wir lesen Bücher und Zeitungen.

    VI. Grammatische Kategorien und Paradigmatik des Satzes

  • Die Kategorie der Redeabsicht (речевое намерение)

  • Die Kategorie der Prädikativität

  • Die Kategorie der Modalität.

    Der Satz ist eine 3-gliedrige Opposition; die grammatische Kategorie der Redeabsicht hat drei Formen — AS, FS, IS; die grammatische Kategorie der Prädikativität hat zwei polare Formen: Bejahung (Affirmation)/Verneinung (Negation); jede Form hat weitere Gliederung, die die Kategorie der Modalität bildet. Jeder Satz (sogar Wortesätze) hat diese Kategorien:

    * Hilfe! — Aufforderungssatz; Affirmation (positive Aussage); Realität ausdrückt.

    VII. Kommunikative Gliederung des Satzes

    Der Satz ist eine kommunikative Einheit, d.h. eine Mitteilungsreinheit und die kommunikative Struktur des Satzes fällt mit seiner konstituenten Struktur. Im XIX Jahrhundert führte Hermann Paul bei der Erforschung der  kommunikativen Gliederung des Satzes neue Termini ein:


  • das psychologische Subjekt

  • das psychologische Prädikat

    * Karl (psych. Subjekt) fährt morgen nach Berlin (das psych. Prädikat; adverbiale Bestimmung des Ortes und der Zeit).

    Am Ende des Satzes befindet sich das wichtigste Wort: Wohin fährt Karl morgen? Nach Berlin.

    Die Termini „psychologisches Prädikat und Subjekt“ sind aber unglücklich gewählt und haben in der Grammatik keine Verbreitung gefunden.

    Die kommunikative Satztheorie wurde in den Arbeiten von Erich Drach (Schüler von Paul) erweitert: das Wichtigste in der kommunikativen Theorie ist die Darstellung der Gesetzte der Wortfolge und ihre Rolle beim Ausdruck des kommunikativen Inhaltes des Satzes. Vor allem hat er zwei entgegengesetzte Tendenzen im Deutschen hervorgehoben:


  1. die Tendenz zur festen Wortstellung, d.h. Zweitstellung des Prädikats (die Konkretisierung); Satzmitte, Rahmenkonstruktion)

  2. die Tendenz zur Verschiebbarkeit von Subjekt, Objekt und adverbiale Bestimmung.


Karl

fährt

morgen nach Berlin

das Vorfeld (предполье);

das Bekannte; die alte Information; Thema

Satzmitte

das Nachfeld (заполье)

das Unbekannte;

Sinnwort; Rhema


Sinnwort kann man finden:


  • im geschriebenen: letzte Position

  • im mündlichen: Intonation

    *Karl fährt nach Berlin morgen. Morgen fährt Karl nach Berlin. Nach Berlin fährt morgen Karl.

    Im mehrgliederigen Nachfeld wirken folgende Gesetze der Wortstellung:


  1. Das Sinnwort hat die letzte oder die vorletzte Stellung.

  2. Die schwächste Stelle im Satz ist der Platz gleich nach dem Verb.

  3. Zwischen den schwächsten Stelle im Nachfeld und dem Sinnwort steht das Zweitwichtigste.

    Крушельницкая betont den grammatischen Charakter der kommunikativen Gliederung des Satzes. Jedes Satzglied hat einen bestimmten kommunikativen Wert: das Thema und das Rhema. Der kommunikative Wert der Satzglieder wird durch bestimmte grammatische Mittel ausgedrückt:


  • Intonation,

  • Satzbetonung

  • Wortstellung

  • Artikel

  • Genera verbi (Aktiv und Passiv);

  • Artikelgebrauch: der Schüler machte einen groben Fehler (direktes Objekt). Die Tochter liebt die Mutter. Die Mutter wird von der Tochter geliebt.

    In erweiterten Sätzen können das Thema und das Rhema mehrwortig sein. In diesem Fall sprechen wir über die Thema-, Rhemagruppe: die Studenten unserer Universität lernen die Fremdsprachen sehr gern.  In der Thema-, Rhemagruppe gibt es immer das führende Wort und die von ihm abhängige Satzglieder.

    Die Modellierung des Satzes

    Satzmodelle sind abstrakte Schemen, die die wesentlichen Züge eines Satzes darstellen. Die Satzmodelle gehören  zum Sprachsystem ihre Zahl ist übersichtlich konkrete Sätze, die nach diesen Modellen gebildet werden können, gehören zur Rede. Die Satzmodellierung ist von großer Bedeutung für die Syntaxforschung; für den praktischen Fremdsprachenunterricht; für die Maschinenübersetzung.


  1. Das älteste Satzmodell ist das Modell der Satzglieder. Es gibt 5 Satzglieder; es ist sehr einfach konkrete Sätze nach den Satzgliedern zu analysieren. Aber dieses Modell hat auch einen schwachen Punkt: die Zahl der Satzmodelle ist unübersichtlich, unzählig für die Maschinenübersetzung taugt dieses Modell überhaupt nicht.  

  2. Das Modell der unmittelbaren  Konstituenten (непосредственные составляющие). Dieses Modell beruht auf der binären Aufgliederung des Satzes. Dabei sind unmittelbare Konstituenten die maximalen Satzsegmenten, in die der Satz aufgegliedert werden kann. Jeder der unmittelbaren Konstituenten wird weiter aufgegliedert, bis man zu Satzsegmenten kommt, die nicht weiter gliedbar sind. 

    *Wir | studieren |  an der pädagogischen | Universität.

      1    |   2.1         |        2.2                      |      2.3

    Diese Methode ist  gut für die Ausgliederung  der einzelnen Satzglieder, aber es gibt auch schwache Seiten: die Zahl der Satzmodelle ist unübersichtlich; diese Methode taugt nicht für die Maschinenübersetzung; diese Methode wurde weiter entwickelt in die Theorie von Leo Temiere (Schweizer Linguist) und wurde jedes Satzmodell durch den Stammbaum dargestellt (древо зависимости)

    Satz

    WIR                                                                               studieren

                                                                                       an der Uni  

                                                                                 pädagogischen

    Die Stammbaumanalyse zeigt uns die Abhängigkeitsverhältnisse in den einzelnen Satzgliedern, deshalb ist sie für den Sprachunterricht von Bedeutung. Aber dieses Modelierungsverfahren hat derselben schwachen Seiten, wie das Modell UK.       

  3. Johannes Erben: seinem Modelierungsverfahren liegt die Valenz der Verben zugrunde. Im Deutschen gibt es 4 Gruppen der Verben nach ihrer Valenz: 1stellige; 2stellige; 3stellige; 4stellige Verben, deshalb gibt es 4 Satzmodellen nach Erben:


  • E1—V: Vater schläft.      (E— Ergänzung; V— Verb)

  • E1—V—E2: Wir besprechen ein Thema.

  • E1—V—E2—E3: Ich danke dir für Hilfe.

  • E1—V—E2—E3—E4: er wirf ihn die Handschuh ins Gesicht.


  1. Paul Grebe beschreibt 31 Satzmodell, die er in der Gruppen zusammengefasst. Im Unterschied zu Erben vertritt er nicht die verbo-zentrische Satztheorie, für ihn bildet die Satzbasis das prädikative Verhältnis: Subjekt|Prädikat (Hauptsatzglieder);

    Gruppen von Satzmodellen:


  • Ergänzungslose Sätze (das 1. Modell von Erben)

  • Satzmodell mit einer Ergänzung (das 2. Modell von Erben)

  • Satzmodell mit mehreren Ergänzungen (die 3. Und 4. Modelle von Erben)


  1. W.G. Admoni hat 12 Satzmodelle beschrieben; er nennt sie Satztypen. Zu Grunde seiner Theorie liegen zwei Prinzipien:


  1. Die Semantik des Satzmodells

  2. Die Struktur des Satzes mit Angabe der grammatischen Formen der Satzglieder.

    Satzmodelle nach Admoni:


  • SN+V= Subjekt im Nominativ+Verb= Vorgangssatz: Arbeiter arbeiten.

  • SN+V+OA= Subjekt im Nominativ+Verb+Objekt im Akkusativ=Handlungssatz: Arbeiter fällen Bäume;

  • SN+K+PrN= Subjekt im Nominativ+Kopula+Prädikativ im Nominativ=Einbeziehung des Einzelnen ins Allgemeine: Die Rose ist eine Blume.

  • SN+K+PrG= Subjekt im Nominativ+Kopula+Prädikativ im Genetiv=der innere Zustand des Gegenstandes: Er ist guter Laune.

  • SN+K+ABlok\temp= Subjekt im Nominativ+Kopula+Adverbiale Bestimmung des Lokals oder Temporals=lokale oder temporale Beziehung: Er ist im Garten (wo?); der Tag war da (wann?).

  • SN+MV+Inf= Subjekt im Nominativ+Modalverb+Infinitiv=Vorgangssatz als Variante des ersten Modells: Der Junge muss baden und schwimmen.

  • SN+haben/es gibt+OA= Subjekt im Nominativ+Verb+Objekt im Akkusativ=Zustand oder Existenz eines Gegenstandes=Ich habe Angst; es gibt Leute.

  • es+K+SN= es+Kopula+Subjekt im Nominativ=die Existenz eines Gegenstandes: Es war einmal ein König.

  • es+V=es+Verb= unpersönlicher Satz=Es schneit; es wird getanzt.

  • SG+K+Wquant= Subjekt im Genetiv+Kopula+Wort mit quantitativer Beziehung=partitiver Satz(разделительное предложение): Der Gaste waren viele.

  • SN=Subjekt im Nominativ=Existenzsatz, nominativischer Satz: Tiefe, Stille, Nacht.


  1. H. Brinckmann (Prinzip wie bei Admoni):


  • Vorgangssatz: es taut; die Blumen blühen.

  • Handlungssatz (es gibt ein transitives Verb): wir schreiben ein Diktat.

  • Adjektivsatz: der Junge ist klug.

  • Substantivsatz: das ist ein Tisch.


  1. O.I. Moskalskaja: das Kriterium für die Unterscheidung der zwei Gruppen der Satzmodellen ist das Vorhandensein oder das Fehlen des finiten Verbs:


  1. Haupttypen der Satzmodelle (mit finiten Verbalformen):


  • Zweigliedriger Satz (S+P):  wir pflücken Äpfel; kommen sie mit!

  • Formell zweigliedriger Satz: es regnet; es wird hier nicht gebadet.

  • Formell eingliedriger verbaler Aussagesatz: mich friert—es friert mich; hier wird gearbeitet—es wird hier gearbeitet.

  • Eingliedriger imperativischer Satz: Komm! Hilf mir!


  1. Sondertypen (ohne finite Verbalform):


  • Nicht verbaler eingliedriger Satz: Ja! Nein!

  • Verbaler eingliedriger Satz: Aufstehen! Still gestanden!

  • Idiomatischer Satz: Gefällt dir die deutsche Grammatik? Und ob?; Du bist faul.—Ich bin faul? Bist du verheiratet?—Ich und heiraten?

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Komplexer Satz


  1. Allgemeine Charakteristik

  2. Das Satzgefüge (die Hypotaxe)

  3. Die Satzreihe (die Parataxe)

  4. Der konjunktionsloser Satz.

    I. Allgemeine Charakteristik

    Der Komplexer Satz ist jeder Satz, deren Bestandteile eine Subjekt-Prädikat-Struktur haben, d.h. der Komplexer Satz besteht mindestens aus zwei Elementarsätzen. Die Elementarsätze können nicht immer explizit eine Subjekt-Prädikat-Struktur besitzen: Das ist gut, das du mich verstehst; Gut, dass du mich verstehst.

    In der traditionellen Deutschen Grammatik unterscheidet man nach der Art der Verbindung zwei Typen der komplexen Sätze:


  • Das Satzgefüge: die Elementarsätze werden durch unterordnete Konjunktionen oder durch Relativwörter verbunden: *Ich weiß, dass Berlin die Hauptstadt Deutschlands ist; Ich weiß, wo Berlin liegt.

  • Die Satzreihe: die Elementarsätze werden durch beiordnete Konjunktionen verbunden: *Es ist kalt und wir bleiben zu Hause.

    In der traditionellen deutschen Grammatik werden die konjunktionslose Sätze nicht als selbstständiger Typ betrachtet, sondern als Variante des Satzgefüges oder der Satzreihe. Aber das ist nicht korrekt.

    Nach der formalen Gliederung unterscheidet man zwei Gruppen:

    Die nächste Gliederung ist die semantische Gliederung, d.h. nach  den logischen Verhältnissen zwischen den Elementarsätzen.

    II. Das Satzgefüge (die Hypotaxe)

    Das Satzgefüge (die Hypotaxe) ist ein komplexer Satz, der mindestens aus einem Hauptsatz und aus einem Nebensatz besteht. Das Satzgefüge kann auch mehrere Nebensätze haben. Zwischen den Teilsätzen im Satzgefüge besteht das Verhältnis der Subordination (Unterordnung).

    Den strukturellen Grundstock des ganzen Satzes bildet der Hauptsatz. Nebensatz erfüllt die Funktion eines entfalteten Satzgliedes. Den strukturellen Gegensatz zwischen Nebensatz und Hauptsatz veranschaulichen die Entfaltungstransformation (трансформация развертывания) und Ballungstransformation (трансформация свертывания): *Er zitterte von Angst. Warum zitterte er? Er zitterte, weil er Angst hatte. Wer stark ist, darf Optimist sein. Wer darf Optimist sein? Der Starke darf Optimist sein.

    Entfaltet oder geballt kann nur der Nebensatz sein, nicht der Hauptsatz.

    Zu den Grundcharakteristiken des Nebensatzes gehören:


  • Er hat den syntaktischen Wert eines entfalteten Satzgliedes;

  • Seine Modelle und zeitliche Bedeutung werden von denen des Hauptsatzes belagert;

  • Seine Fähigkeit die Redeabsicht zu drücken wird von der Redeabsicht des ganzen Satzes belagert.

    Strukturmerkmale des Nebensatzes:


  • Unmittelbare syntaktische Verbindung mit einem Satzglied des Hauptsatzes;

  • Anknüpfung durch eine subordinierende Konjunktion oder durch ein Relativwort;

  • Eine spezifische Wortstellung (Endstellung des finiten Verbs).

    Die funktionale Klassifikation der Nebensätze:


  1. Subjektsätze (придаточное подлежащее): wer ist etwas? Wer macht etwas? *Wer wagt, gewinnt.

  2. Prädikativsätze (придаточное сказуемое): Wer/Was/Wie ist das Subjekt? *Ein Glück ist, dass wir heute studieren.

  3. Objektsätze (дополнительное): Akk/Gen/Dativobjekte; *Ich erinnere noch daran, wie wir uns kennen gelernt haben.

  4. Attributsätze (определительное): Welcher? Was für ein? *Hunde, die bellen, beißen nicht.

  5. Adverbialsätze:


  • Lokalsätze (места): Wo? Wohin? *Nächsten Sommer fahren wir dorthin, wo wir uns den letzten Mal erholt haben.

  • Temporalsätze (времени): Wann? Bis wann? Wie oft? »während«, »als« (zur Bezeichnung der Gleichzeitigkeit),»nachdem« (Vorzeitigkeit) und »bevor«, »ehe« (Nachzeitigkeit). *Als wir in Deutschland waren, besuchten wir schöne Städte.

  • Modalsätze (Sätze der Art und Weise; образа действия); *Er duschte, in dem er eine Arie sang.

  • Komparativsätze (сравнительное): *Das Problem war schwieriger, als wir erwartet hatten (+wie)

  • Konsekutivsätze (следствия): im Deutschen mit »dass«, »sodass«, »als dass« eingeleitet. *Es war so dunkel, dass wir kaum etwas sehen konnten.

  • Kausalsätze (причины): Warum? im Deutschen mit »da« oder »weil« eingeleitet * Ich lege den Mantel nicht ab, weil es zu kalt ist.

  • Finalsätze (цели): mit »damit« oder als Infinitivgruppe mit »um. .. zu« eingeleitet * Ich helfe der Mutter, damit sie mehr Freiheit hat;

  • Konditionalsätze (условное): durch Konjunktionen (»wenn«, »falls«, »insofern. ..«) eingeleitet *Wenn das Wörtchen „Wenn“ nicht wär´, wär´ mein Vater Millionär;.

  • Konzessivsätze (уступительное): mit den Konjunktionen »obwohl«, »obgleich«, »obschon«, »wenn auch« eingeleitet * Wie dem auch sein, wir lernen die deutsche Grammatik;

  • Restriktivsätze (ограничительное): so viel ich weiß, studierst du Fremdsprachen.

    III. Die Satzreihe

    Die Satzreihe ist ein komplexer Satz, der mindestens aus zwei gleichrangigen Elementarsätzen besteht. Die Elementarsätze sind miteinander durch beiordnende Konjunktion geordnet, die die Wortfolge nicht beeinflusst:

    * Der Winter ist gekommen, aber es gibt leider immer keinen Schnee.

    Die traditionelle Grammatik klassifiziert alle Satzreihen in 4 Typen:


  • Kopulativ-verbundene — und;

  • Positiv-verbundene — oder;

  • Adversativ-verbundene — aber;

  • Kausal-verbundene — denn.

    Aber diese Klassifikation ist für praktische Zwecken nicht geeignet. Sie spricht von keinen Verhältnissen in den Elementarsätzen. Die neuen Untersuchungen zeigen, dass zwischen den Elementarsätzen in der Satzreihe ähnliche Verhältnisse bestehen können wie im Satzgefüge. Deshalb unterscheidet man:


  • Satzreihe mit Subjektverhältnis: Ich studiere hier und das gefällt mir sehr gut.

  • Satzreihe mit Objektverhältnis: Du bist hilfsbereit, und das finde ich prima.

  • Satzreihe mit Attributverhältnis: Es war einmal ein König, und der hatte eine schöne Tochter.

  • Satzreihe mit Temporalverhältnis:

    —Gleichzeitigkeit;

    —Nichtgleichzeitigkeit.


  • Satzreihe mit kausal-konsekutivem Verhältnis: Es wird hell und wir können weiter arbeiten.

  • Satzreihe mit finalem Verhältnis: Geh zu ihm und erzähle ihm ein Märchen.

  • Satzreihe mit konzessivem Verhältnis: Die Stunde ist zu Ende, aber wir haben das nicht bemerkt.

  • Satzreihe mit restriktivem  Verhältnis: Wir möchten uns ausruhen, aber noch geht das nicht.

  • Satzreihe mit Verhältnis der reinen Gegenüberstellung: Ich mache mit Aufgabe, und meine kleine Schwester spielt mit dem Computer.

  • Satzreihe mit alternativem Verhältnis: Wollen wir weiter arbeiten oder wollen wir ausruhen?

    IV. Konjunktionslose Sätze

    Konjunktionslose Sätze sind ein selbständiger strukturell-semantischer Typ, d.h. sie gehören weder zu den Parataxen, noch zu Hypotaxe. Bei der Klassifikation der konjunktionslosen Sätze unterscheidet man zwei große Gruppen:


  • Konjunktionslose Sätze mit gleichartigen Teilsätzen;

    Darunter unterscheidet man:

    offene Strukturen mit beliebigen Zeit der Komponenten: *Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll, ein Fischer saß daran.

    geschlossene Strukturen, die nur aus zwei Komponenten bestehen: *Ich bleibe hier nicht stehen, ich gehe weiter.

  • Konjunktionslose Sätze mit ungleichartigen Teilsätzen: das sind immer geschlossene Strukturen (sie bestehen nur aus zwei Komponenten)

    Bei der strukturell-semantischer Gliederung unterscheidet man:

  • KLS mit Subjekt-Verhältnis: *Du hast dich verspätet, das kann jeden passieren.

  • KLS mit prädikativem Verhältnis: *So bist du: du lässt deinen Kameraden im Stich.

  • KLS mit Objekt-Verhältnis: *Ich sehe, wir verstehen uns.

  • KLS mit attributivem Verhältnis: *Ich habe den Eindruck, Sie hören mir ganz nicht.

  • KLS mit temporalem Verhältnis:

    —Gleichzeitigkeit: *Der Himmel ist grau, es schneit.

    —die zeitliche Aufeinanderfolge: *Der Unterricht war aus, dann gingen wir nach Hause.


  • KLS mit finalem Verhältnis: *Er wurde losgeschickt, er sollte Kreide holen.

  • KLS mit kausal-konsekutivem Verhältnis: *Ich musste anhalten, da war Rotlicht.

  • KLS mit konditional-konsekutivem Verhältnis: *Kommt Zeit, kommt Rat. Du brauchst sie nur anzusehen, denn weißt du Bescheid.

  • KLS mit konzessivem Verhältnis: *Du kannst dich auf den Kopf stellen, mehr wirst du nicht erreichen.

  • KLS mit adversativem Verhältnis: *Mutter kocht, Vater liest Zeitung.

    Der Text

    I. Begriffsbestimmung

    Der Satz ist die kleinste kommunikative Einheit, das bedeutet, dass es größere kommunikative Einheiten gibt, bzw. Texte. Viele grammatische Komponenten der Satzgestaltung (Gebrauch von Pronomen, Artikelwahl, Wortstellung, Tempuswahl) strukturieren nicht nur den Satz, sondern auch den Text.

    *Im Kanal (die alte Inf.=das Thema) lag ein Boot (das Rhema). Sie mieteten es  (Das Boot) und schwammen dahin. Ein Schwan (Rhema) kam ihnen entgegen. Der Schwan (Thema) und ihr Boot glitten lautlos aneinander vorüber.

    In der Grammatik gibt es einige Termini für den Begriff „Text“: komplexes, syntaktisches Ganzes (сложно-синтаксическое целое); supra-phrasische Einheit (сверхфразовое единство); Satzgemeinschaft.

    Seit den 60-er Jahren des XX Jahrhunderts entwickelt sich in Rahmen der Texttheorie die Textgrammatik. Als Text bezeichnet man jedes Stück zusammenhängender Rede von einem Wort bis zu dem Roman. Man unterscheidet zwischen dem Großtext (Makrotext) und dem Teiltext (Mikrotext). Der Text ist eine sinnvoll geordnete Menge von Sätzen, d.h. eine strukturierte Einheit, die einen  komplexen Sachverhalt als relativ abgeschlossene Sinneinheit darstellt. Gegenstand der Textgrammatik bildet der Teiltext oder Mikrotext. Die oberste Einheit der Textgrammatik ist der monothematische Absatz. Zwischen den Komponenten des Textes gibt es zwei Arten der Verbindung:


  • Nachbarbindungen (ein Schwan—der Schwan);

  • Distanzverbindung (ein Boot—ihr Boot)

    II. Die Struktur des Textes.

    Der Text ist eine inhaltliche kommunikative und strukturelle Ganzheit. Die inhaltliche Einheit des Textes besteht darin, dass der Text einen gemeinsamen Themabezug hat, ein Thema behandelt. Die kommunikative Ganzheit des Textes besteht darin, dass der Text zur Mitteilung eines Themas dient. Alle Sätze des Textes dienen der Fortführung der Mitteilung über dieses Thema. Die Verbindung der Textteile bedingt die innerliche Struktur des Textes. Hier wirkt das Gesetz der Thematisierung thematischer Elemente:

    *Der Bote sollte ein Paket bringen. Das gab er bei unserem Nachbar ab: Th1-Rh1; Rh1-Th2; Th2-Rh2.

    III. Semantische Beziehungen zwischen den Nachbarsätzen im Text

    Zwischen den Nachbarsätzen gibt es dieselben semantischen Beziehungen, wie zwischen den Elementarsätzen im komplexen Satz (SG, SR, KLS)

    *Es hat Frost gegeben. Die Heizungsrohre sind gesprungen (kausal-konsekutive Beziehung) 

    *Wir haben einen neuen Studenten in der Gruppe. Dieser Student kommt aus Deutschland (das attributive Verhältnis).

    Die strukturelle Ganzheit des Textes besteht darin, dass


  • äußere Grenzen hat

  • die Innenstruktur hat.

    Die Bestimmung der äußeren Grenzen erfolgt auf der Grundlage der intonatorischen Mittel und der Semantik des Textes.

    Intonatorische Mittel:


  • Der Anfangssatz wird in einem höheren Register gesprochen;

  • Die Pause am Schluss des Textes ist länger als die Pausen im Textinnern.

    Die Semantik: der Text behandelt nur ein Thema. Der Wechsel des Mikrothemas bedeutet, dass der vorgehende Text zu Ende ist und ein neuer Text beginnt.

    Die Konstitution des Textes

    Das sind die Mittel der Satzverpflichtung. Der Kernbegriff für die Konstitution des Textes ist der Begriff der Proformen.

    Die Pro-Formen sind sprachliche Wiederaufnahme des bereits erwähnten. Das sind folgende Mittel:


  • Pronomen, pronominale Adverbien: Wir lesen einen neuen Roman. Er ist in diesem Jahr erschienen. Viele Touristen fahren nach dem Süden. Dort ist es sehr warm.

  • Die Wiederholung desselben Wortes: es hat einen Fisch gefangen. Der Fisch wiegt 2 Kilo.

  • Gebrauch von Synonymen: Meine Freundin hat einen Mercedes. Der Wagen gefällt mir gut

  • Gebrauch von situationsverwandten Wörtern: Gestern wurde eine Hochzeit gefeiert. Die Braut trug ein weißes Kleid und eine Schleier.

     

     

     

    Das Schema der Satzanalyse:


  1. Was für ein Satz ist das?

  2. Aus wie vielen Teilsätzen besteht der Satz?

  3. Welche syntaktischen Beziehungen bestehen zwischen den Teilsätzen?

  4. Wie lässt sich der Satz in andere Satztypen transformieren?

  5.  Aus wie vielen  und welchen Satzglieder besteht der Teilsatz?

  6. Die Analyse der Satzglieder nach Wortarten und Wortformen.

     

    Z.B. *Am liebsten wäre dir, ich wäre stumm.


  1. Das ist ein konjunktionsloser komplexer Satz.

  2. Der Satz besteht aus zwei Teilsätzen.

  3. Zwischen den Teilsätzen bestehen Subjektverhältnisse. Es stellt sich die Frage: was wäre am liebsten?

  4. Dieser Satz lässt sich in ein Satzgefüge mit der Konjunktion „dass“ transformieren: Am liebsten wäre dir, dass ich stumm wäre. In eine Satzreihe lässt sich der Satz nicht transformieren.

  5. Am liebsten wäre dir…

    Dieser Teilsatz besteht aus zwei Satzgliedern: aus einem Prädikat und einem Objekt:


  • Am liebsten wäre — das ist ein zusammengesetzten nominales Prädikat, das aus einer Kopula und aus dem Prädikativ, das durch ein Adjektiv im Superlativ ausgedrückt ist. Das Prädikat hat 4 grammatischen Kategorien: Person, Zahl, Zeit, Modus. In diesem Satz steht das Prädikat in der 3. Person, Sg, Präteritum Konjunktiv.

  • Dir — das ist ein Dativ-Objekt. Es ist ausgedrückt durch ein Personalpronomen: das Pronomen hat drei grammatischen Kategorien: Person, Zahl, Kasus. Im Satz steht das Pronomen in der zweiten Person, im Sg, im Dativ.

    Ich wäre stumm:

  • Dieser Teilsatz besteht aus zwei Satzgliedern. Aus einem Prädikat und aus einem Subjekt.

  • Ich — das ist ein Subjekt, das durch Pesonalpronomen ausgedrückt wird. Das Pronomen hat drei grammtische Kategorien: Person, Zahl, Kasus. Da Pronomen steht im Satz in der ersren Person, im Singular, im Nominativ.

  • Wäre stumm — das ist ein zusammengesetztes nominales Prädikat, das aus einer Kopula und aus einem Prädikativ besteht, das durch ein Adjektiv ausgedrückt wird. Das Prädikat hat 4 grammatischen Kategorien: Person, Zahl, Zeit, Modus. In diesem Satz steht das Prädikat in der 1. Person, im Sg, Präteritum Konjunktiv. 

     

     

    Ergänzende Information:


  1. Substantiv n, hat 3 grammatische Kategorien: Zahl, Kasus, Un/Bestimmtheit:

    Substantivgruppe: *Roberts (2 GK: Kasus, Zahl) Name (3 GK:  Kasus, Zahl, Un/Bestimmheit)

  2. Pronomen n, hat drei grammatische Kategorien: Person, Zahl, Kasus;

    Man unterscheidet:


  • Personalpronomen: ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie;

  • Possessivpronomen: mein, dein, sein usw.; (hat 4 GK: Person, Geschlecht, Kasus, Zahl)

  • Demonstrativpronomen: dieser, jener, solcher, der (dieser);

  • Interrogativpronomen (Fragefürwort): wer?, was?, welcher?;

    Indefinitpronomen (unbestimmtes Fürwort): irgendeiner, man, jemand; Man — unbestimmt-persönliches Pronomen, hat eine GK: des Kasus (man; eines; einem; einen)

    bestimmtes Fürwort (jeder, alle, niemand);


  • Reflexivpronomen (rückbezügliches Fürwort): sich;

  • reziprokes Pronomen (wechselseitiges Fürwort): einander;

  • Relativpronomen (bezügliches Fürwort): der, wer, welcher.


  1. Verb n, hat maximal 5 (vi haben das Genus nicht) grammatische Kategorien: Person, Zahl, Zeit(das Präs), Modus (m; der Indik. Konj. Imperat.), Genus (n: das Passiv, das Aktiv)

  2. Adjektiv n, hat 4 grammatische Kategorien (Zahl, Geschlecht, Kasus, Steigerungsstufe)

  3. Adverb n, Zahlwort n (2 GK: Kasus und Geschlecht).

  4. Prädikat n:


  • Einfaches verbales — ich hatte das Gefühl (Form des Vollverbs);

  • Zusammengesetztes verbales Prädikat — schien nichts zu sagen (Vollverb + Verb mit modaler Bedeutung oder Modalverb)

  • Zusammengesetztes nominales Prädikat (z.B. Kopula + Prädikativ)

  • Phraseologisiertes Prädikat


  1. Prädikativ n.

     





  1. Цель и задачи освоения дисциплины: Цель - формирование у студентов фундаментальных основ лексической системы иностранного языка:

- системное обучение лексике немецкого языка с позиций современного языкознания;

- теоретическое обобщение эмпирического материала, известного студентам из курса практики устной и письменной речи немецкого языка;

- развитие у студентов способности делать самостоятельные обобщения и выводы из наблюдений над конкретным языковым материалом.

Для реализации данной цели решаются следующие задачи:

- систематизация и углубление знаний студентов в области лексикологии немецкого языка;

-  ознакомление студентов с современными лексикологическими концепциями отечественных и немецких ученых;

- формирование аналитических навыков;

-  развитие грамматической компетенции и умения применять данную компетенцию в практической работе.

 

2. Место дисциплины в структуре программы «академический бакалавриат»

дисциплина является  базовой дисциплиной модуля «Основы лингвистики» и изучается в  5 семестре.

4. Перечень планируемых результатов обучения по дисциплине, соотнесенных с планируемыми результатами освоения программы:

В результате изучения дисциплины обучающийся должен освоить:

 трудовую функцию – 3.2.3 Педагогическая деятельность по реализации программ среднего общего образования

Трудовые действия[1]:

- формирование общекультурных компетенций и понимания места предмета в общей картине мира;

- совместное с учащимися использование иноязычных источников информации, инструментов перевода, произношения.

 

профессиональные и специальные компетенции:

- ПК-7, СК-1, СК-2

Знать: 

- Особенности психолого-педагогического сопровождения учебного процесса с точки зрения развития личностно-мотивационной и интеллектуальной сферы; принципы индивидуального подхода к обучению в условиях совместной организации иноязычной коммуникативной деятельности.

Систему лингвистических знаний; понимать принципы коммуникативной деятельности.

- Принципы организации устной и письменной речи на иностранном языке; особенности разных типов дискурса; систему трудностей, связанных с получением информации в ходе восприятия, понимания и анализа устной и письменной речи на иностранном языке; понимает необходимость   анализа контекста в ходе восприятия устной и письменной речи на иностранном языке.

Уметь:

- Организовывать и координировать межличностные отношения учащихся.

- Осуществлять иноязычное общение с учетом лингвистического и стилистического разнообразия ситуаций коммуникации; вовлекать учащихся в процесс решения коммуникативных задач в ходе иноязычной коммуникативной деятельности.

-  Осуществлять иноязычное общение на иностранном языке в устной и письменной формах; извлекать информацию из иноязычных источников и подвергать ее анализу; учитывать и преодолевать систему трудностей, связанных с получением информации в ходе восприятия, понимания и анализа устной и письменной речи на иностранном языке.

Владеть навыками (опытом деятельности): 

- Опытом творческой деятельности для решения профессиональных задач в условиях совместной организации иноязычной коммуникативной деятельности.

- Опытом совместного использования с учащимися иноязычных источников информации, решения коммуникативных задач.

- Опытом  анализа контекста в ходе восприятия устной и письменной речи на иностранном языке.

 

5. Объем дисциплины по видам учебной работы[2]

Вид учебной работы

Всего часов/зачетных единиц

Семестры

5

 

 

 

Контактная работа (всего)

72

 

 

 

 

В том числе:

 

 

 

 

 

Лекции

36

 

 

 

 

Практические занятия (ПЗ)

36

 

 

 

 

Семинарские занятия (С)

 

 

 

 

 

Лабораторные работы (ЛР)

 

 

 

 

 

В том числе в интерактивной форме

27

 

 

 

 

Самостоятельная работа (СР)

36

 

 

 

 

Всего:

144

 

 

 

 

6. Содержание дисциплины, структурированное по темам (разделам)

6.1. Разделы дисциплин и виды занятий

п/п

Наименование раздела дисциплины

Лекции

Практические занятия

Лабораторные занятия

Семинары

СРС

Всего/в том числе в интерактивной форме

1

Слово как основная единица лексической системы

12

12

 

 

4

28

2

Пути развития словарного состава немецкого языка

12

12

 

 

8

32

3

Социальная и территориальная дифференциация словарного состава

10

10

 

 

8

28

4

Лексикография

2

2

 

 

7

11

6.2. Содержание разделов дисциплины

№ п/п

Наименование раздела дисциплины

Содержание раздела

1

Слово как основная единица лексической системы

Теоретическая и прикладная лексикология. Связь лексикологии с другими разделами языкознания. Основные способы номинации в языке. Этимологические основы лексикона. Семасиология. Семантика лексических единиц. Значение слова в функциональном аспекте. Методы разграничения значений и выявления компонентов значения. Национально-культурная специфика смысловой структуры соотносительных слов в русском и изучаемых иностранных языках. Историческая изменчивость смысловой структуры слова. Семантические группировки в лексической системе языка. Омонимия и ее место в лексической системе языка. Источники омонимии.

2

Пути развития словарного состава немецкого язык

 

 

Словообразование. Морфологическое и деривационное строение слова. Историческая изменчивость структуры слова. Принципы и методы морфемного и словообразовательного анализа структуры слова. Понятие словообразовательной модели. Основные и комплексные единицы системы словообразования. Способы словообразования в языке. Национально-культурная специфика в словообразовании. Семантическая деривация. Заимствование. Фразеология

 

3

Социальная и территориальная дифференциация словарного состава

Социолекты. Гендерная лексика. Терминология. Основные диалекты немецкого языка, их особенности и тенденции их развития. Этнические варианты немецкого языка: собственно немецкий, австрийский и швейцарский.

4

            Лексикография           

 

Типология словарей.

 

6.3. Образовательные технологии

№ п/п

Наименование раздела дисциплины

Образовательные технологии

(в том числе интерактивные[3])

1

Слово как основная единица лексической системы

Лекционное и практическое

Информационная лекция с элементами дискуссии с использованием компьютерных технологий

Эвристическая беседа, выполнение упражнений, работа в малых группах с картографическими источниками, таблицами, схемами, диаграммами

2

Социальная и территориальная дифференциация словарного состава

Информационная лекция с использованием компьютерных технологий

Выполнение упражнений, работа в малых группах с картографическими источниками, таблицами, схемами, диаграммами, презентация самостоятельных информационных  проектов  с использованием компьютерных технологий

3

Пути развития словарного состава немецкого языка

Информационная лекция с элементами дискуссий с использованием компьютерных технологий

Проблемное обсуждение,  выполнение упражнений, работа в малых группах с картографическими источниками, таблицами, схемами, диаграммами, проектные технологии

4

Лексикография

Информационная лекция с использованием компьютерных технологий

Проблемное обсуждение,  выполнение упражнений, работа в малых группах с картографическими источниками, таблицами, схемами, диаграммами, словарями

6.4. Содержание практических (семинарских, лабораторных) занятий по дисциплине

Раздел 1. «Слово как основная единица лексической системы»

Тема 1. Наименование темы Основные понятия лексикологии. Определение слова

Вопросы для обсуждения:

  1. Определение слова

  2. Этимологические основы лексикона

  3. Значение слова в функциональном аспекте

 

Тема 2. Семантические группировки в лексической системе языка

Вопросы для обсуждения:

  1. Классификации слов в словаре

  2. Типы слова и их структура

Раздел 2. Пути развития словарного состава немецкого языка

Вопросы для обсуждения

  1. Словообразование. Морфологическое и деривационное строение слова.

  2.  Историческая изменчивость структуры слова. Принципы и методы морфемного и словообразовательного анализа структуры слова.

  3. Понятие словообразовательной модели. Основные и комплексные единицы системы словообразования. Способы словообразования в языке. Национально-культурная специфика в словообразовании.

  4. Семантическая деривация. Заимствование. Фразеология

 

Раздел 3. Социальная и территориальная дифференциация словарного состава

Вопросы для обсуждения:

  1. Социолекты. 

  2.  Терминология.

  3. Основные диалекты немецкого языка, их особенности и тенденции их развития.

  4. Этнические варианты немецкого языка: собственно немецкий, австрийский и швейцарский.

 

Раздел 4. Лексикография

Вопрос для обсуждения: Типология словарей

 

 

7. Фонд оценочных средств для проведения промежуточной аттестации по дисциплине[4]

Контроль качества освоения дисциплины включает в себя текущий контроль успеваемости и промежуточную аттестацию обучающихся. Промежуточная аттестация обучающихся по дисциплине проводится в форме  экзамена.

Конкретный перечень типовых контрольных заданий и иных материалов для оценки результатов освоения дисциплины, а также описание показателей и критериев оценивания компетенций приведен в фонде оценочных средств по дисциплине.

8. Методические указания для обучающихся при освоении дисциплины

Для обеспечения систематической и регулярной работы по изучению дисциплины и успешного прохождения промежуточных и итоговых контрольных мероприятий обучающемуся рекомендуется регулярно изучать каждую тему дисциплины, активно участвуя в аудиторных занятиях и в ходе реализации различных форм самостоятельной индивидуальной работы.

Учитывая структуру и содержание дисциплины, обучающимся рекомендуются следующие методические подходы к освоению материала:

в ходе лекционных занятий:

  • ориентация на освоение общей характеристики и научных концепций рассматриваемых вопросов,

  • фиксирование основных положений лекции и ключевых определений рассматриваемой проблемы;

  • фиксирование спорных моментов и проблем, которые могут стать предметом внимания и изучения на практических занятиях

    в ходе практических занятий:

  • участие в активной дискуссии с обоснованием собственных позиций,

  • активное участие в обсуждении рассматриваемой темы, выступление с подготовленными заранее докладами и презентациями, участие в выполнении контрольных работ

в ходе самостоятельной работы:

  • работа с первоисточниками;

  • подготовка устных выступлений на практических занятиях;

  • подготовка реферата, эссе;

  • подготовка презентаций к выступлениям;

  • подготовка к текущему контролю и промежуточной аттестации по дисциплине.

В основе методических подходов к обучению в ходе освоения дисциплины преимущество отдается современным интерактивным формам и методам, способствующим формированию творческого, компетентностного и деятельностного понимания сущности социальной и профессиональной деятельности, развитию самостоятельности мышления, умений принимать решения.

Выбор и применение определенных образовательных технологий в учебном процессе осуществляется на основе учета специфики учебной деятельности, ее информационно-ресурсной основой и предстоящими видами учебных задач.

Проблемная лекция. Отличительной особенностью проблемной лекции является, что преподаватель в начале и по ходу изложения учебного материала создает проблемные ситуации и вовлекает обучающихся в их анализ. Проблемная ситуация может создаться при применении преподавателем проблемного вопроса или задания. При этом необходимо так организовать работу на проблемной лекции, чтобы обучающийся находился в социально активной позиции: высказывал свою позицию, задавал вопросы, находил ответы и высказывал предположения.

Другими словами, при проведении лекций проблемного характера процесс познания обучаемых приближается к поисковой, исследовательской деятельности.

Проблемный семинар. Особенностью такого семинара является наличие дискуссии. Преподавателем, заблаговременно, ставится перед обучающимися проблемная ситуация, тема. Обучающиеся самостоятельно осуществляют подготовку к семинару, ведут поиск информации[5].

Для теоретического и практического освоения дисциплины большое значение имеет самостоятельная работа обучающихся, осуществляемая индивидуально и под руководством преподавателя.

Самостоятельная работа обучающихся предполагает самостоятельное изучение отдельных тем, дополнительную подготовку обучающихся к каждому практическому занятию.

При изучении содержания дисциплины организация самостоятельной работы обучающихся должна представлять единство трех взаимосвязанных форм:

1) внеаудиторная самостоятельная работа;

2) аудиторная самостоятельная работа, которая осуществляется под непосредственным руководством преподавателя;

3) творческая, в том числе научно-исследовательская работа.

В процессе изучения дисциплины обучающимися предлагаются следующие виды самостоятельной работы:

  • подготовка к практическим занятиям. Этот вид самостоятельной работы состоит из нескольких этапов: 1) повторение изученного материала. Для этого используются конспекты лекций, рекомендованная основная и дополнительная литература; 2) углубление знаний по теме. Необходимо имеющийся материал в лекциях, учебных пособиях дифференцировать в соответствии с пунктами плана практического занятия. Отдельно выписать неясные вопросы, термины. Лучше это делать на полях конспекта лекции или учебного пособия. Уточнение надо осуществить при помощи справочной литературы (словари, энциклопедические издания и т.д.); 3) составление развернутого плана выступления, или проведения расчетов, решения задач, упражнений и т.д.

  • работа с информационными компьютерными технологиями предполагает разработку преподавателем заданий с использованием Интернет-технологий. Подобные задания для самостоятельной работы могут быть направлены на: 1) поиск и обработку информации; 2) на организацию взаимодействия в сети; 3) задания по созданию web-страниц; 4) выполнение проектов; 5) создание моделей.

  • задания на поиск и обработку информации могут включать: написание реферата-обзора; рецензию на сайт по теме; анализ литературы и источников в сети на данную тему, их оценивание; написание своего варианта плана лекции; подготовку доклада; составление библиографического списка; ознакомление с профессиональными конференциями, анализ обсуждения актуальных проблем.

    Написание рефератов и докладов. Реферат - это краткое изложение содержания научных трудов или литературных источников по определенной теме. Доклад - публичное сообщение, представляющее собой развернутое изложение определенной темы.

    Реферат и доклад должны включать введение, главную часть и заключение. Во введении кратко излагается значение рассматриваемого вопроса в научном и учебном плане, применительно к теме занятия. Затем излагаются основные положения проблемы и делаются заключение и выводы. В конце работы дается подробный перечень литературных

    источников, которыми пользовался обучающийся при написании реферата или доклада.

  • работа с литературой. Овладение методическими приемами работы с литературой одна из важнейших задач обучающегося.

Работа с литературой включает следующие этапы:

1. Предварительное знакомство с содержанием.

2. Углубленное изучение текста с преследованием следующих целей: усвоить основные положения; усвоить фактический материал; логическое обоснование главной мысли и выводов.

3. Составление плана прочитанного текста. Это необходимо тогда, когда работа не конспектируется, но отдельные положения могут пригодиться на занятиях, при выполнении курсовых, выпускных квалификационных работ, для участия в научных исследованиях.

4. Составление тезисов.

  • задания на организацию взаимодействия в сети предполагают: обсуждение состоявшегося или предстоящего события, лекции; работа в списках рассылки; общение в синхронной телеконференции (чате) со специалистами или обучающимися других групп или вузов, изучающих данную тему; обсуждение возникающих проблем в отсроченной телеконференции; консультации с преподавателем и другими обучающимися через отсроченную телеконференцию; консультации со специалистами через электронную почту.

    9. Учебно-методическое обеспечение для самостоятельной работы обучающихся по дисциплине[6]

Вид самостоятельной работы[7]

Количество часов/ зачетных единиц

Семестры

5

 

 

 

 

 

 

 

 

подготовка к практическим занятиям

15

 

 

 

 

подготовка к контрольным работам и тестированию

4

 

 

 

 

подготовка к коллоквиуму

2

 

 

 

 

подготовка учебных проектов

3

 

 

 

 

курсовая работа

 

 

 

 

 

другие виды работ

3

 

 

 

 

Вид промежуточной аттестации (зачет, экзамен)

 

 

 

 

 

Объем работы студента в период экзаменационной сессии

                 27

 

 

 

 

Задания для самостоятельной работы:

Подготовка материалов для практических занятий по учебным пособиям

1. Ольшанский И.Г., Гусева А.Е. Лексикология: Современный немецкий язык = Lexikologie: Die deutsche Gegenwartssprache.: Учебник для студ. лингв. фак. высш. учеб. заведений / И.Г. Ольшанский, А.Е. Гусева. – М.: Академия, 2005. – 416 с.

2. Розен Е.В. Сапожникова Л.М. Лексикология современного немецкого языка (материалы для самостоятельного изучения курса и семинаров). Тверь: Твер. гос. ун-т, 2006. 96 с.

3. Степанова М.Д., Чернышева И.И. Лексикология современного немецкого языка. – М: Изд.центр «Академия», 2003.- 256 с.

 

2.Подготовка реферативных сообщений по дополнительным темам:

«Денглиш» - гибридная форма немецкого языка

«Немецкий язык Австрии»

«Немецкий язык Швейцарии»

«Немецкий язык в Бельгии»

«Немецкий язык в Венгрии»

«Современный компьютерный язык в Германии»

«Современные заимствования в немецкий язык»

3. Подготовка к тестированию и контрольным работам.

10. Основная и дополнительная литература, необходимая для освоения дисциплины:

 основная литература:

1. Ольшанский И.Г., Гусева А.Е. Лексикология: Современный немецкий язык = Lexikologie: Die deutsche Gegenwartssprache.: Учебник для студ. лингв. фак. высш. учеб. заведений / И.Г. Ольшанский, А.Е. Гусева. – М.: Академия, 2005. – 416 с.

2. Розен Е.В. Сапожникова Л.М. Лексикология современного немецкого языка (материалы для самостоятельного изучения курса и семинаров). Тверь: Твер. гос. ун-т, 2006. 96 с.

3. Степанова М.Д., Чернышева И.И. Лексикология современного немецкого языка. – М: Изд.центр «Академия», 2003.- 256 с.

 

б) дополнительная литература:

 

1. Розен Е.В. Как появляются слова?: Немецкая лексика: история и современность. М.: Издательство МАРТ, 2000. 156 с.

2. Розен Е.В. На пороге XXI века. Новые слова и словосочетания в немецком языке. М.: Изд-во “Менеджер”, 2000. – 192 с.

3. Розен Е.В. Немецкая лексика: история и современность. М.: Высшая шко-ла, 1991. - 96 с.

4. DUDEN Band 1: Die deutsche Sprache zur Jahrtausendwende. - Dudenverlag 2000. 344 S.

5. DUDEN Band 3: Deutsch – Englisch – Europäisch. - Dudenverlag 2002.

6. DUDEN Band 4: Von „aufmüpfig“ bis „Teuro“. Die „Wörter der Jahre“ 1971 bis 2002. Dudenverlag 2004. - 345 S.

7. DUDEN Band 5: Adam; Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung - Dudenverlag 2005. - 380 S.

8. DUDEN Band 7: Von „hdl“ bis „cul8r“. Sprache und Kommunikation in den Neuen Medien- Dudenverlag 2006 - 336 S.

9. DUDEN Band 8: Was ist gutes Deutsch? Studien und Meinungen zum gepflegten Dprachgebrauch - Dudenverlag 2007- 415 S.

10. König W. dtv-Atlas zur deutschen Sprache. München: Deutscher Taschen-buchverlag, 1994.

 

11. Перечень информационных технологий, используемых при осуществлении образовательного процесса и программное обеспечение

 

1. Сапожникова Л.М. Тестовый тренажёр по лексикологии современного немецкого языка. 200 тестов. Тверь: ТвГУ, 2005.

2. HUEBER: Die interaktive Einführung in die Linguistik 2.0. Ein interaktiver Kurs für Studierende der Sprachwissenschaften. J. Handke. F. Intemann. 2000.

3. Linguistik interaktiv: Sprachwissenschaft multimedial: Phonetik, Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik, Sprachen der Welt.

 

 

МИНИСТЕРСТВО ОБРАЗОВАНИЯ РОССИЙСКОЙ ФЕДЕРАЦИИ

БАШКИРСКИЙ ГОСУДАРСТВЕННЫЙ ПЕДАГОГИЧЕСКИЙ УНИВЕРСИТЕТ

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

LEXIKOLOGIE

DER DEUTSCHEN SPRACHE

 

ЛЕКСИКОЛОГИЯ НЕМЕЦКОГО ЯЗЫКА

 

 

 

Учебно-методическое пособие

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

УФА  2002


 

 

Печатается по решению редакционно-издательского cовета Башкирского государственного педагогического университета

 

 

УДК 803.0

ББК 81.43.24–3

Л 43

 

 

 

 

Лексикология немецкого языка: Учебно-методическое пособие / Сост. С.М.Хантимиров. - Уфа: Изд-во БГПУ, 2002. – 96с.

 

 

 

 

В пособии рассматриваются основные проблемы лексикологии немецкого языка как учебной дисциплины. Пособие снабжено упражнениями, тестами, терминологическим словарем, вопросами для самоконтроля, предназначено для студентов III курса факультета иностранных языков.

 

 

 

 

Автор-составитель: С.М.Хантимиров, канд. филол.н., доц.

 

 

 

Рецензенты: С.Ж.Нухов, д-р филол.н., проф.;

Р.И.Виноградова, канд. филол.н., доц.

 

 

 

 

 

 

 

 

ISBN 5–87978–198–4

 

 

 

© Издательство БГПУ, 2002

 

 

Введение

 

Признанная лингвистами во второй половине XX века в качестве самостоятельной лингвистической дисциплины, лексикология изучается студентами-германистами наряду с такими теоретическими дисциплинами, как теоретическая грамматика, история языка, теоретическая фонетика, стилистика и т.д.

Данное пособие по лексикологии современного немецкого языка предназначено для студентов-заочников отделения немецкого языка, но может быть рекомендовано в качестве дополнительной литературы и для студентов очной формы обучения. В пособии в сжатой, удобной для восприятия форме изложены основные вопросы лексикологии, в которых, в соответствии с образовательным стандартом и учебной программой, должны хорошо разбираться студенты-германисты. В девяти главах настоящего пособия, среди прочего, освещаются такие проблемы, как предмет лексикологии, её основные разделы, статус слова как основной единицы языка, основные признаки слова, типы словесного значения, вопросы синонимии, антонимии, омонимии, полисемии, родо-видовые отношения, многообразные изменения в значениях слова, в том числе перенос значения, его сужение и расширение, ухудшение и улучшение значения, устаревшие формы значений, неологизмы; заимствования из других языков, их типы и формы, пуризм, социальная и территориальная неоднородность немецкого вокабуляра, основные способы словообразования, статус и разновидности устойчивых словосочетаний в ЛСС немецкого языка, основные типы словарей.

Каждая глава содержит терминологический словарь, вопросы для самоконтроля, ряд упражнений и тестовые задания, которые позволят студентам более эффективно организовать процесс изучения и усвоения лексикологии как учебной дисциплины.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1. Das Wort als sprachliches Zeichen.

Die Wortbedeutung

 

    1. Lexikologie als Wissenschaft

       

Die Sprache als gesellschaftliche Erscheinung, als Mittel der Verständigung der Menschen ist der Gegendstand mehrerer linguistischer Wissenschaften. Die Lexikologie ist eine selbstständige sprachliche Wissenschaft. Der Terminus Lexikologie ist griechischen Ursprungs, der auf zwei Wörter zurückzuführen ist: lexis – ‚das Wort’, logos – ‚Kunde’. Lexikologie bedeutet buchstäblich die Lehre vom Wort, Wortkunde. Die Lexikologie als Lehre vom Wortschatz untersucht den Wortschatz als System, und zwar als lexisch-semantisches System, das ein Teilsystem der Sprache bildet. Zu den wichtigsten Problemen, mit denen sich die Lexikologie befaßt, gehören: Wort als eine grundlegende Spracheinheit, seine Wesensmerkmale, Wortbedeutung, Struktur des Wortschatzes als System und Beziehungen zwischen seinen Elementen, Schichtung (soziale und territoriale) des Wortschatzes, mannigfaltige Veränderungen im Wortbestand, und Quellen der Wortschatzerweiterung (Bedeutungswandel, Entlehnungen, Wortbildung, feste Wortkomplexe usw.)

Zu den Teildisziplinen der Lexikologie gehören:

  1. Onomasiologie = Bezeichnungslehre ist die Wissenschaft von der Nomination;

  2. Semasiologie = Wortbedeutungslehre: Wissenschaft von den Wortbedeutungen;

  3. Wortbildungslehre – die Lehre von der Bildung der neuen Wörter nach bestimmten Modellen;

  4. Phraseologie ist die Lehre von festen Wortverbindungen;

  5. Lexikographie ist eine Wissenschaft, die sich mit dem Zusammenstellen (Theorie und Spraxis) von Wörterbüchern beschäftigt. Lexikographie arbeitet die Theorie der Zusammenstellung von Wörterbüchern aus und begründet wissenschaftlich die Typen der Wörterbücher. Lexikographie beschäftigt sich auch mit dem Sammeln, Einordnen und Charakterisieren des Wortschatzes von verschiedenen Gesichtspunkten aus (vom Standpunkt der Herkunft, der Bedeutung, der Schreibweise usw.);

  6. Onomastik ist die Lehre von den Eigennamen;

  7. Etymologie – Wortgeschichte.

     

     

     

     

    1. Das Wort als Grundeinheit der Sprache

       

      1. Grundsätzliches zum Wort als sprachliches Zeichen

         

        Das Wort kann als grundlegende Einheit der Sprache bezeichnet werden, die in der Sprache Schlüsselpositionen einnimmt. Diese bilaterale sprachliche Einheit existiert in zwei Modifikationen – als virtuelles polysemes Zeichen (gehört zur nominativen Tätigkeit) im Vokabular und als aktuelles Zeichen im Text (gehört zur syntagmatischen Tätigkeit, zum kommunikativen Bereich der sprachlichen Tätigkeit). Als Einheit der Sprache kann das Wort als potenzielles Zeichen und als Einheit der Rede als aktualisiertes Zeichen, als Textelement bezeichnet werden.

        Folgende Äußerung von A.I. Smirnizki beweist, wie groß die Rolle des Wortes im Mechanismus der Sprache ist: «Человеческий язык нередко называют языком слов: ведь именно слова, в их общей совокупности, как словарный состав языка, являются тем строительным материалом, без которого не мыслим никакой язык; и именно слова изменяются и сочетаются в связной речи по законам грамматического строя данного языка. Таким образом, слово выступает как необходимая единица языка и в области лексики (словарного состава), и в области грамматики (грамматического строя), и, поэтому, слово должно быть признано вообще основной языковой единицей: все прочие единицы языка (например, морфемы, фразеологические единицы, какие-либо грамматические построения) так или иначе обусловлены наличием слов и, следовательно, предполагают существование такой единицы, как слово».

        Unser Denken spiegelt die objektive Wirklichkeit wider. Diese Widerspiegelung ist eng mit der Sprache verbunden. Der Mensch nimmt die Wirklichkeit mit Hilfe seiner Sinnesorgane wahr. Dank seiner praktischen  Tätigkeit entstehen im Bewußtsein  des Menschen Begriffe von Gegenständen und Erscheinungen der objektiven Wirklichkeit. Der Begriff ist der Gedanke vom Gegendstand.

        Der Begriff ist also eine Stufe der Erkenntnis; das ist Widerspigelung der uns umgebenden objektiven Wirklichkeit in unserem Bewußtsein. Der Begriff ist eine bestimmte Vorstellung, die durch Zusammenfassung der allgemeinen und wesentlichen Merkmale eines Gegenstandes oder einer Gruppe von Gegenständen durch eine sprachliche Einheit ausgedrückt wird. Der Begriff existiert im Wort als seine Bedeutung. Die Bedeutung ist der Inhalt des Wortes. Der Begriff ist eine logische Kategorie, das Wort aber ist eine sprachliche Kategorie. Die Bedeutung des Wortes und der Begriff bilden eine Einheit. Sie sind aber keinesfalls identisch, denn die Bedeutung des Wortes drückt einen Begriff aus, deckt ihn aber nicht völlig. Das Wort als Einheit von Form und Bedeutung entsteht im Prozeß des Bezeichnens eines Gegenstandes, einer Erscheinung, einer Eigenschaft, eines physischen Prozesses, einer Empfindung usw.

         

      2. Wortdefinition

         

        Es wurden viele Versuche gemacht, eine richtige und genaue Definition des Wortes zu geben. Die Hauptschwierigkeiten entstehen aber im Zusammenhang mit gewissen Widersprüchen im Wesen des Wortes selbst, besonders durch die Beziehungen zu seinen „benachbarten“ sprachlichen Einheiten – zum Morphem und zum syntaktischen Wortgefüge; durch die Möglichkeit, es von verschiedenen Seiten aus zu betrachten. Von Thea Schippan stammt der Vorschlag das Wort auf jeweils einer Ebene zu definieren: auf den lexikalisch-semantischen, morphematischen, phonologischen, graphemischen und syntaktischen Ebenen. Für die Zwecke der Wortbedeutung definiert Th. Schippan das Wort „als lexisch-semantische Einheit, als kleinster relativ selbständiger Bedeutungsträger, dessen Formen durch die zugrunde liegende gemeinsame lexikalische Bedeutung zu einem Paradigma vereint sind, das als Bestandteil des Systems (als „Wörterbuchwort“) als graphemische und phonemische Einheit auftritt. Vom E.M. Galkina-Fedoruk wird das Wort folgenderweise bestimmt: Das Wort enthällt zugleich das Materielle und das Ideelle. Das Materielle im Wort ist die lautliche Gestaltung, das Ideelle - die Bedeutung des Wortes, der die Erscheinungen der objektiven Wirklichkeit widerspiegelnde Begriff. Das Wort ist einerseits das Bild, die Widerspiegelung der Wirklichkeit, die in der lautlichen Form realisiert wird, andererseits die Gestaltung der Vorstellung und des Begriffes. Das Wort ist also die Existenzform des Begriffes im Denken.

        Das Wort ist also eine lexikalische Einheit, die kleinste Haupteinheit der Sprache, die aus der morphologischen Struktur, der Lautform (der phonetischen Form) und der Bedeutung besteht, das heißt die Lautform und die Bedeutung werden im Wort morphologisch organisiert. Das Wort wird als Einheit des lautlichen Komplexes und der Bedeutung betrachtet. Die Lautform (der Lautkomplex) jedes Wortes ist im Gegensatz zum Begriff nur ein Zeichen und kein Spiegelbild des Gegenstandes, deshalb verkörpern verschiedene Lautformen verschiedener Sprachen ein und denselben Begriff: dt. Baum, rus. дерево, engl. tree usw.

         

      3. Funktionen des Wortes

         

        Der funktionale Bereich des Wortes ist sehr groß. Er reicht vom Morphem bis zu der rein kommunikativen Einheit, der Äußerung. Dank dieser Polyfunktionalität, leichten Wandlungsfähigkeit bald in den Teil einer Wortgruppe oder einen Satz nimmt das Wort in der Struktur der Sprache eine nur ihm eigene Stellung ein. Das Wort übt in der Sprache folgende Funktionen aus:

  1. signifikative (verallgemeinernde) Funktion;

  2. kognitive Funktion (Speicherung des menschlichen Wissens, auch Erkenntnisfunktion);

  3. kommunikative Funktion (das wichtigste Mittel der Kommunikation ist die Sprache, das Wort teilt etwas mit);

  4. konnotative (pragmatische) Funktion.

    Dank seiner Eigenschaft, mehrere Funktionen wechselseitig erfüllen zu können, kann das Wort als das universelste und zugleich als ein spezifisch organisiertes sprachliches Zeichen charakterisiert werden.

     

      1. Wesensmerkmale des Wortes

         

        Nach Th. Schippan ist das Wort:

        1. reproduzierbar; 2. hat den bilateralen Charakter (besteht aus Formativ und Bedeutung); 3. ist Abbild der realen Wirklichkeit; 4. kann als Systemwort charakterisiert werden (paradigmatische und syntagmatische Beziehungen).

        Jedes Wort ist durch bestimmte phonetische und morphologische Eigenschaften gekennzeichnet. Vom phonetischen Standpunkt ist für das deutsche Wort folgendes charakteristisch:

        1. Für das deutsche Wort ist die dynamische Betonung kennzeichnend. Die Hauptbetonung fällt gewöhnlich auf die erste Silbe: ´Arbeit, ´Arbeiter, dabei existiert auch eine Nebenbetonung: ´arbeits‚los.

        2. Die stimmhaften Konsonanten im Auslaut und im Silbenauslaut werden stimmlos ausgesprochen: Tag [ta:k], Land [lant], Problem [proplem].

        3. Im Anlaut erscheint der Knacklaut, wenn das Wort mit einem Vokal beginnt: Antwort, Ofen, Uhr.

        4. Die Vokale werden in der unbetonten Silbe reduziert ausgesprochen: genommen [g´nomn].

        Vom morphologischen Standpunkt aus besteht das Wort aus Morphemen, den kleinsten bedeutungstragenden Teilen des Wortes: Arbeit│er, Be│sprech│ung, Flug│zeug. Die moderne deutsche Sprache besitzt lexikalische (Wurzel- und Derivationsmorpheme) und grammatische (Suffixe und Flexionen) Morpheme, die in bestimmten Beziehungen zueinander stehen. Das Wurzelmorphem mit dem Derivationsmorphem bilden den lexikalischen Stamm des Wortes (Lehrer, täg-lich). Der lexikalische Stamm kann auch zusammengesetzt sein (Lehrerzimmer). Zu den Morphemen gehören Affixe (Suffixe, Präfixe): Lehr-er, Ur-wald. Solche Affixe sind wortbildende (lexikalische) Morpheme, aber man unterscheidet noch formbildende (grammatische) Morpheme: stärk-er, mach-te, ge-gang-en. Also können Morpheme entweder zur Wortbildung, oder zur Formbildung dienen.

         

        1. Arten der Wörter

           

          Man kann verschiedene Arten von Wörtern unterscheiden: 1) Autosemantische Wörter sind relativ selbständige, begriffliche Bedeutung tragende Einheiten, die benennen und damit das Einzelne der Klasse zuordnen: Substantive, Verben, Adjektive, Adverbien, bestimmte Präpositionen und Konjunktionen; 2) Synsemantische Wörter (Hilfswörter, Funktionswörter) besitzen keine lexikalisch-semantische Selbständigkeit, sondern dienen ausschließlich der Organisation des Textes (der Rede), indem sie Beziehungen zwischen den sprachlichen Elementen herstellen, verflechtende oder verweisende Funktionen haben: Hilfsverben, Artikel, Präpositionen und Konjunktionen (z. B. daß, auf, für, über usw).

          Wort und Lexem. Alle Wortschatzelemente, die die Form von Wörtern haben, nennt man Lexeme; Wortschatzelemente, die in Form von Wortverbänden auftreten, werden als Paralexeme bezeichnet: fix und fertig, Antwort geben, zum Ausdruck bringen, goldene Hochzeit usw.

           

    1. Bedeutung des Wortes

       

      1. Allgemeines

         

        Das Wort ist lexikalische Einheit von Lautform und Inhalt (Bedeutung). Die Lautform eines Wortes kann nicht ohne Bedeutung existieren und die Bedeutung ihrerseits  nicht ohne lautliche Hülle. Die Bedeutung  des Wortes ist sein Inhalt, das Ideelle, das in eine lautliche materielle Gestalt (Form) eingeschlossen ist. Die Bedeutung bezeichnet einen Gegendstand oder eine Erscheinung der Wirklichkeit, sie ist ein gesellschaftlich determiniertes, interindividuelles Abbild der Merkmalstruktur einer Erscheinung der objektiven Realität. Die Bedeutung des Wortes ist die Äußerung des Begriffes. Die Bedeutungen der Wörter drücken echte (Erde, Regen usw.) oder unechte (Gott, Teufel, Hexe usw.) Begriffe von der Wirklichkeit aus. Der Begriff und die Bedeutung sind nicht identisch, sie verändern und entwikeln sich nach ihren eigenen Gesetzen. In seiner Entwicklung vermittelt der Begriff dem Menschen eine immer tiefere Erkenntnis der realen Wirklichkeit. Die Bedeutung entwickelt sich aber in den einzelnen Sprachen oft unabhängig von der Entwicklung des zugrunde liegenden Begriffs, deshalb können Wörter, die gleiche Begriffe ausdrücken, in verschiedenen Sprachen verschiedene Bedeutungen erhalten.

        Widerspiegelungsobjekte nennt man Denotate. In der Wortbedeutung verfestigen sich die vom menschlichen Bewußtsein abgebildeten Wesensmerkmale von Denotaten (Gegenständen, Prozessen, Eigenschaften) und Beziehungen zwischen ihnen. Diese Merkmale sind zu einer semantischen Einheit, einem Semem, zusammengeschlossen. Ein Semem ist eine dem Formativ (Lautform) zugeordnete Bedeutungseinheit (Semem = Bedeutung).

         

      2. Die Motiviertheit der Wortbedeutung

         

        Die Motivation oder die Motiviertheit ist die  Beziehung zwischen Formativ (Lautkörper) und Bedeutung, wenn die Wahl des Formativs durch bestimmte Eigenschaften des Benennungsobjekts bedingt ist. Das Merkmal, das der Bezeichnung des Wortes zugrunde liegt, nennt man gewöhnlich die innere Form des Wortes: die innere Form des Wortes Mittag birgt in sich den Zeitbegriff (Mitte des Tages). Dieser Terminus geht auf W. Humboldt zurück, wurde in der vaterländischen Sprachwissenschaft von A.Potebnja entwickelt. Der Terminus „die innere Form“ verfügt über eine Reihe von synonymischen Bezeichnungen: Etymon, Urbedeutung, etymologische Bedeutung der Wortes. Die Motiviertheit ist um so vollständiger, je leichter sich die Anreihung in Bestandteile zerlegen läßt, wie das beispielweise in abgeleiteten oder zusammengesetzten Wörtern der Fall ist: Lehrerzimmer, Versammlung, Gebäude, Fahrer, eingehen, täglich usw. Viele Simplizia (Wurzelwörter) sind in der Synchronie nicht motiviert, die Urbedeutung läßt sich nicht deuten, sogar die historisch-etymologische Analyse führt zum Verstehen des Etymons nicht, denn das der Benennung zugrunde liegende Etymon ist längst aus der Sprache verschwunden. Hierbei handelt es sich um die Wörter mit totem Etymon. Zu solchen unmotivierten Wörtern gehören: Sache, Auge, Ohr, Wald, Berg usw. In anderen Fällen ist es nicht leicht, die Urbedeutung aufzudecken, man muß sie einer speziellen historisch-etymologischen Analyse unterwerfen. Dabei handelt es sich um Wörter mit verdunkelter Urbedeutung, und solche Wörter nennt man Wörter mit verdunkeltem Etymon: Tisch vom lat. discus (rund). Manche Wörter, wie oben erwähnt wurde, sind dagegen etymologisch motiviert, das heißt es ist leicht ihr Etymon zu verstehen. Solche Wörter mit lebendigem Etymon lassen sich leicht etymologisieren: dreizehn, Arbeiter, Schreibtisch, landen usw.

        Wenn ein historisch adäquates Benennungsmotiv, das heißt die historisch adäquate innere Wortform nicht mehr eindeutig zu erkennen ist, kann auf Grund begrifflicher oder lautlicher Angleichung an durchsichtige Wörter und Wortelemente eine neue Etymologie (Volksetymologie; Fehletymologie /Pseudoetymologie) entstehen.

        Die Volksetymologie ist eine semantische Motiviertheit von Wörtern, die nicht von ihrer Bildung und von genetischer  Verbindung abhängt, sondern von zufälliger Angleichung dem Lautkörper und der Bedeutung bekannter Wörter. Die Volksetymologie treffen wir bei Wörtern an, die ihre ursprünglichen etymologischen Verbindungen verloren haben, oder bei Wörtern, die aus fremden Sprachen entlehnt wurden: der erste Teil des Wortes Lebkuchen ist nicht mit Leben, sondern mit der alten Bezeichnung für geformtes Brot - Laib – verwandt; der Name Erlkönig hat nichts mit dem Baum Erle zu tun, sondern verdankt seine Entstehung einem Irrtum des Dichters Herder, der das dänische ellerkonge so übersetzte. Richtig hätte es „Elfenkönig“ heißen müssen.

         

      3. Typen der Wortbedeutung

         

        Die lexikalische Bedeutung ist komplexer Natur. Man unterscheidet verschiedene Typen der Wortbedeutung:

        1. Die denotative Bedeutung repräsentiert eine bestimmte Erscheinung der objektiven Wirklichkeit, das heißt sie beruht auf dem Abbild dieser Erscheinung im menschlichen Bewußtsein.

        2. Die signifikative Bedeutung ist die Eigenschaft des Wortzeichens als Benennung für eine Klasse von Gegenständen aufzutreten.

        3. Die konnotative Bedeutung signalisiert Einstellungen, Bewertungen und emotionale Beziehungen zum Bezeichneten: fein (neutral), extrafein (positiv bewertend), stinkfein (negativ bewertend).

        4. Die Hauptbedeutung, die bei isolierter Nennung des Wortes als seine erste Bedeutung im Bewußtsein der Sprachträger entsteht. Diese Bedeutung nennt man direkte, eigentliche, nominative Bedeutung.

        5. Die Nebenbedeutungen, die von der Hauptbedeutung oder einer Nebenbedeutung abgeleitet sind: Fuchs „ein schlauer Mensch“, der feste Wortkomplex „nicht alle Tassen im Schrank haben“ usw. Diese Nebenbedeutungen nennt man auch sekundäre, uneigentliche, übertragene Bedeutungen.

         

      4. Sem- oder Komponentenanalyse der Wortbedeutung

         

        Seme sind die kleinsten linguistisch relevanten Bedeutungselemente der Wortbedeutung, die sich nicht weiter zerlegen lassen. Mit ihnen werden lexikalische und grammatische Bedeutungen beschrieben. Die Seme bilden eine Hierarchie. Sie sind nach bestimmten Prinzipien geordnet. Deshalb werden volgende Seme unterschieden:

        1. Kategorial–semantische Seme, die das Lexem als Wortart bestimmen: Verben drücken Prozessualität aus, Substantive – Gegendständlichkeit, Adjektive – Merkmalhaftigkeit.

        2. Lexikalische/individuelle Seme, die den begrifflichen Kern der Wortbedeutung – des Semems ausmachen.

        3. Differenzierende/konkretisierende Seme, die einzelne Lexeme und Sememe unterscheiden.

        4. Wertende/konnotative Seme, die Einstellungen, Bewertungen und Gefühlswerte ausdrücken.

         

      5. Polysemie und Homonymie

         

        Unter Polysemie (Vieldeutigkeit, Mehrdeutigkeit) versteht man die Fähigkeit eines Wortes, mehrere miteinander verbundene Bedeutungen zu besitzen und dementsprechend verschiedene Gegendstände zu bezeichnen.

        Die Polysemie ist eine weitverbreitete Erscheinung in der Sprache. Die meisten Wörter der Sprache sind vieldeutig, oder polysem. Die Polysemie setzt eine Reihe verschiedener Gegenstände (Denotate) voraus, denen eine Reihe verschiedener Bedeutungen (Signifikate) entspricht. Die Polysemie stellt verschiedene Bedeutungsinhalte mit einem gemeinsamen semantischen Element dar, die durch einen einheitlichen Lautkörper ausgedrückt sind. Man spricht bei einem polysemen Wort von einem Bedeutungsgefüge, das in lexisch-semantische Varianten zerfällt. Die Polysemie gilt allgemein als semantische Universale, als zentrale Eigenschaft lexikalischer Spracheinheiten und als struktureller Grundzug der Sprache als System. Auf der Textebene erfolgt die Monosemierung der polysemen Wörter in entsprechenden Kontexten, wodurch die Kommunikation gesichert wird. Die Polysemie entsteht, weil die Sprache im Vergleich zur Wirklichkeit ein begrenztes System ist. Keine einzige Sprache kann jeden konkreten Gegenstand mit einem neuen Wort bezeichnen.

        Sobald im Sprachbewußtsein vom Sprachträger der Zusammenhang der verschiedenen Bedeutungen mit der Hauptbedeutung des Wortes verlorengeht, verselbständigt sich die betreffende lexisch-semantische Variante: es entsteht ein neues Wort mit einem eigenen, selbständigen Begriffskern, ein Homonym. Die Homonyme (grch. homos – „gleich“, onoma – „Name“) sind Wörter mit gleichem Lautkörper und verschiedener Bedeutung.

        Es gibt zwei Hauptwege der Bildung von Homonymen: der Zerfall der Polysemie und der Zusammenfall des Klanges verschiedener Wörter oder ihrer Formen.

        Die Homonymie führt oft zum Wortschwund: eines der homonymen Wörter verschwindet oder wird durch ein Synonym ersetzt.

        Die Homonyme sind in folgende Untergruppen (Arten) einzuteilen:

        I. Eigentliche Homonyme:

                 1) substantivische Homonyme mit unterschiedlichem Genus:

                           a) mit gleicher Etymologie:

                                    das Band – der Band

                                    der Bund – das Bund

                                    der Erbe – das Erbe

                           b) lautlicher Zusammenfall:

                                    der Kiefer – die Kiefer

                                    der Tor – das Tor

                                    die Heide – der Heide

                 2) Homonyme mit unterschiedlichen grammatischen Formen:

                           a) verbale:

                                    hängen – hängte – gehängt

                                    hängen – hing – gehangen

                                    schaffen – schaffte – geschafft

                                    schaffen – schuf – geschaffen

                           b) substantivische:

                                    die Mutter (мать) – die Mütter (Pl.)

                                    die Mutter (гайка) – die Muttern (Pl.)

                                    das Licht (огонь) – die Lichter (Pl.)

                                    das Licht (свеча) – die Lichte (Pl.)

        II. Homoformen sind Lexeme mit gleichem Lautkörper, die zu unterschiedlichen Wortarten gehören:

                                    der Laut – laut

                                    der Morgen – morgen

                                    die Käme – ich käme mich

        III. Homographe (Homograme) sind Lexeme, die bei unterschiedlicher Bedeutung und Aussprache die gleiche Schreibung aufweisen:

                                    der August (месяц август)

                                    Άugustимя собственное Август

        IV. Homophone sind Wörter, die gleiche Aussprache bei unterschiedlicher Bedeutung und Schreibung aufweisen:

                                    wer – das Wehr (Bundeswehr)

                                    das Lied – das Lid

         

         

        Termini zum 1. Kapitel

         

        Anlaut, der                                       начало слова

        Affix, das (e)                                    аффикс

        Auslaut, der                                              конец слова

        autosemantisch                                автосемантический (полнозначный)

        Bedeutung, die denotative                значение денотативное

                                 signifikative                            сигнификативное  

                                 primäre                                            первичное    

                                 sekundäre                               вторичное    

                                 übertragene                            переносное   

        bedeutungstragende Einheit             значимая единица

        Bedeutungswandel, der                    изменение значения

        Begriff, der                                       понятие

        bilateral                                            двусторонний

        Etymologie, die                                этимология (происхождение)

        Entlehnung, die                                заимствование

        Etymon, das                                              этимон, первоначальное значение слова

        Formativ, das                                  форматив, звуковая оболочка слова

        fester Wortkomplex                         устоичивое словосочетание

        feste Wortverbindung                      устоичивое словосочетание

        Funktion, die                                   функция

        kognitive                                когнитивная                                   

        kommunikative                      коммуникативная

        konnotative                                      коннотативная

        nominative                             номинативная (назывная)

        signifikative                                     сигнификативная

        Hauptbedeutung, die                        основное значение

        Homonym, das (e)                                     омоним

        Homonymie         , die                               омонимия

        Homoform, die                                омоформа

        Homograph, der                              омограф

        Homophon, das (e)                          омофон                                           

        innere Fоrm                                               внутренняя форма                         

        Lexem, das                                       лексема

        lexikalischer Stamm                         лексическая основа

        Lexikographie, die                                     лексикография

        Lautform, die                                   форматив, звуковая оболочка слова

        Lautkörper,der                                 форматив, звуковая оболочка слова

        Lehre, die                                         учение

        LSS, das                                          ЛСС (лексико-семантическая система)

        LSV, die (die lexisch-                       ЛСВ (лексико-семантический вариант,

        semantische Variante)                      то же, что семема)

        Motiviertheit, die                             мотивация значения слова

        Mehrdeutigkeit, die                          многозначность

        mehrdeutig                                       многозначный

        Nebenbedeutung, die                        второстепенное (побочное) значение

        Onomasiologie, die                                    ономасиология (изучает процесс, средства и способы номинации)

        Polysemie, die                                  полисемия

        polysem                                           полисемный

        Phraseologie, die                                       фразеология (изучает устойчивые словосочетания)

        Semasiologie, die                                       семасиология (исследует значение слова, семантическую структуру языковых знаков)

        Systemwort, das                              системное слово

        synsemantisch                                 синсемантический (неполнозначный)

        Sem, das (e)                                               сема

        Semem, das (e)                                 семема (значение слова)

        sprachliche Ebene                                     языковой уровень/ярус

        Teildisziplin, die                              раздел       

        Urbedeutung, die                             первоначальное значение/этимон

        verdunkelt                                        затемнённый, утративший прозрачность

        Vieldeutigkeit, die                                     многозначность 

        Wortbedeutung, die                         значение слова

        Widerspiegelung, die                        отражение

        Zeichen, das                                              знак

        аktuelles                                 актуальный

        virtuelles                                 виртуальный

         

         

        Fragen zur Selbstkontrolle

         

  1. Womit beschäftigt sich Lexikologie?

  2. Nennen Sie Teildisziplinen der Lexikologie und ihre Aufgaben.

  3. Nennen Sie sprachliche Einheiten.

  4. Definieren Sie das Wort.

  5. Begründen Sie die Schlüsselposition des Wortes im Sprachsystem.

  6. Nennen Sie Funktionen des Wortes, beschreiben Sie kurz jede Funktion.

  7. Erklären Sie Termini autosemantisch, synsemantisch, Lexem.

  8. Auf welche Weise sind verbunden der Begriff und das Wort?

  9. Woraus besteht das Wort als sprachliches Zeichen?

  10.  Definieren Sie solche Termini, wie Semem und Sem.

  11.  Was wird unter innerer Form und Motiviertheit des Wortes verstanden?

  12.  Führen Sie einige Beispiele der Fehletymologie an.

  13.  Welche Typen der Wortbedeutung kennen Sie?

  14.  Beschreiben Sie folgende Typen der Wortbedeutung: Hauptbedeutung, Nebenbedeutung, signifikative, denotative, konnotative Bedeutung.

  15.  Welche synonymischen Bezeichnungen haben Haupt- und Nebenbedeutung?

  16.  Was wird unter der Semanalyse verstanden?

  17.  Welche Arten der Seme kennen Sie?

  18.  Was wird unter Polysemie verstanden?

  19.  Was sind die Hauptwege der Polysemie?

  20.  Definieren Sie Homonymie.

  21.  Welche Arten von Homonymen kennen Sie?

     

     

    Testaufgabe

     

  1. Welche Wörter können in erster Linie als autosemantisch bezeichnet werden?

    a) Hilfsverben               b) Substantive               c) Präpositionen

     

  2. Was besteht aus den Semen?

    a) Semem                      b) Morphem                           c) Phonem

     

  3. Welches Wort enthält konnotatives Sem?

    a) Gesicht                      b) Lehrer                       c) Fresse

     

  4. Beim Wort „Tisch“ ist das kategorial-semantische Sem … zu finden.

    a) der Prozesualität       b) der Gegendständlichkeit     c) der Merkmalhaftigkeit

     

  5. Im Sazt „Diese Frau ist eine giftige Schlange“ ist das Wort „Schlange“ in …Bedeutung gebraucht.

    a) eigentlicher                b) direkter                     c) übertragener

     

  6. Das Wort „Lehrerzimmer“ weist die … Motivation auf.

    a) etymologische           b) wortbildende             c) phonetisch-phonemische

     

  7. Welche Funktion des Wortes kann als „Speicherung- und Erkenntnisfunktion“ bezeichnet werden?

    a) kommunikative                  b) nominative                c) kognitive

     

  8. Semasiologie beschäftigt sich mit … .

    a) der Wortbedeutung   b) dem Bennenungsverfahren   c) festen Wortkomplexen

     

  9. Welche Teildisziplin befaßt sich mit den festen Wortverbindungen?

    a) Semasiologie             b) Phraseologie             c) Onomasiologie

     

  10. Welche sprachliche Einheit kann als bilateral bezeichnet werden?

    a) das Wort                   b) das Phonem              c) das Sem

     

  11. Was wird unter innerer Form verstanden?

    a) Lexem                       b) Semem                      c) Motivation

     

  12. Im Sprachsystem wird das Wort als … Zeichen betrachtet.

    a) relatives                    b) aktuelles                    c) virtuelles

     

  13. Was wird als das kleinste Bedeutungselement der Wortbedeutung definiert?

    a) Phonem                     b) Sem                           c) Semem

     

  14. Welche Bedeutung repräsentiert eine bestimmte Erscheinung der objektiven Wirklichkeit?

    a) signifikative              b) konnotative               c) denotative

     

  15. Was ist kein bilaterales sprachliches Zeichen?

    a) Wort                         b) Morphem                           c) Phonem

     

  16. Als Hauptbedeutung des polysemen Wortes “Schlange” gilt ... .

  1. die Schlange (lange Reihe wartender Menschen)

  2. die Schlange (Schuppenkriechtier)

  3. die Schlange (falsche, hinterhältige Frau)

     

  1. Die Wörter der Erbe und das Erbe sind:

  1. Homophormen            

  2. Homonyme mit lautlichem Zusammenfall

  3. Homonyme mit gleicher Etymologie

     

  1. Die Wörter das Lied und das Lid gehören zu den ... .

  1. Homographen

  2. eigentlichen Homonymen

  3. Homophonen

     

  1. Die Wörter der Laut und laut bezeichnet man als ... .

    a) Homophone              b) Homographe             c) Homophormen

     

  2. Die Wörter der Aug′ust (месяц) und Άugust (имя собственное) sind ... .

  1. eigentliche Homonyme

  2. Homographe

  3. Homophone

     

    21. Welcher Terminus ist als parallele Bezeichnung des Terminus „Motivation“ anerkannt?

    a) Semasiologie             b) Wortbedeutung                  c) innere Form

     

    22. Welche Termini bezeichnen den gleichen Begriff?

    a) Sem und Semem      

    b) Onomasiologie und Semasiologie

    c) Etymon und Urbedeutung

     

    23. Welches Wort weist unverdunkelte Motiviertheit auf?

    a) Tischler                     b) Fenster                      c) Mutter

     

    24. Welches Wort weist verdunkelte Motiviertheit auf?

    a) Lehrer                       b) Flieger                       c) Feder

     

    25. Bei welchem Wort ist die innere Form nicht zu bestimmen?

    a) Arbeitszimmer          b) Freiheit                     c) Mond


Kapitel 2. Paradigmatische und syntagmatische Beziehungen im lexisch-semantischen System

 

2.1. Paradigmatische Beziehungen im LSS

 

Unter System versteht man „ein Ganzes“, eine Menge von Elementen, zwischen denen bestimmte Beziehungen bestehen. Unter lexisch-semantischem System wird ein „Ganzes“ von Lexemen verstanden, die durch paradigmatische Beziehungen zu einer Einheit verknüpft werden.

Das LSS ist ein offenes System. Es gibt 5 Grundtypen der Bedeutungsbeziehungen im Wortschatz:

1. Bedeutungsgleichheit: anfangen – beginnen;

2. Bedeutungsähnlichkeit (Synonymie im engeren Sinne): klug – gescheit, hören – vernehmen;

3. Bedeutungsgegensatz (Antonymie): lang – kurz, früh – spät;

4. Bedeutungsüberordnung und –unterordnung (Hyperonymie und Hoponymie): Möbel – Tisch, Stuhl, Sessel, Schrank usw.

5. Unvergleichbarkeit (Inkomparabilität): Mensch – Fenster.

Unter paradigmatischen Beziehungen versteht man Beziehungen der Einheiten, die durch die Relation der Opposition verbunden sind. Paradigmatische Beziehungen bestehen zwischen Einheiten, die in ein und demselben Kontext auftreten können und sich in diesem Kontext gegenseitig bestimmen oder ausschließen.

 

2.1.1. Bedeutungsähnlichkeit/Bedeutungsgleichheit

 

Synonyme werden gewöhnlich Wörter genannt, deren Bedeutung ähnlich oder identisch ist. Der Terminus „Synonym“ ist griechischen Ursprungs, wo das Wort synonymos „gleichnamig“ bedeutete. Unter Synonymen werden also sinnverwandte Wörter mit verschiedener lautlicher Form und ähnlicher oder gleicher Bedeutung, die einen und denselben Begriff oder sehr ähnliche Begriffe ausdrücken.

Synonyme unterscheiden sich voneinander:

  1. durch Schattierungen der Bedeutung: schnell drückt nicht ganz dasselbe wie hastig aus (hastig bezieht sich nur auf Menschen);

  2. durch verschiedenen kontextuellen Gebrauch: nicht immer lassen sich ledig, los und frei gegenseitig ersetzen;

  3. durch stilistische Färbung: fressen, essen, speisen, wo essen neutral, fressen grob, speisen gehoben gefärbt sind.

    Für Synonymie ist in erster Linie nicht die Bedeutungsidentität, sondern die Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit relevant. Diese Synonymie basiert sich auf den Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit, dabei verfügen synonymische Lexeme über gleiche wesentliche Seme (Bedeutungselemente) und unterscheiden sich nur in sekundären Semen, die konkretisierend, regional, wertend-stillistisch usw. sein können.

    Die Wege der Entstehung von Synonymen sind sehr mannigfaltig. Dazu können gezählt werden:

  1. Die Wortbildung schafft manche Synonyme: Opernglas und Operngucker;

  2. Durch Entlehnung (заимствование) können auch Synonyme entstehen: Bukett – Strauß, Armee – Heer;

  3. Verdeutschungen: Radio – Rundfunk, Coupe – Abteil, Kondukteur – Schaffner;

  4. Der Bedeutungswandel (изменение значения): Stube – Zimmer (ahd. Stuba bedeutete ursprünglich „Ofen“, dann „Raum mit einem Ofen“, jetzt „ein beliebiges Zimmer“);

  5. Euphemistische Umschreibung: lügen – fantasieren, Teufel – der Böse;

  6. Die Entwicklung von festen Wortkomplexen: in Hülle und Fülle leben = reich sein;

  7. Das Eindringen von Dialektismen, Jargonismen und Argotismen in die allgemeine Sprache: Samstag (süddt.) – Sonnabend, Rahm (süddt.) – Sahne, Backfisch (aus dem Studentenjargon) – ein junges Mädchen, die Schule schwänzen (aus dem Jargon der Schüler) – die Schule nicht besuchen;

  8. Entwicklung von Neologismen: Füllfederhalter – Sichtfüller;

  9. Die Veränderung der Wortform: Adler = Aar (Adler entstand aus dem mhd. adelar, was „edler Aar“ bedeutete).

    Man unterscheidet folgende Arten von Synonymen:

    1. Ideographische Synonyme sind Wörter, die eine und dieselbe nominative Bedeutung besitzen, sich aber voneinander durch verschiedene Bedeutungsnuancen und die Besonderheiten des Gebrauchs unterscheiden: Die Wörter Ufer, Strand, Küste, Kai bezeichnen im allgemeinen den Erdrand eines Gewässers, aber jedes dieser Wörter hat seine besondere Bedeutungsschattierung, nähmlich Ufer gebraucht man hinsichtlich eines Flusses, Baches, Küste, Strand- hinsichtlich des Meeres, Kai bezeichnet eine mit Stein befestigte Uferstraße.

    Die Reihe Lohn –Gehalt – Gage weist diesselbe Besonderheit auf. Alle diese Wörter bezeichnen die Geldsumme, welche regelmäßig an eine Person ausgezahlt wird. Lohn bezeichnet die Geldsumme, die ein Arbeiter verdient, Gehalt wird in Bezug auf den Verdienst von Angestellten und Beamten verwendet, Gage bezeichnet das, was Künstlern ausgezahlt wird.

    2. Stilistische Synonyme unterscheiden sich entweder durch ihre besondere stilistische Färbung oder durch den Gebrauch in verschiedenen funktionalen Stilen: Wellen (neutral) – Wogen, Gesicht (neutral) – Antlitz, Fratze, Pferd (neutral) – Roß, Träne (neutral) – Zähre, weinen (neutral) – heulen. Sich verheiratensich verehelichen – ein Weib heimführen – sich beweiben – bezeichnen ein und denselben Vorgang. Sich verehelichen gehört in den sogenannten Amtsstil. Sich verheiraten ist der Ausdruck des täglichen Verkehrs. Ein Weib heimführen kommt nur in der hochpoetischen Ausdrucksweise vor, in der Alltagsrede wirkt es ironisch. Sich beweiben tritt in aufgelockerter etwas derber Redeweise auf.

    3. Absolute oder vollständige Synonyme sind solche Wörter, die gleiche dingliche Bedeutungen haben, das heißt die einen und denselbsn Begriff ausdrücken, im Kontext einander ersetzen können und stilistisch neutral gefärbt sind: Schi – Ski, Schneebretter – Schneeschuhe. Auch Wortverbindungen können als Synonyme auftreten: jemandem aufs Haar gleichen, ähnlich sehen, wie ein Ei den anderen gleichen, ähnlich wie ein Tropfen Wasser sein. Alle diese Wortverbindungen bedeuten „sich völlig ähnlich sein“.

    Die meisten Reihen vollständiger oder absoluter Synonyme bestehen aus Wörtern deutscher und fremder Herkunft: Bahnsteig – Perron, Ergebnis – Resultat, Rundfunk – Radio, Wagen – Auto.

    4. In der deutschen Sprache existieren viele Dialekte, dadurch ist Deutsch an territorialen oder regionalen Dubletten sehr reich: Schlächter – Fleischer – Metzger – Fleischhauer.

    Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit können manchmal bei einer größeren Anzahl vor Wörtern festgestellt werden, wodurch synonymische Gruppen oder Reihen entstehen. Dabei bedingt das erste Wort den Charakter der ganzen Reihe. Dieses Wort wird als Dominante der synonymischen Reihe bezeichnet. Sie gibt besonders klar die Bedeutung der ganzen Reihe wieder, ist stilistisch neutral und gebräuchlicher als andere synonymische Wörter der Gruppe/Reihe: schnell – geschwind – schleunigst – flugs – hurtig –behende – rasch.

     

    2.1.2. Bedeutungsgegensatz

     

    „Antonym“ ist ein Terminus griechischer Herkunft und bedeutet „Gegen – Name“, das heißt entgegengesetzte Benennung. Also Antonyme sind solche Wörter, die völlig entgegengesetzte Begriffe bezeichnen: Reichtum – Armut, Hitze – Kälte (Substantive), klug – dumm, kalt – heiß (Adjektive), hier – dort, links – rechts, unten – oben (Adverbien), geben – nehmen, leben – sterben, lösen – binden (Verben).

    Sehr oft entstehen Antonyme durch Wortbildung. Zur Bildung von Antonymen dienen viele Halbsuffixe (-los, -frei, -voll, -reich) und Präfixe (auf- und zu-; zu- und ab-; ein- und aus-; be-, ver- und ent-; zu- und ent-): freudlos, freudvoll; schmerzenreich – schmerzenlos; zunehmen, - abnemehen, aufmachen – zumachen, einpacken – auspacken, bewässern – entwässern, verhüllen- enthüllen, zukorken – entkorken. Die Präfixe ent-, un-, miß- haben Fähigkeit, dem Wort eine entgegengesetzte Bedeutung zu verleihen: decken – entdecken, Glück – Unglück, Erfolg – Mißerfolg, gelingen – mißlingen.

    Man unterscheidet folgende Arten von Antonymen:

    1. Kontradiktorische Antonyme. Der kontradiktorische Gegensatz ist ein „strenger“ Gegensatz, er stellt eine logische Negation des gegensätzlichen Begriffs dar: Liebe – Haß, jeder – keiner, Möglichkeit – Unmöglichkeit.

    2. Konträre Antonyme sind Wörter, die innerhalb eines Bewertungssystems als Artbegriffe existieren. Unter einem gemeinsamen Gattungsbegriff schließen sie einander aus: fragen – antworten, nehmen – geben.

    3. komplimentäre Antonyme sind die Wörter, bei denen die Negation eines Begriffs die Behauptung eines anderen Begriffs veraussetzt: ledig – verheiratet, männlich – weiblich.

     

    2.1.3. Bedeutungsüberordnung und –unterordnung

     

    Beziehungen der Bedeutungsüberordnung und – unterordnung oder hyperonym-hyponymische Beziehungen sind Gattungs-Artbeziehungen. Die Bedeutung des Hyperomyms schließt die Bedeutungen der Hoponyme ein (Inklusionsbeziehungen): Blume ist ein Gattungsbegriff (Hyporonym), Artbegriffe (Hyponyme) sind Rose, Lilie, Veilchen, Narzisse. Möbel (Hyporonym) – Tisch, Schrank, Stuhl (Hyponyme).

    Die Bedeutung der Hyponyme können auch Bezeichnungen eines Teils der Bedeutung des Hyporonyms sein.

    Die Hyporonym – Hyponym – Beziehungen sind bei der Reihe zu finden: Körper (Hyporonym) – Kopf, Arm, Brust, Bauch usw. (Hyponyme).

     

    2.1.4. Semantische Felder

     

    Die paradigmatischen Bedeutungsbeziehungen der Wörter im lexisch-semantischen System sind auch mit der  Wortfeldforschung verbunden. Das Wordfeld ist ein lexikalisch-semantisches Paradigma höherer Ordnung als synonymische Gruppen. Der Begriff des Feldes wurde von Ipsen 1924 eingeführt. Wortfelder stellen eine Gliederung der Spracheinheiten dar, die über die Synonymie hinaus in weiteren semantischen Beziehungen zueinander stehen: Die Felder sind strukturiert als vielschichtige Gebilde. Den Kern des Feldes bildet ein Hyporonym oder ein Archilexem, um dieses gruppieren sich neutrale Lexeme, und in Richtung Periepherie liegen stilistisch markierte Wörter und feste Wortkomplexe/Phraseologismen: tadeln – schimpfen, schelten, zurechtweisen, schmähen – anranzen, abbürsten – jemandem den Kopf waschen.

     

    2.2. Syntagmatische Bedeutungsbeziehungen der lexikalischen Einheiten

     

    Die syntagmatischen Bedeutungsbeziehungen sind im Gegensatz zu den paradigmatischen Beziehungen Anreihungsbeziehungen der sprachlichen Einheiten, die auf dem linearen Charakter der Sprache beruhen. Das sind Beziehungen zwischen Einheiten, die in einem Kontext gemeinsam vorkommen, das heißt in einem Syntagma oder einer Wortverbindung und im Satz. Daher stammt die Bezeichnung syntagmatische Beziehungen.

    Die sprachlichen Einheiten, Wörter und Wortkomplexe treten im konkreten Redeakt nicht isoliert auf, sondern verbinden sich im Syntagma und im Satz immer mit bestimmten „Partnern“. Diese Verbindungsmöglichkeiten unterliegen bestimmten Gesetzmäßigkeiten.

    Die Verbindbarkeit (Kombinierbarkeit, Vereinbarkeit) nennt man auch Valenz. Unter Valenz wird also die Fähigkeit von Wörtern verstanden, andere Wörter an sich zu binden.

    Zwischen Syntagmatik und Paradigmatik besteht ein dialektischer Zusammenhang. Syntagmatische Verknüpfungen sind bereits in den Gesetzmäßigkeiten der paradigmatischen Ebene angelegt. Wenn man zum Beispiel  lexisch-semantische Varianten des Wortes „ledig“ in Betracht zieht, stellt man fest, daß sie sich durch verschiedene Kombinierbarkeit unterscheiden: Meine Schwester ist ledig. – Meine Schwester ist der Sorge ledig.

    Im ersten Satz fordert „ledig“ nur einen „Nominativpartner“, im zweiten Satz dagegen – zwei Partner (einen im Nominativ und anderen im Genitiv).

    Die Wörter (als Valenzträger) fordern bestimmte Kontextpartner mit bestimmten Bedeutungsmerkmalen und schließen andere Kontextpartner mit anderen Bedeutungsmerkmalen aus.

     

     

    Termini zum 2. Kapitel

     

    Antonym, das                                           антоним    

             kontradiktorisch                              контрадикторный

             konträr                                             контрарный

             komplimentär                                  комплиментарный

    Antonymie, die                                          антонимия

    Anreihungsbeziehungen (Pl)                      линейные отношения

    Archilexem, das (e)                                   архилексема

    Artbegriff, der                                           видовое понятие

    Bedeutungselement, das (e)                       сема

    Bedeutungsähnlichkeit, die                        сходство значений

    Bedeutungsgleichheit, die                          идентичность значений

    Dominante, die                                          доминанта

    Gattungsbegriff, der                                  родовое понятие

    fester Wortkomplex                                  устойчивое словосочетание

    Halbsuffix, das (e)                                              полусуффикс

    Hyperonym, das (e)                                  гипероним

    Hyponym, das (e)                                               гипоним

    Die Hyporonym – Hyponym-Beziehungen        гиперо-гипонимические отношения

    lexisch-semantisches System (LSS)                    лексико - семантическая система (ЛСС)

    lexisch-semantische Variante (LSV)                   лексико - семантический вариант (ЛСВ)

    Paradigma, das                                          парадигма

    Paradigmatik, die                                      парадигматика

    paradigmatische Beziehungen                   парадигматические отношения

    Relation, die                                              отношение

    semantisches Feld                                               семантическое поле

    Synonym, das (e)                                      синоним

             ideografisch                                               идеографический

             absolut                                             абсолютный

             vollständig                                       полный

             stilistisch                                          стилистический

    Synonymie, die                                         синонимия

    synonymische Gruppe/Reihe                    синонимическая/ий группа/ряд

    Syntagmatik, die                                       синтагматика

    syntagmatische Beziehungen                     синтагматические отношения

    Valenz, die                                                валентность

    Verbindbarkeit, die                                   валентность

    Wortverbindung, die                                 словосочетание

     

     

    Fragen zur Selbstkontrolle

     

    1. Was versteht man unter LSS?

    2. Nennen Sie 5 Grundtypen der Bedeutungsbeziehungen im Wortschatz.

    3. Definieren Sie Synonyme.

    4. Welche Arten der Synonyme kennen Sie?

    5. Nennen Sie die Hauptwege der Entstehung der Synonyme.

    6. Führen Sie die Beispiele von territorialen Dubletten an.

    7. Führen Sie ein Beispiel der synonymischen Reihe an.

    8. Wodurch unterscheiden sich ideographische Synonyme von den absoluten Synonymen?

    9. Definieren Sie Antonyme.

    10. Nennen Sie Hauptarten der Bedeutungsgegensätze.

    11. Was wird unter Hyporonym - Hyponym - Beziehungen verstanden?

    12. Was versteht man unter semantischen Feldern (Wortfeldern)?

    13. Worin bestehen syntagmatische Beziehungen?

    14. Auf welche Weise sind syntagmatische und paradigmatische Beziehungen verbunden?

    15. Definieren Sie Valenz der Wörter.

     

     

Aufgaben zum 2. Kapitel

 

Aufgabe 1.  Finden Sie in folgenden synonymischen Wortreihen die ideographischen und stilistischen Synonyme.

  1. Putz, Schmuck, Zierde, Zierat, Verzierung.

  2. Klug, weise, verständig, gescheit.

  3. Ort, Platz, Stelle, Stätte.

  4. Knabe, Bube, Junge, Bursche.

  5. Kleid, Kleidung, Anzug, Gewand, Tracht.

  6. Essen, fressen, speisen, genießen.

  7. Klein, gering, wenig, winzig.

  8. Gehalt, Besoldung, Lohn, Lohnung, Sold, Gage, Honorar.

  9. Begehren, verlangen, wünschen, Lust haben, gelüsten, sich sehnen.

  10.  loben, rühmen, preisen, herausstreichen.

  11.  Rennen, stürmen, rasen, sausen, eilen, pesen.

  12.  Gesicht, Antlitz, Visage, Fratze.

  13.  Genial, begabt, talentvoll.

  14.  Weinen, schluchzen, wimmern.

    Aufgabe 2. Führen Sie absolute Synonyme (synonymische Dubletten) an.

    a) Entlehnung – Stammwort.

             Telefon -                                 Dessert –

             Auto -                                     Budget –

             importieren -                          Branche –

             Infektion -                               Bieographie –

             Fiasko -                                  Echo –

    b) Stammwort-Entlehnung

             Osten -                                    Selbstsucht –

             Wirklichkeit -                         Prüfung –

             Weltfestspiele -                       Sinnbild –

             Rechtsanwalt -                        Ersatz –

             schöngeistige Literatur -                   Duldsamkeit –

    Aufgabe 3. Finden Sie Antonympaare.

             sich nähern, breit, verlängern, entschlossen, leichtsinnig, schmal, besonnen, verzögern, schwankend, beschleunigen, sich entfernen, annehmen, selten, aufbauen, verkürzen, abreißen, ablehnen, gesund, ankommen, krank, erschweren, häufig, uppig, erleichtern, gezwungen, kärglich, freiwillig.

    Aufgabe 4. Bilden Sie mit Hilfe der Wortbildungsmittel (ver-, ent-, miß-, aus-, nach-, un-, an-, nicht-, -los, ab-, a-, -voll) Antonyme.

  1. kaufen - , mieten - , achten - ;

  2. vermienen - , verhüllen - , verkorkern - ;

  3. gefallen - , gelingen - , Erfolg - ;

  4. beflecken - , bewässern - , fesseln - ;

  5. eingehen - , eintreten - , einfliegen -;

  6. zumachen - , zunehmen - , anbinden - ;

  7. nachmittag - , Vorteil - , Nachwort - ;

  8. Ordnung - , Sinn - , gesund -;

  9. Sein - , organisch - , logisch - ;

  10.  erfolgreich - , fehlerhaft - , inhaltsreich - ;

  11.  sorgenfrei - , machtlos - , menschenleer - ;

  12.  Neigung - ; anwesend - ; angewöhnen - ;

    Aufgabe 5. Führen Sie Hyponyme zu den Hyperonymen „Lehrer“, „Blume“ an.

    Aufgabe 6. (Testaufgabe)

 

1. In welchem Bereich bestehen die paradigmatischen Beziehungen?

a) im Redeakt                b) im Sprachsystem                c) im Vokalsystem

 

2. Die syntagmatischen Beziehungen bestehen ... .

a) im Sprachsystem      b) im Konsonantensystem      c) im Redeakt

 

3. Die Synonyme „sich verheiraten“ und „sich verehelichen“ gehören zu den ... Synonymen.

a) ideographischen                 b) absoluten                                     c) stilistischen

 

4. Die Wörter „Schlächter“ und „Metzger“ sind ... .

a) stilistische Synonyme              b) territoriale Dubletten          c) ideographische  Synonyme

 

5. Die Wörter „Schi“ und „Ski“ betrachtet man als ... Synonyme.

a) ideographische          b) stilistische                          c) vollständige

 

6. Welches Wort stellt die Dominante in der synonymischen Reihe: geschwind- schnell – rasch – schleunigst – flugs – hurtig – behende dar:

a) geschwind                 b) rasch                                  c) schnell

 

7. Wieviele „Partner“ im Satz braucht die LSV „ledig“ in der Bedeutung „frei von Sorgen sein“?

a) drei                            b) zwei                                    c) einen

 

8. Der Umfang eines Wortfeldes (eines semantischen Feldes) im Vergleich zur synonymischen Gruppe oder Reihe ist:

a) kleiner                       b) größer                                 c) gleich

 

9. Welches Wort in der Reihe „Blume – Rose - Nelke“ kann als Hyporonym bezeichnet werden?

a) Rose                          b) Blume                                 c) Nelke

 

10. Welches Wort in der Reihe „Schrank – Möbel - Möbelstück“ kann als Hyponym bezeichnet werden?

a) Möbelstück               b) Schrank                              c) Möbel

 

11. Die Antonyme „männlich – weiblich“ gehören zu den ... Antonymen:

a) kontradiktorischen    b) komplimentären                 c) konträren

 

12. Die Wörter „fragen - antworten“ sind ... Antonyme:

a) konträre                    b) komplimentäre                   c) kontradiktorische

 

13. Die Wörter „Sein - Nichtsein“ sind ... Antonyme:

a) komplimentäre          b) kontradiktorische               c) konträre 

 

14. Die Wörter „Vater“ und „Mutter“ sind ... Antonyme:

a) kontradiktorische      b) komplimentäre                   c) keine Antonyme

 

15. Die Wörter „Wagen“ und „Auto“ weisen die Beziehungen ... auf:

  1. der Bedeutungsähnlichkeit

  2. der Bedeutungsgleichheit

  3. der Bedeutungsüberordnung und –unterordnung

 


Kapitel 3. Bedeutungswandel (semantische Derivation)

 

3.1. Allgemeins

 

Unter Bedeutungswandel oder semantischer Derivation versteht man die Veränderung der Bedeutung schon existierender Wörter. Die Teildisziplin der Lexikologie, die die Bedeutung der Wörter und die Wandlung der Bedeutung der Wörter erforscht, heißt Semasiologie oder Semantik. Der Terminus Semantik ist griechischer Herkunft: semantikos – eigentlich „der Bezeichnende“, „der Bedeutende“. Die Semantik des Wortes ist also die Bedeutung des Wortes. Der Bedeutungwandel gehört zu einem der Hauptwege der Bereicherung des Wortschatzes der Sprache.

Die Bedeutung des Wortes läßt sich nicht als etwas Konstantes, Beständiges, als etwas für alle Zeiten Stabiles betrachten. Die Bedeutung des Wortes kann sich ändern. Das geschieht oft gleichzeitig mit der Veränderung der Denotate (Gegenstände und Erscheinungen).

 

3.2. Ursachen des Bedeutungswandels

 

Die meisten deutschen Wörter haben mehrere Bedeutungen und sehr oft entstehen neue Bedeutungen eines Wortes durch den Bedeutungswandel, der durch viele Ursachen bedingt ist. Was diese Ursachen anbetrifft, spricht man von linguistischen und extralinguistischien (historischen, sozialen und sogar psychischen) Gründen. Zu den wichtigsten Gründen kann die Sprachökonomie gezählt werden. Die Zahl der Denotate (Gegenstände und Erscheinungen der Wirklichkeit) ist unendlich, die Zahl der Wörter ist dagegen begrenzt, deshalb erhalten die Wörter neue Bedeutungen.

Die extralinguistischen Ursachen können verschiedener Natur sein. Am häufigsten ist es historisch-kultureller Wandel im Leben der Menschen, der zur Entwickling neuer Begriffe führt. Die Veränderung von Denotaten (Gegenständen) kann auch zum Bedeutungswandel führen. Viele Wörter werden zunächst nur von einer engeren sozialen oder beruflichen Gruppe als sozialbeschränktes Wort oder Fachausdruck gebraucht. Später können diese Wörter in die allgemeine Sprache übergehen. Auch der Wunsch, den sprachlichen Eindruck zu verstärken oder zu mindern, kann eine Ursache des Bedeutungswandels sein (das Streben nach Ausdrucksverstärkung oder Affekt und das Streben nach Ausdrucksabschwächung oder Euphemismus).

 

3.3. Die Arten des Bedeutungswandels

 

Es gibt zwei Systeme der Gliederung des Bedeutungswandels, ein logisches und ein psychologisches. Die logische Klassifikation basiert auf dem quantitativen Vergleich der Bedeutungen eines Wortes vor und nach dem Bedeutungswandel. Die psychologische Gliederung geht von Assoziationen aus. Die logische Klassifikation wird von Linguisten bevorzugt, weil sie einfacher ist und alle Fälle des Bedeutungswandels umfaßt. Nach dieser Klassifikation lassen sich folgende Arten des Bedeutungswandels unterscheiden:

  1. Bedeutungserweiterung;

  2. Bedeutungsverengung;

  3. Metaphorische Übertragung der Namensbezeichnung;

  4. Metonymische Übertragung der Namensbezeichnung;

  5. Wertsteigerung (Melioration) und Wertminderung (Pejoration) der Bedeutung;

  6. Euphemismus;

  7. Übertreibung der Wortbedeutung (Hyperbel);

  8. Abschwächung der Wortbedeutung (Litotes).

    Der Bedeutingswandel ist nicht nur in einzelnen Wörtern, sondern auch in Wortverbindungen zu finden.

     

    3.3.1. Bedeutungserweiterung und Bedeutungsverengung

     

    Erweiterung der Bedeutung ist das Resultat der Entwicklung des semantischen Umfangs des Wortes vom Einzelnen zum Allgemeinen, vom Konkreten zum Abstrakten. Die Bedeutung des Wortes erweitert sich, und das Wort selbst beginnt einen weiteren Begriff zu bezeichnen. Die Bedeutungserweiterung besteht also in der Verallgemeinerung der ursprünglichen Bedeutung. Die Entwicklung der Bedeutung führt zur Erweiterung des Gebrauchsgebietes des Wortes: Stube, ursprünglich „Heizvorrichtung für ein warmes Bad“, dann „ein mit dieser Vorrichtung versehenes Badezimmer“, später „ein heizbares Zimmer“ und endlich „ein Zimmer“ überhaupt; Mütze, ursprünglich „Kleidungsstück eines Geistlichen, das Kopf und Schulter bedeckte“, heute – „Kopfbedeckung“.

    In der Regel führt die Erweiterung des semantischen Wortumfangs nicht zur Mehrdeutigkeit des Wortes und ist mit dieser nicht identisch. Für ein polysemes Wort ist kennzeichnend, daß dieses Wort mehrere Denotate (Gegenstände und Erscheinungen) bezeichnet und infolgdessen auch mehrere Bedeutungen besitzt. Für die Erweiterung der Bedeutung ist dagegen typisch, daß ein Wort nur ein Denotat (Gegenstand und Erscheinung) bezeichnet, das heißt nur eine allgemeine sachliche Bedeutung besitzt, der semantische Umfang und das Gebrauchsgebiet des Wortes hat sich aber erweitert. Der parallele Terminus für die Bedeutungserweiterung ist die Generalisierung der Bedeutung. Die Bedeutungserweiterung ist oft eine Begleiterscheinung des Übergangs der Wörter aus einem fachsprachlichen Bereich in die Allgemeinsprache.

    Die Bedeutungsverengung ist ein Gegenstück zu Bedeutungserweiterung. Parallele Bezeichnung ist Spezialisierung der Bedeutung. Die Verengung der Bedeutung entsteht als Ergebnis der semantischen Entwicklung eines Wortes vom Allgemeinen zum Einzelnen, vom Abstrakten zum Konkreten. Die Bedeutung des Wortes verengt sich, und das Wort beginnt infolgdessen einen engeren, einen Einzelbegriff auszudrücken. Die Verengung des Bedeutungsumfangs führt auch zur Begrenztheit des Gebrauchsgebiets des Wortes mit sich: Dach, ursprünglich allgemein „das Deckende“, heute nur „das Dach eines Hauses“; Lid, ursprünglich „Deckel“ überhaupt, heute nur „Augendeckel“; Brief, ursprünglich „kurzes offizielles Schriftstück“, „Urkunde“, heute „eine schriftliche Mitteilung auf Entfernung, die gewöhnlich per Post gesandt wird“.

     

    3.3.2. Metaphorische Übertragung der Namensbezeichnung

     

    Metapher (aus griech. meta – „über“, phero – „trage“) bedeutet eigentlich Übertragung. Ihr liegen Assoziationen nach der Ähnlichkeit zugrunde. Für die Metapher ist ein latenter Vergleich kennzeichnend.

    Es gibt zwei Arten der Metapher: die stilistische und die lexikalische. Die stilistische Metapher ist viel ausdrucksvoller, bildhafter als die lexikalische, aber schafft keine neuen Bedeutungen der Wörter. Sie dient nur stilistischen Zwecken: die Flamme der Liebe, ein Strom von Erinnerungen. Es gibt verschiedene Abarten der Ähnlichkeit, die die metaphorische Übertragung hervorrufen können:

  1. Ähnlichkeit der Form: Nadelkopf, Landzunge, Flaschenhals, Bergrücken, Stuhlbein, Schlange in der Bedeutung „eine Reihe wartender Menschen“, Augapfel;

  2. Ähnlichkeit der Charakterzüge oder des Äußeren: ein schöner Mann – Apollo, eine schöne Frau – Venus, ein eifersüchtiger Mensch – Othello;

  3. Ähnlichkeit eines inneren Merkmals, einer Eigenschaft: bittere Worte, süßer Ton, trockene Worte, harte Stimme;

  4. Eine große Gruppe von Metaphern bildet die Übertragung vom Tier auf den Menschen: Hund „gemeiner Kerl“, Fuchs „listiger Mensch“, Esel „dummer Mensch“, Schwein „schmutziger Kerl“, büffeln, ochsen „strumpfsinnig lernen“;

  5. Eine ganz besondere Art der Metapher ist die Personifizierung, die Übertragung der Eigenschaften eines Lebewesens auf Gegenstände oder Erscheinungen: der Wind erhebt sich, die Augen sprechen, die Jahre gehen, das Leben geht weiter;

  6. Ähnlichkeit der Funktion: Fuß eines Berges, eines Gefäßes;

  7. Namensübertragung von Sachen auf Menschen: Leuchte „berühmter Fachmann, kluger Kopf“, Kratzbürste „widerborstige Frau“, Klotz „unbeholfener Mensch“;

  8. Übertragungen aus dem Konkreten in das Abstrakte: Spur, ursprünglich „der Eindruck, der die Fußtritte eines Tieres, eines Menschen auf dem Erdboden hinterlassen“, später bezeichnet das Wort auch „die Abdrücke von Wagenrädern“, infolge der metaphorischen Übertragung bekommt das Wort Spur auch einen abstrakten Sinn;

  9. Ähnlichkeit der Farbe: die Grünen „Angehörige einer Partei, die für Umweltschutz auftritt“

 

3.3.3. Metonymie

 

Unter Metonymie wird die Übertragung der Namensbezeichung von einem Gegenstand auf einen anderen auf Grund eines logischen Verhältnisses zwischen diesen Gegenständen verstanden. Im Gegensatz zu der Metapher liegt hier keine Ähnlichkeit oder kein latenter Vergleich zugrunde. Das Wort Metonymie bezeichnet eigentlich „die Umbenennung“ (aus griech. meta – „über“ und onoma – „Name“).

Bestimmte räumliche, zeitliche, stoffliche, kausale und andere Verhältnisse liegen der metonymischen Übertragung zugrunde:

  1. Die Namensübertragung auf Grund der Beziehung zwischen dem Ganzen und dessen Teil – Synekdoche: er ist ein kluger Kopf statt kluger Mensch (der Teil für das Ganze), die ganze Welt klatschte Beifall (wird gemeint eine Gruppe von Menschen, in diesem Fall umgekehrt das Ganze vertritt den Teil);

  2.  Namensübertragung vom Raum auf die sich dort befindlichen Menschen: Stadt anstatt Einwohner, Haus anstatt Bewohner, die ganze Schule anstatt Schüler, das Auditorium anstatt Zuhörer;

  3. Namensübertragung vom Behälter auf das, was sich darin befindet: Glas statt Bier, Flasche statt Wein, Tasse statt Tee, Kaffee;

  4. Übertragung von der Benennung des Ortes auf das, was dort hergestellt wird: Havanna, Mokka, Champagner, Eau de Kologne;

  5. Übertragung vom Namen des Schöpfers auf sein Werk: Ohm, Guillotine, Röntgenstrahlen, Kochstäbchen, Herz, Mackintosch;

  6. Namensübertragung von dem Stoff auf den Gegenstand der daraus hergestellt wird: Glas – ein Gefäß, nach dem Material benannt;

  7. Übertragung der Namensbezeichnung von der Handlung auf das Resultat: sammeln – Sammlung, zeichnen – Zeichnung, senden – Sendung;

  8. Zeitliche Bedeutungsbeziehungen: Mittag „Essen, Mittagessen“, früher „Zeitpunkt, Tagesmitte“;

  9. Namensübertragung von einem Körperteil auf ein Kleidungsstück: Kragen bedeutete ursprünglich „Hals“;

  10. Übertragung von einem Kleidungsstück auf einen Körperteil: Schoß bezeichnet eigentich den „unteren Teil der Kleidung“, metonymisch auch „Knie“.

     

    3.3.4. Wertsteigerung und Wertminderung der Bedeutung

     

    Unter der Wertsteigerung vertseht man solch einen Prozeß, demzufolge das Wort eine neue, erhabene, bessere Bedeutung bekommt: Die Grundbedeutung des Wortes Marschall war eigentlich „Pferdeknecht“, dann bezeichnete dieses Wort den Stallmeister eines Fürsten, mit der Entwicklung der feudalen Gesellschaft wurde das Wort der Marschall allmählich zur Bezeichnung eines der Hofämter und eines der Militärränge.

    Unter der Wertminderung der Bedeutung wird solch ein Prozeß verstanden, dem zufolge das Wort eine andere in ihrem Wert verminderte Bedeutung bekommt: das Adjektiv schlecht bedeutete ursprünglich „in gerader Linie laufend“, „glatt“, „eben“. Zur Zeit „geringwertig“, „nicht gut“. Die alte Bedeutung ist erhalten in den Wörtern: schlechthin (типичный), schlechtweg (просто-напросто).

     

    3.3.5. Euphemismus

     

    Euphemismus ( aus griech. eu  „gut“ und phemi  „sprechen“) bedeutet also „gut sprechen“ anstatt die Dinge bei ihrem Namen zu nennen.

Die Euphemismen sind verhüllende oder verschönernde Ausdrücke. Sie werden aus zweierlei Gründen gebraucht: aus Gründen des Aberglaubens oder des Anstandes. Der letzte Grund ist heute ausschlaggebend: man will unanständige oder unangenehme Wörter und Ausdrücke vermeiden und sie durch schönere oder verhüllende ersetzen.

Man unterscheidet:

  1. religiöse Euphemismen: der Allerwissende, der Allmächtige, Er, himmlicher Richter (anstatt des Wortes Gott), Böse, Schwarze, böser Feind, Deibel (statt des Wortes Teufel);

  2. sozial-moralische: dichten, phantasieren (lügen); sich benebeln, zu tief ins Glas sehen (betrunken sein), Freudenmädchen (Prostituierte); klemmen, klauen, mausen, lange Finger haben (stehlen), aus dem Wege schaffen, umlegen, kalt machen (jemanden töten);

  3. politische Euphemismen: Annexion statt Länderraub;

  4. gesellschaftlich-ästhetische Euphemismen: Appertement, Kabinett, ein gewisser Ort, Befreiungsstelle, Toilette für Abort; in der Hoffung sein, in anderen Umständen sein für schwanger sein, die Augen für ewig schließen für sterben.

     

    3.3.6. Übertragung der Wortbedeutung (Hyperbel)

     

    Für die Hyperbel ist die übertriebene Darstellung verschiedener Merkmale und Eigenschaften der Gegenstände und Vorgänge kennzeichnend: irgendwas tausendmal sagen statt vielmals; jemanden eine Ewigkeit nicht sehen statt jemanden lange nicht sehen, eine Welt von Gedanken, tausend Dank, vor Langeweile sterben.

    Die Hyperbel dient nicht nur den Zwecken des Emotionsdrucks, sondern auch der Bereicherung des Wortschatzes. Es entstehen sinnwervandte Wörter und Wortverbindungen: vielmals und vieltausendmal, sehr hungrig und wolfshungrig, jemanden lange nicht sehen und jemanden eine Ewigkeit nicht sehen.

     

    3.3.7. Litotes

     

    Unter Litotes versteht man die im Vergleich zu der Wirklichkeit übertriebene Abschwächung der Aussage: zu einer Tasse Tee einladen, zu einem Löffel Suppe einladen; im Augenblick kommen.

     

     

    Termini zum 3. Kapitel

     

    Bedeutungserweiterung, die                      расширение значения

    Bedeutungswandel, der                             изменение значения

    Bedeutungsverengung, die                         сужение значения

    Euphemismus, der                                              эвфемизм

    Fachausdruck, der                                               профессиональное выражение

    Generalisierung (der Bedeutung), die                генерализация (расширение) значения

    Hyperbel, die                                             гипербола

    Litotes, die                                                литота

    linguistische und extralinguistische

    Ursachen                                                   языковые и внеязыковые причины

    Metapher, die                                            метафора

    metaphorische Übertragung                      метафорический перенос     

    Metonymie, die                                         метонимия

    metonymische Übertragung                      метонимический перенос

    Semantik, die                                            семантика

    semantische Derivation                             семантическая деривация

    Spezialisierung (der Bedeutung), die                  специализация (сужение) значения

    übertragene Bedeutung                             перенос значения

    Übertragung der Namensbezeichnung       перенос названия        

    Wertminderung, die                                   ухудшение (пейорация) значения

    Wertsteigerung, die                                   улучшение (мелиорация) значения

     

    Fragen zur Selbstkontrolle

     

  1. Definieren Sie den Terminus „Bedeutungswandel“.

  2. Nennen Sie die Ursachen des Bedeutugswandels.

  3. Welche parallele Bezeichnung für den Terminus „Bedeutungswandel“ ist Ihnen bekannt?

  4. Zählen Sie die Arten des Bedeutungswandels auf.

  5. Wodurch unterscheiden sich die logische und die psychologische Klassifikationen des Bedeutungswandels?

  6. Was wird unter mataphorischer Übertragung verstanden?

  7. Welche Arten von Metaphern kennen Sie?

  8. Worin besteht die metonymische Übertragung?

  9. Nennen Sie die Arten der metonymischen Namensübertragung.

  10.  Was versteht man unter Bedeutungserweiterung und –verengung?

  11.  Definieren Sie die Wertsteigerung und Wertminderung der Bedeutung.

  12.  Was wird unter dem Euphemismus verstanden?

  13.  Definieren Sie Hyperbel.

  14.  Was wird in der Linguistik als Litotes betrachtet?

     

     

Aufgaben zum 3. Kapitel

 

Aufgabe 1. Ordnen Sie ein.

  1. Metaphorische Übertragung;

  2. Metonymische Übertragung;

    Hund (gemeiner Kerl), Berggrat, Feder, harte Stimme, im Felde sein (im Krieg sein), Goldgrube, Langohr, Brille, Nagelkopf, Flügel (Musikinstrument), Schlange, Sammlung, Othello, Stuhlbein, Apollo,

     Spur, Streithahn, Wasserhahn, Schwein (schmutziger Kerl), Goliath, kluger Kopf, vier Wände, die gestrige Gesellschaft, süßer Ton, Zahn eines Rades, das ganze Auditorium hörte zu, Mokka (Kaffeesorte), Guillotine, Plüschkin, Havanna, Ohm, Glas (Gefäß), Zeichnung, Schlaukopf, Champagner, Dummkopf, helle Stimme, dunkle Töne, die ganze Schule, die ganze Stadt.

    Aufgabe 2. Bestimmen Sie die Art der Metaphern und Metonymien aus der 1. Aufgabe.

    Aufgabe 3. (Testaufgabe)

    1. In welchem Wort ist die metaphorische Übertragung zu finden?

    a) Ohr                  b) Augapfel                   c) Heft

     

    2. In welchem Wort ist die metonymische Übertragung zu finden?

    a) Leuchte („kluger Kopf“)              b) büffeln                      c) Sammlung

     

    3. Welches Wort weist die Bedeutungserweiterung auf?

    a) Lid                   b) Venus (schöne Frau)          c) Stube

     

    4. Das Wort „Mütze“ weist ... auf.

    a) Bedeutungserweiterung   b) metaphorische Übertragung  c) Bedeutungverengung

     

    5. Das Wort „Hund“ (gemeiner Kerl) weist ... auf.

    a) metonymische Übertragung   b) Wertsteigerung         c) metaphorische Übertragung  

     

    6. Der Terminus Semantik ist in erster Linie mit dem ... verbunden.

    a) Morphem                           b) Semem                      c) Phonem

     

     

     

    7. Das Wort „der Marschall“ weist ... auf.

    a) Bedeutungserweiterung      b) Bedeutungsverengung                  c) Wertsteigerung

     

    8. Das Wort „schlecht“ weist ... auf.

    a) metaphorische Übertragung              b) Wertsteigerung              c) Wertminderung

     

    9. Das Wort „Freudenmädchen“ kann man als ... bezeichnen.

    a) Metapher                            b) Litotes                       c) Euphemismus

     

    10. Unter dem Euphemismus „himmlicher Richter“ wird verstanden:

    a) Teufel                        b) Gott                          c) Engel

     

    11. Der Euphemismus „phantasieren“ (lügen) gehört zu den ... Euphemismen.

    a) gesellschaftlich-ästhetischen                  b) religiösen                  c) sozial-moralischen

     

    12. Die Wendung „zu einem Löffel Suppe einladen“ kann als ... bezeichnet werden.

    a) Hyperbel          b) Metonymie                c) Litotes

     

    13. Die Wendung „tausend Dank“ kann als ... bezeichnet werden:

    a) Metapher                  b) Hyperbel                            c) Litotes

     

    14.  Was gehört dem Bedeutungswandel nicht an?

    a) Übertragung der Namensbezeichnung   b) Wertsteigerung      c) Entlehnung

     

    15. Was wird als parallele Bezeichnung des Bedeutungswandels betrachtet:

a) Semasiologie          b) semantische Derivation            c) Semantik


Kapitel 4. Archaismen und Neologismen

 

4.1. Archaismen

 

In der deutschen Sprache von heute gibt es eine Anzahl von Wörtern, die als veraltet empfunden werden, sei es wegen ihrer Semantik oder wegen ihrer lautlich-grammatischen Form. Sie werden Archaismen genannt. Archaismus - vom griech. archaios – „veraltet“ – bezeichent also ein aus irgendeinem Grund veraltetes Wort. Zu Archaismen gehören, wie schon erwähnt wurde, nicht nur veraltete Wörter, sondern auch veraltete grammatische und phonetische Formen des Wortes.

Man unterscheidet: a) semantische Archaismen; b) Historismen; c) lautlich-morphologische Archaismen; d) Bedeutungsarchaismen.

 

4.1.1. Semantische Archaismen

 

Wörter und Wendungen, die im modernen Sprachgebrauch weitgehend von neuen, jungeren Synonymen ersetzt werden, werden als semantische Archaismen bezeichnet.

Als Beispiele der semantischen Archaismen können folgende Wörter genannt werden: das Gestade = die Küste, die Minne = die Liebe, das Gewand = das Kleid, die Muhme = die Tante, der Born = die Quelle, das Geziefer = das Ungeziefer.

 

4.1.2. Historismen

 

Wörter und Wendungen, die Begriffe bezeichnen, welche früheren historischen Epochen angehören und die gebraucht werden, wenn man über diese historischen Epochen spricht, werden als Historismen bezeichnet. Diese Wörter werden auch Begriffsarchaismen genannt. Historismen sind also solche Wörter, die nicht mehr im aktiven Sprachgebrauch vorhanden sind, weil diese Wörter solche Denotate (Gegenstände oder Erscheinungen der Wircklichkeit) bezeichnen, die veraltet oder aus dem Leben des Volkes ganz verschwunden sind. Sie sind am engsten mit der konkreten Geschichte des Volkes verbunden: der Hanse (ганзеец), der Kirchenzehnt (церковная десятина), der Fronhof (барский двор), der Ablaßhandel (торговля индульгенциями). Als weitere Beispiele können auch viele Wörter genannt werden, die auch mit der Epoche des Feudalismus in Verbindung stehen: Armbrust, Minnisänger, Spieß (копьё, пика), Lanze (копьё, пика), Harnisch (рыцарский панцирь, латы), Kurfürst.

 

4.1.3. Formarchaismen

 

Wörter und Wendungen, deren grammatische oder lautliche Form durch ihre eigenen morphologischen und lautlichen Varianten verdrängt sind, werden Formarchaismen oder lautlich-morphologische Archaismen genannt. Solche Archaismen werden in drei Gruppen eingeteilt:

  1. Formarchaismen, die neben der neuen lautlichen Form manchmal in der alten Gestalt gebraucht werden: Turnei statt Turnier, Odem statt Atem, Quell statt Quelle, Jungfer statt Jungfrau.

  2. Archaismen der grammatischen Form, veraltete grammatische Formen einiger noch jetzt gebräuchlicher Wörter: begunnen statt begannen, ward statt wurde, auf Erden statt auf Erde, sich freuen Gen. statt sich freuen über/auf Akk.

  3. Wortbildende Archaismen: Bedingnis (Bedingung), kräftlich (kräftig).

     

    4.1.4. Bedeutungsarchaismen

     

    Semantische Archaismen oder Bedeutungsarchaismen sind also solche Wörter, deren Grundbedeutung oder eine andere verbreitete Bedeutung veraltet ist. Als eine lexikalische Einheit sind sie jedoch in der Sprache vorhanden und verbleiben sogar im aktiven Sprachgebrauch, doch mit einer neuen Bedeutung. Die alte Bedeutung, die das Wort aufbewahrt, ist aber schon veraltet. Ein solches Wort kann neben einer oder mehreren gebräuchlichen Bedeutungen auch eine veraltete behalten: das Wort Zunge ist in der modernen Sprache gebräuchlich und bezeichnet ein wichtiges Organ des menschlichen Körpers. Der alte Sinn dieses Wortes – „Sprache“ ist aber veraltet; mit dieser Bedeutung ist das Wort Zunge zu einem Bedeutungsarchaismus geworden und wird jetzt seltener als „Sprache“ gebraucht.

     

    4.2. Neologismen

     

    Neologismus – griech. neos „neu“, logos „Wort“ – ist eigentlich jedes zu einem bestimmten Zeitpunkt entstandene neue Wort, welches meistens einen neuen Gegenstand oder eine neue Erscheinung bezeichnet. Neologismen können durch Wortbildung, Entlehnung, Bedeutungswandel, Bildung der festen Wortverbindungen entstehen. Neue Wörter entstehen beständig, unaufhörlich und immer im engen Zusammenhang mit der konkreten Geschichte des Volkes, mit den Veränderungen auf allen Gebieten des Lebens. Entsteht ein neuer Gegenstand, wird eine neue Erfindung oder Entdeckung gemacht, so muß dieses neue Denotat genannt werden. Auf diese Weise entstehen Neologismen, die ebenso wie Archaismen eine historische Erscheinung darstellen. Jeder Neologismus kann nur in einem bestimmten Zeitabschnitt als solcher aufgefaßt werden. Um einen Neologismus festzustellen, muß man die Zeit seines erstmaligen Gebrauchs fixieren, erst zu dieser Zeit und kurz darauf kann ein Wort als Neologismus gelten: Das Wort Ober (Oberkellner) war kurz nach dem 1. Weltkrieg aufgekommen. Für die Sprache von heute ist es natürlich kein Neologismus, es ist in den Wortbestand der deutschen Sprache aufgenommen worden. Dasselbe gilt für solche Wörter, wie Personalcomputer, Fernsehen, Landekapsel, Raumflugkörper, Brotschneider und so weiter, die früher als Neologismen aufgefaßt wurden. Wie schon erwähnt wurde, entstehen Neologismen auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens. So entstanden in den letzten Jahrzehnten solche Neologismen, wie:

  1. Bereiche Politik, Wirtschaft, Kultur: Ausländerbeauftragte, Beziehungsstress, Billigjob, Doppelpaß, Eineurostück, Erwerbsbiographie, Euroland, Konvergenzkriterium, Müllvermeidung, Nachwendezeit, Trendscout, Vor-Ort-Service und so weiter;

  2. Massmedienbereich: Backslash, Bildschirmschoner, browsen, chatten, Electronic Commerce, E-Mail, Hotline, Internetcafe, mailen, Website;

  3. Bereiche Kinokunst, Fernsehen, Musik: Bezahlfernsehen, Blockbuster, Boygroup, Remix, Nachrichtenkanal, Trash, Unterbrecherwerbung;

  4. Bereiche Sport, Muße, Mode: Beachvolleyball, Bodydrill, Cargohose, cruisen, Körperkult, Milleniumsfeier, Push-up-BH.

    Man unterscheidet folgende Gruppen der Neologismen:

  1. Neuwörter;

  2. Neuprägungen;

  3. Neubedeutungen.

    Unter den Neuwörtern werden solche Wörter verstanden, die in der Sprache neu aufgekommen sind. Die meisten der Neuwörter sind Entlehnungen (aus anderen Sprachen entlehnte Wörter): Trend, file, server, modem, user. Die meisten Neuwörter der letzten Zeit sind aus dem Englischen entlehnt. Die Kunstwörter, die für die Bezeichnung neuer Gegenstände und Begriffe ausgedacht werden, kann man auch zu den Neuwörtern zählen: Core-Tex (Stoff), SensiBelle, Multiplex, Telex, Xerox, Internet. Die Abbreviaturen kann man auch als eine Art von Neuwörtern betrachten: PR (Public Relations), PC (Personalcomputer), BAFÖG (Bundesausbildungsförderungsgesetz), ALU (Arbeitslosenunterstützung), Z-Soldat (Soldat auf Zeit), knif (kommt nicht in Frage), WWW (World Wide Web).

    Unter Neuprägungen werden solche Wörter verstanden, die aus schon bestehenden Wörtern neu geschaffen wurden: brandeilig (очень спешно), Dritte-Welt-Laden (лавка, где продаются экзотические товары), touren (совершать тур). Was die Wege der Entstehunung der Neuprägungen anbetrifft, so muß betont werden, daß die Zusammensetzung und Ableitung besonders oft gebraucht werden: Scheidungsboom, Scheidungsanstieg, Verkehrschaos (дорожные пробки), textbar, Kultfilm, Kultautor, Kult-Auto, Kultgetränk, Kultbuch, kultig.

    Als eine Abart der Neuprägungen kann man einige Gruppen von Kurzwörtern – sogenannte Kopfwörter – betrachten: Hypo (Hypothek), Pop-Cafe, Alko-Test, Stamm (Stammgast), Info (Information), Diss (Dissertation), Assi (Assistent), Joganastik (Joga + Gymnastik), Aerobatik (Aero + Akrobatik), Dimafon (Diktier + Magnetofon).

    Unter Neubedeutungen werden neue Bedeutungen verstanden, die schon vorhandene Wörter angenommen haben: Konversion (im Militärbereich), Renner (besonders populäre Ware), Szene (charakteristischer Bereich für bestimmte Aktivitäten: kriminele Szene, Terrorszene), geschockt, Allergie, allergisch (Antipathie: Du bist einfach allergisch gegen ihn. Ich bin gegen Mathematik allergisch).

    Man unterscheidet noch eine Gruppe von Neologismen – individuelle Neologismen, die von bedeutenden Schriftstellern und Dichtern, Publizisten oder Politikern geschaffen werden und die manchmal von der Gemeinsprache aufgenommen werden: Trotzkopf, Weltliteratur, Übermensch von Goethe; Gedankenfreiheit, verhängnisvoll von Schiller. Die meisten Neuschöpfungen dieser Art sind jedoch Einmalbildungen, sind kontextgebundene Gelegenheitsbildungen. Sie werden meistens untersucht, wenn man das Schaffen des Schriftstellers studiert.

     

     

    Termini zum 4. Kapitel

     

    Archaismis, der (en)                                  архаизм

    Bedeutungsarchaismus, der                                слово, одно из значений которого устарело

    Formarchaismus, der                                          слово с устаревшей формой (морфологической или звуковой)

    lautlich-morphologischer Archaismus                слово с устаревшей звуковой или грамматической формой

    semantischer Archaismus                          семантический архаизм

    wortbildender Archaismus                        словообразовательный архаизм

    Entlehnung, die                                         заимствование

    Historismus, der (en)                                 историзм

    Neologismus, der (en)                               неологизм

    individueller Neologismus                         индивидуальный неологизм

    Neuwort, das                                             собственно неологизм

    Neubedeutung, die                                              семантический неологизм

    Neuprägung, die                                        новообразование

     

     

    Fragen zur Selbstkontrolle

     

1. Definieren Sie den Archaismus und nennen Sie seine Arten.

2. Was wird unter dem Historismus verstanden?

3. Was versteht man unter Formarchaismen?

4. Wodurch unterscheiden sich lautliche, wortbildende und morphologische  Archaismen?

5. Was versteht man unter semantischen Archaismen?

6. Was wird unter Bedeutungsarchaismen verstanden?

7. Wodurch unterscheiden sich die semantischen Archaismen von den Bedeutungsarchaismen?

8. Definieren Sie den Neologismus und nennen Sie seine Arten.

9. Was wird unter dem Neuwort verstanden?

10.  Was wird unter der Neuprägung verstanden?

11.  Was kann man als Neubedeutung bezeichnen?

12. Wodurch unterscheiden sich Neuwort, Neuprägung und Neubedeutung voneinander?

 

Aufgaben zum 4. Kapitel

Aufgabe 1. Ordnen Sie richtig folgende Neologismen ein.

  1. Neuwörter;

  2. Neuprägungen;

  3. Neubedeutungen;

Beziehungsstress, Euro, Erwerbsbiographie, Euroland, Homestory, Nachwendezeit, Reformstau, Müllvermeidung, Gegenfinanzierung, chatten, Callcenter, E-Mail, Hotline, Pager, Website, mailen, Internetcafe, Blockbuster, Bezahlfernsehen, Boygroup, Remix, Beachvolleyball, Bodydrill, Erlebnisgastronomie, , cruisen, Elektronic Commerce, Bildschirmschoner, Trend, Dritte-Welt-Laden, Kultfilm, Scheidungsboom, Kultfigur, Renner (besonders populäre Ware), Allergie (Antipathie), Flügelmann (Führer).

Aufgabe 2. Ordnen Sie richtig ein.

  1. Bedeutungsarchaismen;

  2. Formarchaismen;

  3. Historismen.

    Die Feudallast, der Galeerensklave, behäbig, die Barbierstube, der Barbier, gesegnen, die Galeere, das Matriarchat, die Bedingnis, der Fronherr, die Fronarbeit, das Befinden, ward, Verlöbnis, das Gewand, die Minne, das Gestade, die Muhme, der Odem, der Fronhof, der Kirchenzehnt, der Hanse, der Quell, Bronn, Hülfe, Haufe, ohngefähr, ohngeachtet, begunnen.

    Aufgabe 3. (Testaufgabe)

    1. Die meisten entlehnten Wörter werden zur Zeit der Entlehnung als ... betrachtet.

    a) Neuprägungen           b) Neubedeutungen                          c) Neuwörter

     

    2. Bestimmen Sie die Art des Archaismus „das Gewand“.

    a) semantischer Archaismus   b) Formarchaismus       c) Historismus

     

    3. Bestimmen Sie die Art des Archaismus „Kirchenzehnt“.

    a) Formarchaismus                 b) Bedeutungsarchaismus       c) Historismus

     

    4. Den Archaismus „Muhme“ kann man als ... bezeichnen.

    a) Historismus     b) Bedeutungsarchaismus     c) semantischer Archaismus

     

    5. Der Archaismus „Zunge“ gehört zu den ... Archaismen.

    a) historischen     b) Bedeutungsarchaismen       c) semantischen

     

    6. Den Archaismus „kräftlich“ kann man als ... bezeichnen.

    a) Bedeutungsarchaismus       b) wortbildenden Archaismus c) Historismus

     

    7. Bestimmen Sie die Art des Archaismus „Jungfer“.

    a) semantischer Archaismus   b) Historismus              c) Formarchaismus

     

    8. Der Archaismus „Armbrust“ wird als ... betrachtet.

    a) semantischer Archaismus   b) Bedeutungsarchaismus       c) Historismus

     

    9. Der Archaismus „ward“ gehört zu den ... .

    a) Historismen           b) wortbildenden Archaismen        c) Formarchaismen

     

    10. Der Neologismus „brandeilig“ kann als ... bezeichnet werden.

    a) Neuwort                    b) Neubedeutung           c) Neuprägung

     

    11. Der Neologismus „chatten“ gehört zu den ... .

    a) Neubedeutungen       b) Neuwörtern               c) Neuprägungen

     

    12. Das Wort „Renner“ (besonders populäre Ware) kann man als ... bezeichnen.

    a) Neuwort                    b) Neubedeutung           c) Neuprägung

     

    13. Bestimmen Sie die Art des Neologismus „Körperkult“.

    a) Neubedeutung           b) Neuprägung              c) Neuwort

     

    14. Zu welcher Art der Neologismen gehört das Wort „mailen“?

    a) Neuprägungen           b) Neuwörter                 c) Neubedeutungen

     

    15. Die meisten zu bestimmter Zeit entlehnten Wörter werden als ... betrachtet.

    a) Neuwörter                 b) Neuprägungen          c) Neubedeutungen.


Kapitel 5. Entlehnung

5.1. Allgemeines

 

Unter der Entlehnung versteht man sowohl den Entlehnungsvorgang, das heißt die Übername fremden Sprachgutes, als auch das Resultat dieses Prozesses – das entlehnte Sprachgut selbst. Die Entlehnung gehört zu den  wichtigsten Wegen der Erweiterung des Wortschatzes der deutschen Sprache. Auch die anderen Sprachen der Welt bedienen sich oft des fremden Wortgutes und entlehnen oder übersetzen fremde Wörter und Wendungen. Die Anzahl des entlehnten Wortgutes ist in jeder Sprache unterschiedlich, das hängt von vetrschiedenen Momenten politischer, wirtschaftlicher und kultureller Art ab. Die höher entwickelten Länder üben gewöhnlich kulturellen Einfluß auf die Nachbarländer aus, die neue Begriffe, Gegenstände oder Einrichtungen gleichzeitig mit ihren fremdsprachigen Benennungen kennenlernen und zum Teil übernehmen.

 

5.1.2. Art und Form der Entlehnung

 

Man unterscheidet zwei Arten der Entlehnung:

  1. Sach- und Wortentlehnung;

  2. Wortentlehnung.

    Bei der Sach- und Wortentlehnung werden Denotate (Gegenstände und Erscheinungen der Wirklichkeit), die für das entlehnende Land neu sind, zusammen mit den Wörtern, konkreter mit den Lautkörpern (Formativen), die dieses Denotat bezeichnen, entlehnt.

    Bei der Wortentlehnung werden nur Wörter entlehnt, weil die Denotate für die entlehnende Gesellschaft bekannt sind, das heißt die entlehnende Sprache verfügt schon über eigene Wörter, die schon bekanntes Denotat bezeichnen, bekannte Begriffe ausdrücken und es werden zusätzliche Benennungen oder anders gesagt paralelle Bezeichnungen, die auch Dubletten genannt werden, entlehnt.

    Was die Form der Entlehnung anbetrifft, so unterscheidet man Fremdwortübernahme und Lehnprägung. Bei der Fremdwortübernahme werden fremde Wörter in solcher Form entlehnt, wie sie in der Sprache, aus der entlehnt wird, lauten, das heißt der fremde Lautkörper bleibt unverändert: Chauffeuer, Chaussee, Restaurant, Portemonnaie, Hotline, Voicemail und so weiter. Die Lehnprägung besteht dagegen darin, daß der fremde Inhalt mit Mitteln der eigenen Sprache nachgebildet wird. Die Fremdwortübernahme wird als formale Entlehnung bezeichnet. Zu den formalen Entlehnungen gehören auch sogenannte Bezeichnungsexotismen. Unter den Bezeichnungsexotismen werden fremde Wörter verstanden, die als Realienbezeichnungen fremder Denotate aus einem anderen Land auftreten: Dollar, Euro, Eurocent, Berlin, Rubel, Kreml, süddeutsche Zeitung und so weiter.

    Unter Fremdwörtern vertsteht man also entlehntes Wortgut, das sich in Lautung, Akzent, Orthographie, in Morphologie und Wortbildung von einheimischem Wortgut unterscheidet.

    Die Lehnprägung wird in drei Unterarten eingeteilt: Lehnübersetzung, Lehnübertragung und Lehnbedeutung.

    Unter Lehnübersetzung versteht man die „Glied–für–Glied - Übersetzung“ eines Wortes (nach Morphemen) oder einer Wortgruppe nach einzelnen Lexemen. Solche entlehnten Wörter werden auch Übersetzungslehnwörter genannt: ent–decken – de–couvrir (aus dem Französischen), Fuß–ball – foot–ball, nutz–los – use–less (aus dem Englischen), Wand–zeitung – стенгазета (aus dem Russischen), Mit–laut – con–sonant, Ge–wissen – con–scientia, Ein–druck – im– pressio (aus dem Lateinischen). Die ersten deutschen Übersetzungslehnwörter  wurden von Klostergelehrten geschaffen, die vor die schwierige Aufgabe gestellt waren, lateinische geistliche und wissenschaftliche Begriffe in die deutsche Sprache zu übersetzen, die keine entsprechenden Ausdrücke dafür besaß. Sie halfen sich damit, das sie die fremden Ausdrücke in Präfix, Wurzel und Suffix zerlegten und durch deutsche Präfixe, Wurzeln und Suffixe übersetzten. Die  Übersetzungslehnwörter nennt man auch Kalkierungen.

    Unter Lehnübertragung versent man eine freiere Bildung nach fremdem Vorbild: Vaterland – lat. patria, Halbinsel – lat. paeninsula, Steckenpferd – engl. hobby-horse.

    Unter Lehnbedeutung versteht man die unter dem Einfluß einer fremden Sprache entstandene neue Bedeutung bei vorhandenem Lexem im Deutschen. Lehnbedeutungen werden auch Bedeutungsentlehnungen genannt. Die Bedeutungsentlehnungen sind also keine ganz neuen Wörter, das bereits vorhandene einheimische Wort wird den neuen Anforderungen angepaßt, in dem es in einer neuen, entlehnten Bedeutung gebraucht wird oder eine neue Bedeutung neben der alten erhält: so hat das deutsche Wort Fall unter dem Einfluß des lat. casus  die grammatische Bedeutung „Kasus“ angenommen; das deutsche Wort Pionier (сапёр) hat unter dem Einfluß des Rissischen die Bedeutung „Angehöriger einer sozialistischen Kinderorganisation“ angenommen.

    Man unterscheidet auch Internationalismen. Unter Internationalismen werden solche Wörter verstanden, die international gebräuchlich sind, sich in der morphematischen und orthopraphischen Struktur den aufnehmenden Sprachen anpassen und in mehreren Sprachen in gleicher Bedeutung üblich sind: Revolution, Demokratie, Politik, Telefon, Student, Musik, Phonetik, Grammatik, Phonem, Lexem, Morphem.

    Die Entlehnung der Wörter aus verschiedenen Sprachen war im Laufe der langen Sprachentwicklung ein sehr produktives Mittel der Bereicherung des deutschen Wortschatzes und ist es auch heutzutage. Viele Entlehnungen dringen in den deutschen Wortschatz so fest ein, daß sie zu stabilen Elementen seines Wortbestandes werden. Sie sind völlig assimiliert: Mantel, Straße, Mauer, Fenster, Körper.

     

    5.2. Assimilation der entlehnten Wörter

     

Die Entlehnungen verändern sich im Deutschen , sie assimilieren sich gewöhnlich, das heißt sie passen sich dem System der deustchen Sprache an. Dabei unterscheidet man die phonetische, morphologische und orthographische Assimilation.

Unter der phonetischen Assimilation versteht man die Anpassung der Entlehnung an die phonetischen Normen der aufnehmenden Sprache: lat. tegula – dt. Ziegel, lat. strata – dt. Straße, lat. moneta – dt. Münze.

Bei der morphologischen Assimilation handelt es sich um die Anpassung der Entlehnung an das morphologische System der Sprache (Artikel, Merzahlsuffixe, Kasusflexionen, Verbalsuffixe, Verbalflexionen): lat. discus – dt. der Tisch, des Tisches, die Tische.

Bei der orthographischen Assimilation werden Substantive groß geschrieben, fremde Buchstaben und Buchstabenverbindungen werden durch deutsche ersetzt: fr. Cafe – Kaffee, Bereau – Büro, Telephon – Telefon, Chef – Schef, Vestibule – Vestibül.

Man unterscheidet nach dem Grad der Assimilation drei Stufen:

  1. Vollständige Assimilation. Aussprache, Betonung, morphologische Form verraten in diesem Fall die fremde Herkunft des Worten nicht mehr: Fenster, Tisch, Tanz.

  2. Unvollständige Assimilation. Die fremdartige Gestalt des Wortes ist noch deutlich ausgeprägt (Betonung, einzelne orthogrphische und phonetische Besonderheiten, fremde Suffixe, Präfixe): Fabrik, Student, Observatorium, amoral, Villa;

  3. Völlig unassimilierte Wörter. Das sind solche, die im Deutschen in ihrer unveränderten fremden Gestalt vorkommen: pars pro toto, nota bene.

     

    5.3. Linguistische Ursachen der Entlehnung

     

    Als linguistische Ursachen der Entlehnung kann man folgende nennen:

    1. Das fremde Wortgut schließt „Leerstellen“ im semantischen System der deutschen Sprache: die aus dem Fränzösischen entlehnten Farbbezeichnungen (beige, orange, violett, lila)

    2. Die Auffüllung thematischer Reihen und lexisch-semantischer Gruppen durch Entlehnungen expressiver Synonyme: kapieren (lat.) zu „begreifen“, „verstehen“, krepieren (ital.) zu „sterben“, Visage (franz.) zu „Gesicht“.

    3. Der Bedarf an euphemistischer Lexik: korpulent (lat.) für „dick“, transpirieren (franz.) für „schwitzen“, renomieren (franz.) für „prahlen“.

    4. Entlehnung von Fremdwörtern zur terminologischen Verwendung.

    5. Entlehnungen können  zur Neutralisierung einer übermäßigen Polysemie beitragen oder zum Rückgang entbehrlicher Homonyme.

       

      5.4. Sozial-historische Ursachen der Entlehnung

       

Die Bereicherung des deutschen Wortschatzes durch Entlehnungen ist mit historischen Tatsachen und mit der Geschichte des deutschen Volkes verbunden. Der Prozeß des Eindringens der fremden Elemente in den deutschen Wortschatz vollzieht sich auf zweierlei Weise:entweder als Resultat der wechselseitigen Entlehnung der Lexik der Sprache des Siegervolkes und der des besiegten oder als Folge verschiedenartiger Beziehungen der Völker zueinander.

Die ältesten Entlehnungen im deutschen Wortschatz stammen schon aus jener Zeit, als die Germanen in enge Berührung mit Kelten und Römern kamen. Keltischen Ursprungs sind: Amt, Eid, Geisel, Glocke, Reich, Zaun.

Die höhere römische Kultur hat den Germanen viele neue Kenntnisse und Begriffe vermittelt und ihren Wortschatz erweitert: Kopf, Spiegel, Kaiser, Kampf, Markt, Münze, Brief, schreiben, Arzt, Straße, Platz, Mauer, Kerker, Keller, Turm, Ziegel, Wein, Birne, Kirsche, Kohl, Pflanze, Frucht, Kochen, Speise, Butter, Essig, Öl. All diese Wörter sind aus der lateinishen Sprache übernommen worden.

Groß war der Einfluß des Lateins des Christentums, das neue Bezeichnungen brachte: Kirche, Schule, Kreuz, Orgel, Abt, Mönch, Nonne, Priester, opfern, Engel.

Ende des 12. Jahrhunderts beginnt die Zeit der Kreuzzüge (крестовые походы), des höflichen Lebens und der Ritterliteratur. In die deutsche Sprache fließt ein breiter Strom französischer Wörter, die mit der Hauptbeschäftigungen und der Lebensauffassung der Feudallherren, mit der ritterlichen Kultur verbunden waren: Abenteuer, blond, fehlen, fein, Manier, Lanze, Panzer, Reim, Palast, Preis, turnieren. Durch die Vermittlung des Französischen kommen in die deutsche Sprache auch orientalische Wörter: Schach, Papagei, Admiral.

Während des ganzen Mittelalters wurde lateinische Lexik entlehnt: Majastät, Zepter, Jurist, Poet, Papier, Orden, Aphotheke.

Bis ins 18. Jahrhundert war in Deutschland die Umgangssprache der ganzen Oberschicht französisch und die Sprache der Wissenschaft lateinisch. Bis Mitte des 19.Jahrhunderts haben die deutschen Gesandten ihre Berichte französisch geschrieben. Im Jahre 1570 waren drei Viertel aller Bücher lateinisch.

Die französischen Entlehnungen machen sich geltend besonders auf den Gebieten des Kriegswesens (Truppe, Garde, Ingenieur, Degen, Alarm, Offizier, Armee, Bombe), des Hoflebens und der Etikette (Audienz, Appetit, Konversation, Kavalier, Dame, Plaisier, galant, charmant), der Mode (Korsett, Manchette, brünett, frisieren, sich amüsieren, Pomade, Mode, Perücke), der Baukunst (Etage, Partere, Allee, Fontäne, Pavillon). Besonders zahlreich war die Entlehnung aus dem Französischen des 16.und im 17. Jarhundert. Diese Periode der beispiellosen Nachäffung von französischen Modetorheiten ist in die Geschichte als „Alamodezeit“ eingegangen. Außer der eben erwähnten Wörter können hier auch folgende Beispiele genannt werden: Galerie, Loge, Fassade, Balkon, Terrasse, Garderobe, Kabinett, Salon, Möbel, Sofa, Büffet, Kostüm, Puder, Frisur, Parfüm, Serviette, servieren, Ragout, Omlette, Sauce, marinieren, Kompott, Konfitüre, Marmelade, Torte, Biskuit, Limonade, Ballett, Ball, Maskerade, Promenade, Dame, Billard.

Ziemlich große Enlehnungsschicht aus dem Französischen war eine Folge der bürgerlichen Revolution: Revolution, Revolutionär, Bürokratie, Komitee, Demokrat, Emigrant, Fraktion, Organisation, Fortschritt.

Da Latein in ertser Linie die Sprache der katholischen Kirche war, so ist es selbstverständlich, daß die Zahl lateinischer und griechischer Wörter besonders hoch in der Sprache der Kirche war: Reliquie, Prozession, Requiem und so weiter.

Im Bereich der Wissenschaften wurden aus dem Lateinischen solche Wörter übernommen ,wie Text, Traktat, Philisophie, Logik, Materie, addieren, substrahieren, dividieren, Komet, Orient, Medikament, Medizin, Podagra. Im Bereich Jurisprudenz wurden aus dem Latein folgende Wörter entlehnt: protestieren, appelieren, Advokat, Amnestie, Prozeß, konfiszieren.

Das Latein war gleichsam die Sprache der Schule und der Universität: Akademie, Auditorium, Aula, Examen, Fakultät, Gymnasium, Doktor, interpretieren, Rektor, Professor, Student.

Der Handel mit benachbarten und entfernten Ländern trug dazu bei, daß sich die deutsche Sprache durch viele neue Wörter bereicherte, darunter durch: niderländische: Süden, Düne, Stoff, Börse, Unkosten, Gilde, Stockfisch;

italienische: Netto, Konto, Brutto, Kasse, Kredit, Bankerott, Muster, Golf, Kompaß, Fregatte, Galeere, Kapitän;

slawische: Peitsche, Petschaft, Haubitze, Pistole, Säbel, Knute, Gurke;

arabische: Alchimie, Algebra, Alkohol, Arsenal, Atlas, Azimut, Balsam, Beduine, Elexier, Emir, Fakir, Gamasche, Gaselle, Giraffe, Harem, Islam, Kaffee, Kamel, Maske, Matratze, Moschee, Rasse, Sirup, Sultan, Watte, Ziffer;

persische: Basar, Benzin, Diwan, Jasmin, Karawane, Paradies, Schach, Schal, Spinat, Teppich, Tiger, Tulpe, Turban;

indische: Aloe, Dschungel, Korral, Nirwana, Panther, Pfau, Pfeffer, Reis, Pyjama, Saphir, Schakal, Smaragd;

malaysche: Atoll, Bambus, Kakadu, Orang-Utan, tabu, tätowieren;

chinesische: Taifun, Tamtam, Tee;

afrikanische: Banane, Baobab, Basalt, Gnu, Gorilla, Schimpanse, Tsetse (Fliege);

amerikanische: Cojote, Jaguar, Kakao, Kannibale, Kautschuk, Kolibri, Savannen, Schokolade, Tabak, Ananas, Orkan, Totem;

australische: Bumerang, Känguruh.

Der italienische Einfluß machte sich in der deutschen Sprache nicht nur auf dem Gebiet des Handels geltend, sondern auch im Kriegswesen (Kanone, Granate, Grenadier, Soldat, Kavallerie, Infanterie, Artillerie, Kommando). Auch Gebiete Kunst und Musik haben viele Entlehnungen aus dem Italienischen geliefert: Addagio, Allegro, Andante, Fortissimo, Solo, Arie, Violoncell, Oper, Konzert, Mandoline, Bariton, Operette, Sopran.

Bis zum 18. Jahrhundert war der Einfluß des Englischen nur gering. Später wurden aus dem Englischen ziemlich viele Wörter entlehnt:

    1. Bereich Literatur und Kunst: Ballade, sentimental, Elfe, Humor;

    2. Bereich Staats- und Rechtswesen: Parlament, Adresse, Debatte, Thronrede, zur Ordnung rufen;

    3. Bereich öffentliches Leben: Klub, Streik, Boykott, Leitartikel, Heilsarmee;

    4. Bereich Sport: boxen, Sport, paddeln, Trainer, Start, Outsider, Tennis, Matsch, Champion, Hockey, Bobsleigh, Fußball;

    5. Bereich Mode: Frack, Raglan, Care, Pullover, Sweater;

    6. Bereich Essen: Pudding, Keks, Punsch, Portwein, Roastbeet, Rumsteack;

    7. Bereich Technik: Tunnel, Lokomotive, Lift, Koks, Dampfer, Expreßzug.

      Im 20. Jahrhundert wird besonders stark der Strom englischer Entlehnungen in Westdeutschland nach dem 2. Weltkrieg: Killer, Superman, clever (schlau), drink (Schluck), Party, Sex, Thriller, blue jeans, good-looking, Cinema (Film), Producer, Happy-End, Band, Fan, Cup, Team, swimming-pool. Besonders stark war die Entlehnung aus dem Englischen in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts : Internet, chatten, Handy, Hotline, Homestory, Trendscout, Callcenter, browsen, Callingcard, Electronic Commerce, E-mail, mailen, Newsgroup, Pager, Website, Boygroup, Blockbuster, Mystery, Trash, Bodydrill, cruisen, babysitten.

      Aus der russischen Sprache sind früher „exotische Wörter“ wie Samowar, Wodka, Balalaika, Trojka und so weiter übernommen worden. Nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution wurden aus dem Russischen solche Wörter übernommen, wie Sowjet, Bolschewik, Kulak, Arbeiter- und Soldatenrat, Räterrepublik. In der DDR-Zeit wurden viele Lehnübersetzungen und Lehnübertragungen geschaffen, die den neuen sozialen Verhältnissen entsprachen: Fünfjahrplan, Planerfüllung, Wanderfahne, Prinzip der Kollektivität, Brigade der sozialistischen Arbeit, Held der Arbeit, Verdienter Lehrer, Wandzeitung, Bestarbeiter.

       

      5.5. Klassifikation der entlehnten Wörter

       

      In erster Linie ist hier die traditionelle Klassifikation zu nennen, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der deutschen Germanistik (H. Hirt, O. Behaghel) allgemein gebraucht wurde. Nach dieser Klassifikation unterscheidet man Lehnwörter und Fremdwörter. Dabei rechnet man zu den Lehnwörtern Entlehnungen, die im Deutschen völlig assimiliert sind (in der Tat fast alle Entlehnungen bis zum 15. Jahrhundert). Diese Wörter haben sich dem Deutschen in Lautgestallt, Betonung, Flexion und Schreibung völlig angepaßt.

      Unter Fremdwörtern werden solche Lehnwörter verstanden, die von ihrer fremden Lautung, Betonung, Flexion und Schreibung im Deutschen noch etwas bewahren (fast alle Entlehnungen nach dem 15. Jahrhundert). Der erste Versuch, die deutschen Entlehnungen aus neuer Sicht zu analysieren, wurde in der vaterländischen Germanistik von L.R. Zinder und T.V. Strojeva unternommen.

      Im Wortgut der deutschen Gegenwartssprache wurden drei Gruppen unterschieden:

    1. Deutsche Wörter;

    2. Internationalismen;

    3. Fremdwörter.

      Die erste Gruppe umfaßt die deutsche Stammwörter und auch Lehnwörter, die völlig assimiliert sind. Die zweite Gruppe bilden Wörter, die sich in vielen Sprachen der Welt finden und überwiegend Fachausdrücke sind. Die dritte Gruppe umfaßt Entlehnungen, die ihre Lautung beibehalten und parallel zu den deutschen Synonymen bestehen.

      L. S. Granatkina unterscheidet innerhalb der Gruppe der entlehnten Lexik neben deutschen Wörtern: 1. Internationalismen, 2. gemeingebräuchliche Fremdwörter, 3. wenig gebräuchliche Fremdwörter.

      Der deutsche Germanist K. Heller unterscheidet in seiner Klassifikation: 1. Fremdwörter mit direkter deutscher Entsprechung; 2. Fremdwörter ohne direkte deutsche Entsprechung, 3. vieldeutige Fremdwörter, 4. umfassende Fremdwörter.

      Dabei unterscheidet sich das umfassende Fremdwort von vieldeutigem Fremdwort dadurch, daß es sich auch im Kontext nicht auf eine klar umrissene Bedeutung, einen exakt abgrenzbaren Inhalt festlegen läßt.

       

      5.6. Purismus

       

      Der Mißbrauch  der Fremdwörter im Deutschen führte zu einer nagativen Reaktion. Es entstand eine Richtung gegen den überflüßigen Gebrauch von Fremdwörtern, die Bewegung für die Säuberung des deutschen Wortschatzes von entlehnten Wörtern. Diese Sprachrichtung wurde Purismus genannt (lat. purus „rein“).

      Im deutschen Purismus offenbaren sich zwei Richtungen: der positive Purismus (im 17. und 18. Jahrhundert) und der negative, der auch Ultrapurismus, Hyperpurismus genannt wird. Der Purismus des 17. und 18. Jahrhunderts ist bestimmt positiv, denn der deutsche Wortschatz war durch eine Menge von überflüssigen Wörtern (besonders aus dem Französischen) verunreinigt. Der deutsche Purismus dieser Zeit hat viel zur Säuberung und Bereicherung der deutschen Sprache beigetragen, den er reinigte den Wortschatz von den überflüssigen, nutzlosen, fremden Wörtern. An dieser progressiven puristischen Tätigkeit beteiligten sich auch viele weltbekannte Schriftsteller und Gelehrte.

      Der Hyper- oder Ultrapurismus strebte nach vollständiger Ausrottung aller Fremdwörter. Die Vertreter dieser Richtung versuchten, alle Fremdwörter durch deutsche Varianten zu ersetzen. Der reaktionäre Purismus war im 19. und 20. Jahrhundert zu beobachten. Von dem Purismus des 17. und 18. Jahrhunderts, der im Kampf der Bourgeosie um die nationale Schriftsprache entstanden war und seinem Wesen nach doch eine fortschrittliche Bewegung darstellte, unterscheidet sich der reaktionäre Purismus, dessen Tätigkeit in das ausgehende 19. Jahrhundert und den Anfang des 20. Jahrhunderts fällt, als Deutschland zu einem einheitlichen kapitalistischen Nationalistaat geworden war. Der darauffolgende Aufschwung in der kapitalistischen Entwicklung des Landes hatte ein stürmisches Anwachsen von Nationalismus und Chauvinismus der deutschen Bourgeoisie zur Folge. Diese puristische Tätigkeit wurde vom Staat unterstüzt, alle Seiten des öffentlichen Lebens waren einbezogen: (Schulen, Universitäten, Post, Eisenbahn, Militärbereich, Theater und so weiter): Fahrkarte statt Billett, Bahnsteig – Perron, Abteil – Coupe, Schaffner – Kondukteur, Fahrgast – Passagier, Hauptmann – Kapitän, Vorhut – Avangarde, Nachhut – Arrieregarde, Uraufführung – Premiere, Zuschauer – Publikum, Hauptleiter – Chefredakteuer und so weiter.

      Die Entwicklung des Purismus war mit der Entstehung zahlreicher puristischer Sprachgesellschaften und Vereine verbunden, die die Bestrebungen einzelner Puristen unterstützten.

      Zu den namhaftesten deutschen Puristen werden gezählt: Martin Opitz (1597 - 1639), Philipp Zesen (1719 - 1783), Heinrich Campe (1746 - 1818), J.G.Schottel (Schottelius) (1612 - 1676). Georg Philipp Harsdörfer und andere.

      Von Zesen standen zum Beispiel solche Wörter, wie Augenblick statt Moment, Heer – Armee, Verfasser – Autor, Bücherei – Bibliothek, Gesichtskreis – Horizont, Grundstein – Fundament, Nachruf – Nekrolog.

      Von Campe stammen: Haft statt Arrest, Umschlag – Kuvert, Stufe – Grad, Übereinstimmung, Einklang – Harmonie, Misklang – Disharmonie, Ausflug – Exkursion, buchen – registrieren, enteignen – expropriieren, Weltall – Universum, Lehrgang – Kursus, Stelldichein – Randezvous.

      Auf Harsdörfer gehen solche Wörter zurück, wie Aufzug statt Akt (im Theater), beobachten – observieren, Bleistift – Crayon, Briefwechsel – Korrespodenz, Fernglas – Teleskop.

      Von Schottel stammen: Mundart statt Dialekt, Springbrunnen – Fontaine, Zahl – Numerus, Mittelpunkt – Zentrum, Rechtschreibung – Orthographie.

      Die Zahl der Verdeutschungen ist sehr groß, es ist unmöglich alle in diesem Kapitel aufzuzählen.

       

      Termini zum 5. Kapitel

       

      Assimilation der Entlehnung                     ассимиляция заимствования

      morphologische                               морфологическая

      orthographische                               орфографическая

      phonetische                                               фонетическая

      Bedeutungsentlehnung, die                        семантическое заимствование

      Bezeichnungsexotismus, der                     экзотизм

      Entlehnung, die                                         заимствование (слова)

      еntlehnt                                                     заимствованный

      Entlehnungsvorgang, der                                    процесс заимствования

      Internationalismus, der                             интернационализм               

      Kalkierung, die                                          калька

      Lautkörper, der                                         звуковая оболочка

      Lehnbedeutung, die                                   семантическое заимствование

      Lehngut, das                                              заимствованная лексика

      Lehnwort, das                                           заимствованное слово

      Lehnübersetzung, die                                 калька       

      Lehnübertragung, die                                          свободная передача морфемной структуры заимствованного слова

      Purismus, der                                            пуризм

      Sach- und Wortentlehnung, die                          одновременное заимствование денотата и слова его обозначающего

       

       

      Fragen zur Selbstkontrolle

       

    1. Was wird unter Entlehnung verstanden?

    2. Nennen Sie die Arten der Entlehnung.

    3. Welche Formen der Entlehnung unterscheidet man?

    4. Wodurch unterscheiden sich formale Entlehnungen von der Lehnprägung?

    5. Welche Arten der Assimilation der entlehnten Wörter kennen Sie, was wird darunter verstanden?

    6. Erklären Sie die linguistischen  Ursachen der Entlehnung?

    7. Nennen Sie die sozial-historischen Ursachen und führen Sie einige Beispiele an.

    8. Aus welchen Sprachen wurden besonders viele Wörter entlehnt?

    9. Welche Klassifikationen der entlehnten Lexik im Deutschen sind Ihnen bekannt?

    10.  Was wird unter dem Purismus verstanden?

    11.  Welche Perioden in der puristischen Tätigkeit in Deutschland unterscheidet man?

    12.  Nennen Sie die namhaftesten Puristen, führen Sie einige Beispiele der gelungenen Verdeutschungen an.

       

       

Aufgaben zum 5. Kapitel

 

Aufgabe 1. Bestimmen Sie die Entlehnungsform.

  1. Fremdwort (formale Entlehnung);

  2. Lehnübersetzung;

  3. Lehnübertragung;

  4. Lehnbedeutung;

  5. Bezeichnungsexotismus.

    Frankfurter Allgemeine, Vaterland, Pionier (Mitglied einer Kinderorganisation), Wandzeitung, Designer, Gondel, Swimmingpool, Ragout, Chauvinist, Chiffre, entdecken, Fußball, nutzlos, Halbinsel, Herrenhaus, Tagesordnung, Bern, Wien, chatten, Callcenter, Boygroup.

    Aufgabe 2. Ordnen Sie die Entlehnungen richtig ein.

  1. lateinische;

  2. französische;

  3. italienische;

  4. slawische;

  5. englische.

    Meeting, Salon, Möbel, Auto, Auditorium, Lyzeum, Ball, Kloster, Beefsteak, Kongreß, Gurke, Quark, beige, violett, Sauce, Kredit, Bank, Budget, Examen, Straße, Sopran, Konto, Sofa, Peitsche, Droschke, Blockbuster, tanzen, Keller, Fenster, Galerie, Konzert, Lektion, Bariton, Oper, Kirche, Schule, Chor, Palast, Turm, Parfüm, Bodydrill, Electronic Commerce, Export, Arie, Demokrat, Fraktion, Opposition, liberal, Terrorismus, Abitur, Tafel, Kohl, Mauer, Tinte, Duett, Frisur, Büffet, Koalition, Patent, Teenager, transpirieren, Samt, Turnier, Konfitüre, Dame, Balkon, Puder, Revolution, Operette, Scheck, Platz, Emigrant, Kanone, Kavallerie, Orgel, Mönch, Nonne, Abenteuer, Manier, Text, Philisophie, Traktat, Logik, Professor, Doktor, Rektor, Student, Parlamentarier, Fakultät, Gymnasium, Arsenal, Granate, Soldat, Artillerie, Vaterland, Wandzeitung, Frucht, Scharm.

 

 

Aufgabe 3. (Testaufgabe)

 

1. Bestimmen Sie die Art der Entlehnung beim Wort „Mauer“:

a) Wortentlehnung                  b) Sachentlehnung                  c) Sach- und Wortentlehnung

 

2. Bestimmen Sie die Art des Lehnwortes „transpirieren“:

a) Sachentlehnung                  b) Wortentlehnung                 c) Sach- und Wortentlehnung

 

3. Bestimmen Sie die Form der Entlehnung des Lehnwortes „Hotline“:

a) Lehnübersetzung       b) Lehnübertragung       c) formale Entlehnung

 

4. Bestimmen Sie die Form der Entlehnung des Lehnwortes „Halbinsel“:

a) Lehnbedeutung          b) Lehnübertragung       c) Lehnübersetzung

 

5. Bestimmen Sie die Form der Entlehnung des Lehnwortes „Pionier“ (Angehöriger einer Kinderorganisation):

a) Bezeichnungsexotismen      b)  Lehnübertragung      c) Lehnbedeutung

 

6. Bestimmen Sie die Form der Entlehnung  beim Wort „Fußball“:

a) Lehnbedeutung          b) Lehnübertragung       c) Lehnübersetzung

 

7. Was gehört zur Lehnprägung nicht?

a) Lehnbedeutung          b) Lehnübertragung       c) Bezeichnungsexotismen

 

8. Was wird unter Lehnbedeutung verstanden?

a) die Übername der fremden Formative (Lautkörper)

b) die freiere Wiedergabe der Morphemstruktur

c) Zuordnung eines fremden Semems zu einem deutschen Formativ

 

9. Welches Wort ist völlig assimiliert?

a) Fabrik                       b) Ziegel                        c) Observatorium

 

10. Welches Wort ist völlig unassimiliert?

a) Tisch                         b) nota bene                            c) Büro

 

11. Das Wort „Frucht“ ist aus ... entlehnt.

a) dem Italienischen      b) dem Englischen                  c) dem Lateinischen

 

12. Das Wort „Armee“ ist aus dem ... entlehnt.

a) dem Niderlädischen   b) dem Französischen   c) dem Lateinischen

 

13. Das Wort „Konzert“ ist aus ... entlehnt.

a) dem Französischen    b) dem Englischen                  c) dem Italienischen

 

14. Das entlehnte Wort „kapieren“ bedeutet:

a) schwitzen                            b) begreifen                   c) malen

 

15. Die Wörter „Umschlag“, „Stube“, „Haft“ sind von ... eingeführt worden.

a) Zesen                         b) Schottel                     c) Campe

 

 


Kapitel 6. Wortbildung

 

6.1. Grundbegriffe der Wortbildung

 

Der Wortschatz muß sich stets den veränderten Bedürfnissen der Kommunikation anpassen. Die wichtigste Quelle der Bereicherung und des Ausbaus des Wortschatzes ist die Wortbildung. Die Wortbildung besteht darin, daß aus fertigen, in der Sprache bereits vorhandenen Stämmen, Wurzeln, Suffixen und Präfixen mit Hilfe von bestimmten Regeln, nach bestimmten Modellen neue Wörter gebildet werden. Praktisch und theoretisch ist die Möglichkeit, neue Wörter auf dem Wege der Wortbildung zu schaffen, unbegrenzt.

Der Terminus „Wortbildung“ wird in zweifacher Bedeutung verwendet:

1) Schöpfung neuer Wörter;

2) Wortbildungslehre.

Bei der Analyse des Wortes sind folgende Begriffe von Bedeutung: Wortwurzeln und Wortstämme, Wortbildungsmittel, Wortbildungsart, Wortbildungstyp, Wortbildungskonstruktion, Wortbildungsmodell, Wortbildungsbedeutung, Wortmotivation, Wortbildungsnest, Wortbildungsmethode.

Die Grundlage für neue, durch Wortbildung entstehende Wörter bilden die Wortwurzeln und Wortstämme. Es sind Bausteine für Zusammensetzungen und Ableitungen. Eine Wurzel ist die kleinste semantisch vollwertige und morphologisch unteilbare Einheit, der Hauptträger der Wortbedeutung. Die Wurzel kann als Ganzwort auftreten (Mann, Sohn, gern, hier, fünf und so weiter). Um die Wurzel eines Wortes freizulegen, muß man das Wort von allen wortbildenden und formbildenden (grammtischen) Suffixen und Präfixen befreien.

Unter Wortstamm wird der ganze Wortkörper mit Abzug der formbildenden Suffixe (und der grammatischen Flexion) verstanden. Genauso wie die Wortwurzeln werden auch die Wortstämme zur Bildung von neuen Wörtern als eine Ganzheit verwendet: Wurzel „fahr“      Abfahrt; Wortstamm „Abfahrt“      Abfahrtszeit.

Als Wortbildungsmittel dienen verschiedene Affixe (Suffixe und Präfixe), sogenannte „innere Flexion“ (historischer Lautwechsel, Ablaut, Umlaut, Brechung), Konsonantenwechsel (sehr selten). Die wortbildenden Suffixe und Präfixe sind Bausteine, die zur Wortbildung gebraucht werden. Im Vergleich zu den Wurzeln und Stämmen haben die Affixe keine selbständige Bedeutung.

Die Wortbildungsarten sind die Hauptverfahren bei der Bildung neuer Wörter. Im Deutschen unterscheidet man folgende Wortbildungsarten: Zusammensetzung oder Komposition, Ableitung oder Derivation, Zusammenbildung,  Abkürzung.

Was Worttypen betrifft, so unterscheidet man im Deutschen: einfache oder Wurzelwörter, zusammengesetzte Wörter (Zusammensetzungen, Komposita), abgeleitete Wörter (Ableitungen, Derivata), Zusammenbildungen und Abkürzungen. Wurzelwörter, Komposita und Derivata sind Haupttypen, die die Mehrheit der deutscher Wörter ausmachen.

Unter Wortbildungskonstruktion (WBK) versteht man gebildete Wörter, die sich von einfachen Wörtern (von den Wurzelwörtern, die auch Simplizia genannt werden) dadurch unterscheiden, daß sie in der Regel ein Komplex aus verschiedenen Morphemen darstellen, der zum Zweck der Nomination dient. Man unterscheidet auch den primären und sekundären Stamm. Der primäre Stamm ist das motivierende Wort, meist der einfachere Stamm, der die Entstehung einer WBK strukturell und semantisch motiviert: Schule       Schüler. Der sekundäre Stamm (abgeleiteter Stamm, Derivat, motiviertes Wort, WBK) ist ein infolge des Wortbildungsprozesses enstandenes Wort, dessen Struktur und Semantik vom primären Wort (von motivierendem Wort) geprägt sind.

Unter Wortbildungsmodell wird Muster, Schema verstanden, nach dem neue, sprachliche Einheiten gebildet werden:

  1. Substantiv + Substantiv: Fensterbrett;

  2. Substantiv + Fugenelement + Substantiv: Erholungsheim;

  3. Adjektiv + Substantiv: Hochhaus;

  4. Numerale + Substantiv: Fünfkampf und so weiter.

    Unter Wortbildungsbedeutung versteht man die Bedeutung des Wortbildungsmodells, die in diesem Wort realisiert wird: Lehrer – handelnde Person, Handarbeit – instrumentale Beziehungen, Dampfer – unbelebtes zählbares Ding und so weiter.

    Die Wortmotivation ist die Bedeutung, die durch Semantik des Wortbildungsmodells und die lexikalische Bedeutung des primären Stammes bestimmt wird: arbeiten         Arbeiter, Schule            Schüler, kaufen         Kauf, Lehrer        Lehrerzimmer.

    Das Wortbildungsnest enthält in der Regel die Wörter, die nicht nur etymologisch (Wortfamilie), sondern auch semantisch verbunden sind: fahren (als Zentrum) -  Fahrer, Fahrt, Fahrerei, fahrbar, befahren, abfahren.

Man unterscheidet folgende Methoden der Wortbildungsanalyse: Morphemanalyse, Analyse nach den unmittelbaren Konstituenten (UK – Analyse), Transformationsanalyse.

Die kleinsten bedeutungstragenden Bestandteile eines komplexen Wortzeichens nennt man Morpheme. Demnach läßt sich eine Wortbildungskonstruktion (WBK) in zwei oder mehrere Morpheme aufgliedern: Schreib-tisch, lang-frist-ig, ver-schreib-en,kränk-el-n. Dabei unterscheidet man zwischen lexikalischen und grammtischen (formbildenden) Morphemen. Die ersten konstituieren den lexikalischen Stamm (die lexikalische Basis) des Wortes, die zweiten drücken die grammatische Bedeutung aus. Die lexikalischen Morpheme können frei und gebunden sein. Im ersten Fall sind es Wurzelmorpheme, im zweiten Fall lexikalische (wortbildende) Präfixe und Suffixe. Die grammtischen Morpheme  sind immer an den lexikalischen Stamm gebunden. Trotz der Wichtigkeit der Morphemanalyse spielt sie nur eine untergeordnete, vorbereitende Rolle für die allgemeine Wortanalyse, sie ermöglicht noch keinen Einblick in die Wortbildungsstruktur einer Wortbildungskonstruktion (WBK). Wie das Wort gebildet ist, wird es durch die Analyse nach unmittelbaren Konstituenten (die UK-Analyse) ermöglicht. Dabei werden die unmittelbaren Konstituenten ausgegliedert, aus welchen eine WBK gebildet ist: Schreib-tisch, langfrist-ig, ver-schreiben, Groß-kundgebung, Beschäftig-ung, un-glaublich, sprachwissenschaft-lich, hinaus-gehen. Bei der Ermittlung der UK werden also nicht alle Morpheme ermittelt, sondern bestimmte Morphemkomplexe zusammengefaßt. Dabei werden der primäre (motivierende) Stamm (die Basis) und der sekundäre (motivierte Stamm) = die WBK unterschieden. In manchen Fällen gibt es zwei und mehr Möglichkeiten eine Wortbildungskonstruktion in unmittelbare Konstituenten zu zerlegen: unglücklich: un-glücklich, Unglück-lich; Briefträger: Brief-träger, Briefträg-er; drogensüchtig: drogen-süchtig, drogensücht – ig.

In der Regel handelt es sich um zwei UK, das heißt die meisten WBK werden in zwei UK zerlegt. Ausnahme bilden zum Beispiel kopulative Komposita: schwarz-rot-golden, deutsch-englisch-russisch.

Die Transformationsanalyse besteht darin, daß die semantische Beziehungen innerhalb des Wortes geklärt werden, wenn die UK-Analyse nicht weiterführt. Sie ist eine notwendige (oft unentbehrliche) Ergänzung der UK-Methode. Die Transformationsanalyse hilft beim Erschließen der Wortmotivation: Der Lehrer = einer, der Schüler in der Schule lehrt; der Schüler = einer, der im Alter 6-17 Jahren in die Schule geht (in der Schule lernt); erhärten = hart machen; blummengeschmückt = mit Blumen geschmückt; erreichbar = kann erreicht werden; Goldring = Ring aus Gold.

 

6.2. Ableitung (Derivation)

 

Das Wort Ableitung gebraucht man in der Lexikologie in zweifacher Bedeutung. Es bedeutet erstens den Prozeß der Bildung eines abgeleiteten Wortes und zweitens das Resultat dieses Vorganges, das abgeleitete Wort selbst (Derivatum). Die Ableitung geschieht in der deutschen Sprache durch:

  1. Anhängen von Affixen (Präfixen und Suffixen) – explizite Derivation;

  2. Suffixloses Verfahren, dazu gehört: Wortartwechsel (Konversion), manchmal begleitet von Veränderung der Wortwurzel durch innere Flexion (Umlaut, Brechung, Ablaut). Suffixloses Verfahren nennt man auch implizite Derivation. Das erste Verfahren (explizite) besteht aus Suffigierung und Präfigierung.

     

     

     

     

    6.2.1. Suffigierung

     

    Die Suffigierung ist eng mit der Morphologie verbunden, die Suffixe besitzen außer den wortbildenden noch grammatische Eigenschaften: sie bestimmen die Wortart der Ableitung und manchmal auch ihre grammatische Kategorie (das Geschlecht des Substantivs, die Transivität der Verben). Daher spricht man von Substantiv-, Adjektiv-, Verbal- und Adverbialsuffixen. Unter Suffixen, die heute oft gebraucht werden, gibt es viele fremde, gewöhnlich internationale Suffixe, die aus anderen Sprachen entlehnt worden sind. Die Suffixe haben eine abstrakt-verallgemeinerte Bedeutung, mit deren Hilfe sie die Bedeutung des Wortstammes (des primären Stammes) modifizieren, indem sie ihm die kategoriale Bedeutung der jeweiligen Wortart und die Zugehörigkeit zu gewissen semantischen Wortgruppen verleihen. Innerhalb dieser Wortart  können die Suffixe dem Wort gleiche semantische Bedeutung verleihen. So bestimmen die Suffixe –er, -lin, -ist Namen der Personen männlichen Geschlechts; die Suffixe –schaft, -tum, -heit bilden kollektive Namen und so weiter.

    Suffixe der Substantive:

  1. das männliche Geschlecht: -bold (Witzbold), -er, -el, -er (-ler, -ner, -aner, -ianer, -enser, -iker), -icht, -ing, - ling, -rich, -sel; entlehnte: -al, -an, -ant, -är, -at, -ent, -et, -eur (-ieur), -ler, -ismus, -ist, -it, -on, -or, -euse (Balletteuse), -ian (Grobian);

  2. das weibliche Geschlecht: -e, -ei (-erei, -elei), -de, -heit (-keit, -igkeit), -icht, -in (-erin, -nerin), -nis, -sal, -schaft, -t, -ung; entlehnte: -ade, -age, -el, -enz (-anz), -esse, -isse, -ide, -ie (-erie), -iere, -ik, -ion (-ation), -ose, -tät, -ur;

  3. das sächliche Geschlecht: -chen, -el, -lein, -nis, -sal (-sel), -tum; entlehnte: -al, -ament (-ement), -at (-iat), -är, -ent, -et, -eur, -ler.

Suffixe der Adjektive: -bar, -en (-ein), -er, -haft, -ig (-artig, -förmig, -haltig, -malig, - mäßig), -isch, - lich, - sam; entlehnte: -abel, -al, -ant, -ell, -est, -iv, -os (-ös).

Suffixe der Verben: -el(n), -enz(en), -er(n), -ig(en), -itz(en), -ch(en), -s(en), -sch(en), -tsch(en), -z(en); entlehnte: -ier(en), -ch.

Suffixe der Numeralien: -zig (-ßig), -t, -st, -tel, -(stel), -erlei, -malig, -fach, -ens, -faltig.

Suffixe der Adverbien: -lich, -sam, wärts, -lei (-erlei), -s (-dings, -lings), -st.

 

6.2.2. Präfigierung

 

Das Präfix, das dem Wort zugefügt wird, verändert dessen lexikalische Bedeutung, aber es kann nicht den Redeteil der Ableitung oder dessen grammatische Kategorien eindeutig bestimmen, wie es bei den Suffixen der Fall ist.

Man unterscheidet Nominalpräfixe, mit deren Hilfe Substantive und Adjektive, und Verbalpräfixe, mit deren Hilfe Verben gebildet werden. Es gibt auch solche, die bei allen drei Wortarten auftreten (ge-, miß-). Die Zahl der Präfixe im Deutschen ist verhältnismäßig gering.

Präfixe der Substantive: deutsche und vollständig verdeutschte: erz-, ge-, miß-, un-, ur-; entlehnte: a-, anti-, auto-, ex-, extra-, hyper-, in-, inter-, ko- (kon-), makro-, mini-, mono-, poly-, pseudo-, re-, super-, ultra-, vize-.

Präfixe der Adjektive: deutsche und vollständig verdeutschte: erz-, ge-, miß-, un-; entlehnte: a-, anti-, extra-, hyper-, in-, inter-, makro-, mikro-, mono-, poly-, super-.

Präfixe der Verben: be-, ent-, emp-, er-, ge-, miß-, ver-, zer-; entlehnte: de-, dis-, ex-, ko-, re-.

 

6.2.3. Präfixal-suffixale Ableitung

 

Die Derivata solcher Art lassen sich folgenderweise zerlegen: Präfix + primärer Stamm + Suffix, oder: primärer Stamm mit einer diskoninuierlichen gebundenen  unmittelbaren Konstituente (ge...t, be...en, ge...e), die sich weiter in Präfix und Suffix teilen läßt.

Präfixal-suffixale Substantive sind deverbative und denominative Strukturen mit dem Präfix ge- und meist mit dem Suffix –e: Gebäude, Gebirge, Gelaufe.

Präfixal-suffixale Adjektive werden nach dem Modell der Partizipialformen der schwachen Verben gebildet: gestiefelt, befrakt, entmenscht, das heißt mit Hilfe des Suffixes –t und des Präfixes ge-.

Präfixal-suffixale Verben: beerdigen, befriediegen (be...en).

 

6.2.4. Affixlose Ableitung (implizite Ableitung)

 

Die affixlose Ableitung (Derivation) wird auch Konversion genannt und besteht in Überführung eines Stammwortes ohne jede formale Änderung in eine andere Wortart. Theoretisch kann ein Wechsel in jede Wortart geschehen, doch die häufigsten Erscheinungen sind: 1) Die Substantivierung (Übertritt eines Wortes in die Wortart Substantiv: das Lernen, das Lachen, das Werden, das Denken, der Abgeordnete, der Gefangene, der Gelehrte, das Grün, das Rot, der Ruf, der Lauf, der Sitz, der Sprung, der Wuchs, der Übergang, das Ich, die Drei, das Gestern, das Wenn, das Oder, das Ach, im Vorübergehen, beim Auseinanderscheiden, das Essen, das Ansehen, der Schwarze, der Angesprochene, der Fremde, das Blau, das Hundert, das Nichts, das Jenseits, der Ismus). Es können also substantiviert werden nicht nur Verben, Adjektive, Partizipien, sondern auch Pronomen, Zahlwörter, Partikeln, Interjektionen, Suffixe. 2) Die Adjektivierung:

a) ernst, schade, schuld, wert, laut, Münchner Bier (von Substantiven abgeleitet);

b) zufriedene Stimme, seltene Gabe, strafweise Vorsetzung (von den Adverbien abgeleitet);

c) eine ausgezeichnete Leistung, die ausgestellte Ware ( von den Partizipien abgeleitet).

3) Verbalisierung ist sehr produktiv und geschieht durch ein Anhängen des formbildenden Infinitivsuffixes –en an das Substantiv oder Adjektiv: filmen, landen, hämmern, salzen, roten, wärmen, kürzen, platten.

Es muß betont werden, daß bei allen ihrer Arten die Ableitung mit oder ohne Veränderung des Wurzelmorphems geschehen kann: a) ohne Veränderung: kaufen – der Kauf, Trommel – trommeln, achten – Achtung; b) mit Veränderung: krank – kränken, treiben – der Trieb, Garten – Gärtner, Holz – Gehölz.

 

6.3. Zusammensetzung (Komposita)

 

Das Wort „Zusammensetzung“ wird in der Wortbildungslehre in zwei Bedeutungen gebraucht:

1) als wortbildender Prozeß, durch den zusammengesetzte Wörter geschaffen werden;

2) als Resultat dieses Prozesses, als zusammengesetztes Wort selbst. Die Zusammensetzung ist in der modernen deutschen Sprache sehr produktiv und sehr verbreitet. Die Zusammensetzung besteht darin, daß sich zwei oder mehr Wortstämme zu einer Worteinheit vereinigen.

Man unterscheidet determinative und nichtdeterminative Komposita.

 

6.3.1. Determinative Komposita

 

Bei der determinativen Komposition wird das Grundwort von der vorangehenden Komponente (von dem Bestimmungswort) näher bestimmt oder ergänzt. Die determinativen Zusammensetzungen machen die überwiegende Mehrheit der zusammengesetzten Substantive und Adjektive aus. Drei Grundmerkmale kennzeichnen diese Wortbildungsart:

a) die hierarchische Struktur der entsprechenden Konstruktionen ist immer binär, das heißt sie lassen sich in zwei UK teilen, unabhängig von der Anzahl der sie konstituierenden Morpheme;

b) die Wortart, zu der die Konstruktion gehört, wird durch die 2. UK bestimmt;

c) die Beziehung der ersten UK zu der zweiten, die die Wortmotivation bestimmt, ist determinierend.

Man ubterscheidet echte (eigentliche) und unechte (uneigentliche) Komposita. Die UK der echten Komposita verbinden sich unmitellbar (ohne Fugenelement): Tischtuch, wasserdicht, dunkelblau. Die unechten Komposita sind solche, deren Komponenten miteinander durch ein Fugenelement (-e-, -s-, -n-, -er-) verbunden sind: Augenblick, hilfsbereit, mausetot, Hundewetter, Tageslicht, Kinderleicht.

Als erste Komponente der substantivischen determinativen Zusammensetzungen können auftreten:

1) Substantiv: Ackerbau, Tischlampe, Völkerrecht;

2) Adjektiv: Hochschule, Feinmechanik, Schwerstarbeit, Warmwasser;

3) Verbstamm: Sprühregen, Schlafzimmer, Schweigepflicht;

4) Numerale: Viereck, Dreikampf, Einbaum;

5) Adverb: Außentemperatur, Aufwärtsdampfer;

6) Pronomen: Ichform, Selbstverteidigung; Mehrzahl;

7) Partikeln: Jastimme, Fürwort;

8) Eigennamen: Berlinreise, Herdermadaille;

9) Präposition: Vorabend, Nachmittag, Gegenmaßname.

Als erste UK der adjektivischen Zusammensetzungen können auftreten:

1) Substantiv: leistungsstark, wasserdicht, formbeständig;

2) Adjektiv: frühreif, leichtkrank, blaßgelb;

3) Verbstamm: rutschfest, gleitsicher;

4) Initialwort: Nato-intern, BRD-spezifisch.

Als adjektivische Komposita sind auch die WBK mit einem Partizip als zweite UK anzusehen: naheliegend, frohgestimmt.

Als erste UK der verbalen Zusammensetzungen können auftreten:

1) Verb: liegenbleiben, stehenbleiben, liegenlassen, sitzenbleiben;

2) Substantiv: formgeben, schritthalten, maschinenschreiben, schlittenfahren, probelaufen, strafversetzen, kettenrauchen;

3) Adjektiv/Adverb: festmachen, kaltbleiben, kurzarbeiten, hochbinden;

4) Adverbiale Partikeln: dableiben, hinterherlaufen, nebenherlaufen, hingehen, hinausgehen, davonlaufen;

5) Partizip II: verlorengehen, gefangennehmen.

 

6.3.2. Nichtdeterminative Komposita

 

Die nichtdeterminativen Komposita können mehr als zwei UK einschließen. Dazu gehören:

1. Kopulative Zusammensetzungen, deren UK anreihend miteinander verbunden sind (wie Glieder einer syntaktischen Wortreihe): deutsch-englisch-französisch, Strichpunkt, taubstumm, fünfzehn, Reinland – Pfalz, Nordrhein – Westfalen;

2. Imperativnamen: das Tischleindeckdich, das Vergißmeinnicht;

3. substantivierte präpositionale Gruppen: der Ohnebart;

4. zusammengesetzte Adverbien: bergauf, bergab, geradeaus;

5. Verschmelzungen von Lexemen, die im Satz nebeneinander stehen: eine Handvoll, das Vaterunser.

Sehr produktiv ist die erste Gruppe.

 

6.3.3. Zusammenrückungen

 

Als eine Abart der Zusammensetzung wird die Zusammenrückung betrachtet. Das sind solche WBK, die der Struktur und der Stellung ihrer UK nach mit den aus den UK entsprechenden Lexemen gebildeten syntaktischen Fügungen identisch sind: weitberühmt, wachliegen, emporsteigen, zugrundegehen, sozusagen. Alle nichtdeterminativen Komposita können gleichzeitig als Zusammenrückungen betrachtet werden

 

6.4. Zusammenbildungen

 

Die Zusammenbildungen sind Wortgebilde, die den Zusammensetzungen sehr ähnlich sind. Sie entstehen aber durch Zusammensetzung und Ableitung (Suffigierung und Substantivierung): rotwängig (rote Wangen), Freilassung (frei lassen), Besserwisser (besser wissen), Stubenhocker (in der Stube hocken), Eisbrecher (Eis brechen), frühmorgentlich (früher Morgen), Außerachtlassung (außer Acht lassen); das Abschiednehmen, das Alleinsein, das Türöffnen, das An-den-Türen-Kleben (Substantivierungen ganzer Wortfügungen).

 

6.5. Abkürzungen

 

Zu den Abkürzungen werden sowohl die Initialwörter (bestehen aus aneinander gereihten Großbuchstaben, die Anfangslaute der Vollform bezeichnen), als auch verschiedene Arten von Kurzwörtern gezählt. Die Abkürzungen entstehen aus sprachökonomischen Gründen.

Die Initialwörter werden als Benennung von Buchstaben (BRD, FDP, CDU, CSU, SPD) oder als einheitliche Lautkomplexe ausgesprochen (Iga „Internationale Gartenbau-Ausstellung“, NATO, UNO, WOK „Wäsche ohne kochen“).

Man unterscheidet auch Initial – Vollwörter: S-Bahn, U-Boot, PEN-Club, UKW-Antenne. Diese Art bildenen Lexeme, die aus einem Wortteil und einem Wortstamm bestehen.

Man unterscheidet auch solche Arten von Abkurzüngen, wie Kopfwörter, Schwanzwörter, Klammerwörter.

Bei den „Kopfwörtern“ wird das Wortende (Lok - Lokomotive, Foto -Fotigraphie, Limo - Limonade, Labor - Laboratorium, Uni - Universität), bei den „Schwanzwörtern“ umgekehrt der Anfang des Wortes (Cello - Violoncello, Bahn -Eisenbahn, Schirm - Regenschirm) gekürzt. Bei den „Klammerwörtern“  wird die Mitte gekürzt (Obus – Oberleitungsbus, Motel - Motorhotel). Man unterscheidet auch „Silbenwörter“: Spowa (Sportwarenhaus).

Fast alle Abkürzungen kann man zu der peripheren Schicht der Wurzelwörter zählen, denn sie lassen sich in keine Morpheme zerlegen.

 

6.6. WBK mit Halbaffixen und frequenten Komponenten

 

Unter Halbaffixen (Halbpräfixen und Halbsuffixen) werden Kompositionsglieder der Komposita verstanden, die nicht vereinzelt, sondern serienweise gebraucht werden, und somit die Funktion der Wortbildungsmittel erfüllen, ohne dabei ihre lautliche wie auch semantische Verbindungen mit den ihnen entsprechenden Lexemen zu verlieren. Die Halbaffixe werden auch „Affixoide“, „relative Affixe“ genannt. Einige Halbaffixe stehen den Komponenten der Zusammensetzung, die anderen den Affixen näher. Zu den Kriterien, nach denen die Halbaffixe ausgesondert werden, gehören:

1) der Seriencharakter der Lexeme, die sie erhalten;

2) ihre formelle Identität und etymologische Verwandschaft mit frei gebrauchten Wörtern;

3) semantische Verschiebung, denen sie als Wortbildungselemente unterliegen, ohne daß die semantische Verwandschaft mit freien Wurzelmorphemen vollständig verlorengeht.

Zu den Halbaffixen werden gezählt:

1) Halbsuffixe:

         a) Halbsuffixe der Substantive: -mann (-leute, - männer), -frau, -bild, -person, -hans, -liese, - peter, -meier, - fritze, -stück, -werk, -zeug, -mut, -sinn, -lust, -sucht, -gier, -kunde, - wesen. Zum Beispiel: Buschwerk, Pelzwerk, Uhrwerk, Mundwerk, Zuckerwerk; Klatschliese, Gaffliese, Bummelliese; Gaffhans, Prahlhans; Bumelfritze; Fachmann, Landsmann, Staatsmann.

         b) Halbsuffixe der Adverbien: -weise, -maßen, -dings, -willen, -seits, -weg. Zum Beispiel: haufenweise, schrittweise, probeweise, zeitweise, fallweise.

2) Halbpräfixe:

         a) Halbpräfixe der Substantive und Adjektive: riese(n)-, mord(s)-, blitz-, grund-, stock-, hoch- (höchst-), über-, all-, ab-, vor-, neben-. Zum Beispiel: Grundwort, Grundstück, Grundfarbe, Grundfehler, Grundgehalt, Grundfläche, grundfalsch, grundgelehrt, grundhäßlich.

         b) Halbpräfixe der Verben: ab-, an-, auf-, aus-, bei-, ein-, mit-, nach-, vor-, zu-, hinter-, über-, unter-, wider-. Zum Beispiel: widerfahren, widerhallen, widerklingen, widerlegen,widerrufen, widerraten, widersprechen.

Unter den Komponenten mit hoher Frequenz werden erste und zweite Komponenten der determinativen Komposita verstanden, die in großen Serien von Lexemen erscheinen, sich dabei von den Halbaffixen dadurch unterscheiden, daß sie keine oder eine nur geringe Bedeutungsverschiebung (изменение значения) aufweisen.

Zu den „frequenten Komponenten“ werden gezählt, zum Beispiel: -stelle, nicht; frequente Komponenten bei den determinativen Verben:-halten, -heben, -stehen, -wollen, -legen, -bleiben. Zum Beispiel: Arbeitsstelle, Landungsstelle, Meldestelle, Annahmesstelle; Nichtfachmann, Nichtraucher, nichtrostend, nichtlinear; stehenbleiben, sitzenbleiben.

 

6.7. Wortbildungskonstruktionen als Okkasionalismen

 

Unter den Okkasionalismen werden einmalige Bildungen verstanden. Meistens sind sie in der schönen Literatur zu finden. Einmalige Bildungen werden von vielen Schriftstellern gebildet, um einen mehr oder weniger greifbaren stilistischen Effekt im Text zu verursachen. Unten werden einige okkasionale Bildungen angeführt, die an den Werken von deutschen Schriftstellern E. Strittmatter und W. Borchert zu finden sind. Die Okkasionalismen von E. Strittmatter: Kleinleute-Zeiten, Zweizentnerengel, Gedankenflugzeug, Feuerbiß, Hühnermusik, Wortpeitsche, Bürokratentag, Wutzittern, Gedankengeschwätz, Vertrauenshase, Siegesgeheul, Freßmaschine, Neugiernase, Halbmensch, Eissturmtote, Immersäüfer, Fischmensch, Herumfragen, Hühnermutter, Allesmacher, blumentoll, schweinsblond, schneebetäubt, schweißdurchtränkt, sonnenverträumt, dummgut, neugirigzitternd, glasaügig, gelbgeärgert, millionenfenstrig, naßerdig.

Okkasionalismen von W. Borchert: Lippenfaulheit, Gemüseleute, Ziegenbockmensch, Klarinettschrei, Ziegenmecker, Hoffnungsgrünerfindermann, Märchenbuchliebergott, meermüde, sternüberstrickt, pflastermüde, meerhungrig, zigarettenfingerig, tintenblütig, karpfenmäulig, violettwüttig, Winterbeine, Grünpulvermann, mundharmonikablechüberzittert.

Die obengenannten Beispiele zeigen, wie hoch die stilistische Leistung der einmaligen Bildungen in den künstlerischen Texten sein kann.

 

 

Termini zum 6. Kapitel

 

Abbreviatur, die                                                 аббревиатура, сложносокращённое слово

Abkürzung, die                                          сокращённое слово

Ableitung, die                                                     1. словопроизводство

                                                                  2. производное слово

Adjektivierung, die                                    адьективация

Affix, das (e)                                             аффикс

Bestimmungswort, das                              определяющее слово в составе сложных слов

Derivat, das (e oder a)                               дериват, производное слово

Derivation, die                                           деривация (словопроизводство)

determinatives Kompositum                     определительное слово

(Determinativkompositum)                       (детерминативный композит)

denominativ                                              отимённый

deverbativ                                                 отглагольный

explizit                                                      ярко выраженный

implizit                                                      неярко выраженный

gebundenes Morphem, das                        «связанная» морфема

grammatisches Morphem, das                   грамматическая морфема

Grundwort, das                                         основной компонент сложного слова (определяемый)

Halbaffix, das (e)                                       полуаффикс

Halbsuffix, das                                          полусуффикс

Halbpräfix, das                                         полупрефикс

InitialVollwort, das                                 сложносокращённое слово с основой усечённого и полнозначного слова

Initialwort, das                                          инициальное слово, инициальная аббревиатура, буквенная аббревиатура

Konversion, die                                         конверсия

Komposition, die                                       словосложение

Kompositum, das (a)                                 сложное слово

kopulatives Kompositum                          копулятивное сложное слово

(Kopulativkompositum)

Kurzwort, das                                           сокращённое слово

Kopfwort, das                                           начальный сегмент

Klammerwort, das                                     эллиптированная рамочная конструкция, форма

Komponenten mit hoher Frequenz,          

frequente Komponenten                                     частотные компоненты        

                                                                 

lexikalisches Morphem, das                      лексическая морфема

Morphemanalyse, die                                морфемный анализ

Okkasionalismus, der                                окказиональное слово

phonetisch gebundenes Initial- und           звуковая, буквенно-звуковая

Silbenwort                                                 аббревиатура

Possessivkompositum, das                       поссессивно-метонимическое сложное слово

Präfix, das (e)                                            префикс (приставка)

Präfixal-suffixale Ableitung                       префиксально-суффиксальная деривация

primärer Stamm                                        первичная основа

Präfigierung, die                                        префиксация

Silbenwort, das                                         слоговая аббревиатура

Substantivierung, die                                 субстантивация

sekundärer Stamm                                    вторичная основа

Suffigierung, die                                        суффиксация

Suffix, das (е)                                            суффикс

Schwanzwort, das                                     финальный сегмент

Transformationsanalyse, die                              трансформационный анализ

UK-Analyse, die                                        анализ по непосредственно составляющим

unmittelbare Konstituenten, Pl                  непосредственно составляющие

Verbalisierung, die                                    вербализация

Wortbildung, die                                       словообразование

Wortstamm, der (ä - e)                              основа слова

Wortbildungsart, die                                 способ словообразования

Wortbildungsmittel, das                            словообразовательное средство

Wortbildungskonstruktion, die                 словообразовательная конструкция

Wortbildungsmodell, das                          словообразовательная модель

Wortbildungsnest, das                               словообразовательное  гнездо

Wortbildungsmethode, die                        метод анализа словообразовательной конструкции

Wurzel, die (n)                                           корень

Zusammenbildung, die                              сложнопроизводное слово  

Zusammenrückung, die                             сращение слова

 

 

Fragen zur Selbstkontrolle

 

  1. Was wird unter dem Terminus „Wortbildung“ verstanden?

  2. Nennen Sie Grundbegriffe der synchronen Wortbildung und erklären Sie diese Begriffe.

  3. Welche Methoden der Wortbildungsanalyse kennen Sie?

  4. Wodurch unterscheidet sich die Morphemanalyse von der UK-Analyse?

  5. Wodurch unterscheiden   sich lexikalische und grammatische Morpheme?

  6. Was wird unter den „freien“ und „gebundenen“ Morphemen verstanden?

  7. Welche Wortbildungsarten kennen Sie?

  8. Welche Worttypen unterscheidet man im Deutschen?

  9. Was wird unter impliziter und expliziter Ableitung verstanden?

  10.  Worin besteht Suffigierung?

  11.  Worin besteht Präffigierung?

  12.  Was bedeutet präfixal-suffixale Ableitung?

  13.  Nennen Sie die wichtigsten Suffixe und Präfixe verschiedener Wortarten.

  14.  Was wird unter dem Terminus „Konversion“ verstanden?

  15.  Worin besteht die Zusammensetzung?

  16.  Welche Arten der zusammengesetzten Wörter kennen Sie?

  17.  Was bedeutet eigentliche und uneigentliche Komposita?

  18.  Wodurch unterscheiden sich Zusammenrückungen von Zusammenbildungen?

  19.  Was wird unter Abkürzungen verstanden und welche Arten von Kurzwörtern gibt es?

  20.  Was versteht man unter Halbaffixen?

  21.  Was versteht man unter frequenten Komponenten?

  22.  Definieren Sie den Terminus „Okkasionalismus“?

     

     

     

    Aufgaben zum 6. Kapitel

     

    Aufgabe 1. Führen Sie je ein Beispiel mit den Suffixen der Substantive mähnlichen, weiblichen und sächlichen Geschlechts, auf der Seite 54 an.

    Aufgabe 2. Führen Sie je ein Beispiel mit den Suffixen der Adjektive, der Numeralien, der  Verben und der  Adverbien auf der Seite 54 an.

    Aufgabe 3. Führen Sie je ein Beispiel mit den Präfixen der Substantive, der Adjektive und der Verben auf der Seite 55 an.

    Aufgabe 4. Ordnen Sie richtig ein.

  1. Wurzelwörter (einfache Wörter);

  2. Konversion (implizite Ableitung);

  3. Suffixale Ableitung;

  4. Präfixale Ableitung;

  5. Präfixal-suffixale Ableitung;

  6. Determinative Zusammensetzung;

  7. Kopulative Zusammensetzung;

  8. Zusammenrückung;

  9. Zusammenbildung;

  10.  Abkürzung (bestimmen Sie auch die Art der Abkürzung);

  11.  Okkasionalismen (bestimmen Sie auch die Art der Wortbildung).

    dreimalig, beerdigen, Frau, Tisch, Fenster, Bestimmungswort, Freßmaschine, Lehrerzimmer, Boulward, Schleswig–Hollstein, zugrundegehen, glasäugig, Eisbrecher, Führer, unklar, das Rot, Blei-Gesicht, Gebäude, gestiefelt, Lehrling, Schönheit, freundlich, Kleiderschrank, Nähemaschine, lächeln, zurückkehren, deutsch-russisch, Elsaß-Lothringen, Mensch, schlecht, gut, chatten, Homestory, Uni, Hochland, Neugiernase, Freiheitskampf, dort, sechs, Wirtschaft, Bauer, ausbauen, grüngelb, Machthaber, maßgeblich, treuäugig, Säugling, , dreimonatlich, gelbgeärgert, stündlich, Motel, BRD, traurig, NATO, Limo, Urwald, Gemälde, Fahrt, geräumig, Fahrzeug, die Drei, das Lachen, Beginn, der Gefangene, das Ach, Ruf, Hochschule, grünweißrot, Bus, Schirm, Lauf, Wuchs, abends, röten, salzen, filmen, verfilmen, Mißerfolg, eigenartig, dreihundert, wachliegen, emporsteigen, blummentoll, schweinsblond, Gedankengeschwätz.

    Aufgabe 4. (Testaufgabe)

     

    1. Bestimmen Sie die Art der Wortbildung bei dem Wort „Gebäude“.

    a) Konversion               b) Zusammensetzung    c) präfixal-suffixale Ableitung

     

    2. Das Wort „Tisch“ gehört zu ... .

    a) den Ableitungen        b) Zusammensetzungen          c) den Wurzelwörtern

     

    3. Das Wort „Besserwisser“ gehört zu den ... .

    a) Zusammenrückungen         b) Ableitungen                        c) Zusammenbildungen

     

    4. Bestimmen Sie die Art des Kompositums „Schreibtisch“.

    a) kopulatives               b) determinatives                    c) uneigentliches

     

     

    5. Bestimmen Sie die Art des Kompositums „Dichterkomponist“.

    a) uneigentliches            b) kopulatives                        c) determinatives

     

    6. Welches Kompositum kann als unechtes (uneigentliches) betrachtet werden?

    a) Lehrerzimmer            b) Handtuch                                     c) Tageslicht

     

    7. Das Wort „das Leben“ gehört zu den ... .

    a) Wurzelwörtern          b) impliziten Derivaten           c) expliziten Derivaten

     

    8. Konversion wird als eine Abart der ... betrachtet.

    a) Zusammensetzung     b) Abkürzung                         c) Ableitung

     

    9. Das Wort „zugrundegehen“ gehört zu den ... .

    a) Zusammenrückungen         b) Zusammenbildungen          c) Ableitungen

     

    10. Das Wort „Uni“ gehört zu den ... .

    a) Kopfwörtern             b) Schwanzwörtern                c) Klammerwörtern

     

    11. Das Wort „Obus“ kann als ... betrachtet werden.

    a) Schwanzwort            b) Kopfwort                                     c) Klammerwort

     

    12. Die Wörter „NATO“ und „UNO“ gehören zu den ... .

    a) Silbenwörtern           b) Initialwörtern                     c) Klammerwörtern

     

    13. Das Wort „S-Bahn“ gehört zu den ... .

    a) Silbenwörtern           b) Kopfwörtern                      c) Initial-Vollwörtern

     

    14. Das Wort „Pelzwerk“ enthält ... .

    a) ein Halbsuffix           b) eine frequente Komponente         c) ein Halbpräfix

     

    15. Das Wort „fröhlich“ gehört zu den ... .

    a) Zusammenbildungen b) Ableitungen                        c) Wurzelwörtern


Kapitel 7. Die soziale und territoriale Stratifikation des deutschen Wortschatzes

 

7.1. Allgemeines

 

Die Sprache ist eine komplexe Erscheinung. Jede Sprache weist nicht nur regionale Unterschiede auf, sie ist auch in sozialer und funktionaler Hinsicht nicht homogen, sondern durch verschiedenartigste Varianten gekennzeichnet. Dabei spricht man von der Schichtung des Wortschatzes. Dank dieser Schichtung wird die Sprache der vielseitigen Kommunikation einer Sprachgemeinschaft gerecht. Was die deutsche Sprache betrifft, weist sie mannigfaltige Gestalt auf. Sie klingt sehr oft verschieden in vielen Gegenden , verschiedenen Bundesländern. Sie weist unterschiedliche Züge auf je nachdem, ob sie im amtlichen oder privaten Verkehr, im Alltag oder bei feierlichen Anlässen, im Forschungslabor oder auf der Jagt gesprochen wird. So bilden sich ihre besonderen Erscheinungsformen heraus.

Man unterscheidet folgende Erscheinungsformen des Deutschen:

1. Schriftsprache (Literatursprache), die als Einheitsprache, Hochsprache, Kultur- oder Standartsprache bezeichnet werden kann, der Polyfunktionalität eigen ist. Diese Erscheinungsform ist im ganzen deutschen Sprachgebiet gültig und verständlich. Diese erstwichtige Erscheinungsform ermöglicht alle Erscheinungen und Vorgänge der objektiven Wirklichkeit auszudrücken und zu beschreiben. Die Schriftsprache erfüllt die kommunikative Funktion für das ganze Volk, ist eine Existenzform der nationalen Kultur, ist die in ganz Deutschland angenommene normalisierte schriftliche und mündliche Form der deutschen Nationalsprache, die sich alle deutschen Territorialdialekte unterordnet.

2. Umgangssprache/Halbmundart gilt als die zweitwichtigste Erscheinungsform, die als Landschaftssprache, Stadtsprache, Verkehrs- und Alltagssprache bezeichnet wird. Räumlich ist sie gekennzeichnet durch einen regional begrenzten Geltungsbereich, funktional ist sie in erster Linie ein Kommunikationsmittel des mündlichen Verkehrs, und zwar vor allem persönlichen Gesprächs, nicht in offiziellen Situationen. Dabei zerfällt sich diese Erscheinungsform in drei Unterarten:

         a) hochdeutsche Umgangssprache der gebildeten Schichten des Volkes;

         b) großlandschaftliche Umgangssprache;

c) kleinlandschaftliche (mundartliche) Umgangssprache, die der dritten Erscheinungsform des Deutschen nahe steht.

3. Als dritte Erscheinungsform der deutschen Sprache gilt Mundart, die als Ortssprache, Volkssprache, Alltags- und Haussprache charakterisiert wird.

 

7.2. Soziale Stratifikation

 

Für sozial-berufliche Charakteristik des Wortbestandes werden in der Germanistik verschiedene Bezeichnungen gebraucht: Standessprachen, Sondersprachen, Sonderwörtschätze, Sonderlexik, Berufssprachen, Soziolekte. Dieser Einteilung nach existieren Jägersprache, Buchdruckssprache, Ackerbausprache, Bergmannssprache, Kaufmannssprache, Kanzleisprache, Soldatensprache, Gaunersprache, Männer- und Frauensprache, Studentensprache, Jugendsprache und so weiter. Dieser Wortschatz entwickelt sich in verschiedenen Gruppen aufgrund des gemeinsamen Berufes, gemeinsamer Lebensbedingungen. Dabei handelt es sich nicht um selbständige Erscheinungsformen der Sprache, sondern um den eigentümlichen Wortschatz.

In der Germanistik wurde Sonderlexik traditionsgemäß in drei Gruppen eingeteilt:

  1. Standessprachen (Jargons);

  2. Berufssprachen (Berufswortschatz)

  3. Fachsprachen (Termini).

    In der letzten Zeit besteht eine Tendenz den Sonderwortschatz nach der Art seiner funktionalen Beschaffenheit als eine Zweiteilung zu betrachten:

  1. Fachsprachen (Fachwortschätze);

  2. Gruppenspezifische Wortschätze.

     

    7.2.1. Fachwortschätze

     

    Unter dem Fachwortschatz werden fachbezogene Wörter oder Fachwörter (Termini), Proffessionalismen (Halbtermini) und Fachjargonismen (Berufsjargonismen) verstanden.

    Unter den Termini versteht man Fachausdrücke einer Wissenschaft, einer Kunst, eines technischen Zweiges, der Politik und so weiter. Viele technische Termini sind standartisiert, sie sind das Ergebnis der Terminologienormung. Die Termini üben theoretisch-fachliche kommunikative Funktion aus. Ein Terminus erfüllt auch neben der nominativen Funktion (Funktion, Gegenstände und Erscheinungen zu benennen), die auch anderen Wortarten eigen ist, noch die definitive Funktion (Funktion, die entsprechenden Begriffe zu definieren). Die definitive Funktion ist das, was einen Terminus von einem gewöhnlichen Wort unterscheidet. Die Termini erscheinen nicht vereinzelt, sie sind mit anderen Termini durch die Logik der jeweiligen Wissenschaft verbunden und bilden ein terminologisches System. Im Idealfall darf jedem Terminus nur ein Begriff entsprechen. Jedes Gebiet des menschlichen Wissens hat seine Terminologie. Linguistische Termini sind zum Beispiel: Phonem, Morphem, Satz, Präteritum, Umlaut, Semasiologie, Bedeutungswandel, Substantiv, Adjektiv, Verb, Entlehnung, Synonym, Antonym und so weiter. Bereich Physik: Schallwelle, Bremsfeld, Innenbahn. Bereich politische Okönomie: Ware, Mehrwert, Investition, Produktionsmittel, Produktionsverhältnisse.

    Viele Termini sind international. Sehr häufig besteht ein Terminus aus Wortteilen verschiedener Herkunft, lateinischen, griechischen, deutschen und so weiter: Salyzilsäure (lat. + griech. + dtsch.). Die internationalen Termini sind gewöhnlich griechischen oder lateinischen Ursprungs: Elektron, Analyse, Idiom, Atom, Äthyl, Psychologie, Melioration, Reduplikation, Quant. Mehrere Termini sind deutschen Ursprungs: Weltanschauung, Brennpunkt, Zeitwort, Gedankenstrich. Proffessionalismen (Berufslexik, Halbtermini) dienen ebenso wie die Termini der sach- oder fachgebundenen Kommunikation. Aber zum Unterschied von den Termini sind sie nichtstandartisierte und nichtdefinierte Fachwörter. Die Berufslexik übt eine praktisch-fachliche kommunikative Funktion aus. Berufslexik gibt es überall, wo es Arbeitsteilung gibt.  Die Berufslexik unterscheidet sich von der wissenschaftlichen Termini auch dadurch, daß sie sich auf Handwerk und berufliche Betätigung bezieht und keinen buchdeutschen Charakter hat. Die Berufslexik gilt als unliterarisch, sie erfüllt auch keine definitive Funktion. Die Berufslexik umfaßt die Bezeichnungen der Werkzeuge und ihrer Teile, der Arbeitsprozesse, Erzeugnisse, der zu bearbeitenden Stoffe und deren Eigenschaften,   also die detalaillierten Bezeichnungen für alles, was für die berufliche Betätigung eines Handwerkes, Gewerbetreibenden, Arbeiters, Seemanns wichtig ist. Zum Beispiel bedeutet in der Seemannslexik die Bottlerei „den Schiffraum für Aufbewahren des täglichen Proviants“, Altung ist bei den Bergleuten „ein abgebauter Raum“.

    Die Fachjargonismen stellen expressive Dubletten der Fachwörter dar. Sie haben einen anderen Charakter als gewöhnliche Fachwörter, denn bei ihrem Gebrauch kommt es nicht auf Genauigkeit oder Eindeutigkeit der fachgebundenen Kommunikation an, sondern auf wertende, oft abwertende Charakteristik. Sie sind oft nur auf einen engeren Kreis von Personen beschränkt und haben meist bildhaften Charkter, werden in übertragener Bedeutung gebraucht: ein Tischler nennt Hobel auch „Bulle“, „Wolf“, „Runks“, Teile des Hobels „Nase“, „Maul“, „Sohle“. Die Seeleute nennen den Koch ironisch „Speisemeister“, „Schmierdieb“, „Speckschneider“, Feldküche - “Gulaschkanone“, Konservenfleisch – „Kabelgarn“.

     

    7.2.2. Gruppenspezifische Wortschätze

     

    Unter gruppenspezifischen Wortschätzen werden Sonderwortschätze verschiedener sozialer Gruppen verstanden. Ihr Gebrauch kennzeichnet den Sprecher als Angehörigen einer Interessen-, Freizeit-, Alters- oder Organisationsgruppe. Zum Unterschied von Fach- und Berufssprachen sind die besonderen Ausdrücke der gruppenspezifischen Wortschätze expressive oder euphemistische Synonyme zu den bereits bestehnden Wörtern der Gemeinsprache. In der Jugendsprache sind zum Beispiel solche Wörter für dickes Mädchen zu finden, wie Apparat, schlanker Dreitonner, Minipanzer, Schrankkoffer. In der Gaunersprache (sogenannte Argotsprache) wird Gefängnis als Kasten, Käfig, Schule genannt, Geld – Heu, Staub, Qualm, Moos, Eier, lügen – foppen, bezahlen – blechen, Krimineller – schwerer Junge, hungrig sein – Kohldampf schieben.

    In der Soldatensprache nennt man Maschienengewehr Mußspritze, Stottertante, Tippmamsel, Bomben – Eier, schwere Granate – Koffer, Militärartz – Knochenschuster, Pflasterschmierer, Aspirinhengst, Karbolstratege, Beinsäger. In der Schülersprache wird Lehrer „Pauker“ genannt, Mathematik – Mathe, Schule – Penne, vorsagen – spiken, Direktor – Direx, Gymnasiast – Gymnast und so weiter.

    All diese Gruppenwortschätze haben das gemeinsame – die Anschaulichkeit und Bildhaftigkeit der Wörter, die durch metaphorische Übertragung der gemeinsprachlichen Lexik entsteht.

     

    7.3. Territoriale Schichtung des deutschen Wortschatzes

     

    Die territorialgebundene Lexik ist für zwei Erscheinungsformen der deutschen Sprache kennzeichnend: Mundarten und Umgangssprache. Der erste Typ territorialgebundener Lexik sind mundartliche Varianten. Sie sind landschaftlich eng begrenzt und nur auf mundartlicher Ebene bekannt und geläufig: Frosch wird genannt Padde, Pogge, Hetsche, Kecker. Die Grenzen der lokalen Mundarten werden weitgehend durch die Grenzen der im Spätmittelalter entstandenen kleineren feudalen Territorien bestimmt. Im mundartlichen Wortschatz sind verschiedene Gebiete des landwirtschaftlichen Berufs reich vertreten. Der mundartliche Wortbestand zeigt auch eine Fülle von Synonymen zum Ausdruck der Lebensbedürfnisse, der Hauswirtschaft, des Alltags. Dieser Wortschatz wird vorwiegend gesprochen und die Mundarten gewährleisten nur eine beschränkte Kommunikation.

    Den zweiten Typ territorialgebundener Lexik bilden territoriale oder landschaftliche Varianten. Sie sind mundartlicher Herkunft, aber unterscheiden sich von der Mundartlexik dadurch, daß sie zum Wortschatz einer anderen Erscheinungsform gehören. Diese Varianten sind landschaftlich gebunden, aber überall bekannt: Sonnabend – Samstag (südd.), Fleischer – Metzger (südd.), Dorf – Dorp (nordd.).

    Man unterscheidet auch die nationalen Varianten der Lexik, die mehr oder weniger standartisierte Varianten der deutschen Sprache bilden und als Literatursprachen anderer Nationen funktionieren. Dazu gehören die österreichische nationale Variante und das Schweizerdeutsch. Diese Varianten zeichnen sich durch Besonderheiten auf der lexikalischen, phonetischen (Aussprache) und morphologischen Ebene aus. So sagt man in Österreich statt des Wortes Schrank – Kasten, Januar – Jänner, Aprikose – Marille, Tomate – Paradeiser, Abitur – Matura, Würstchen – Würstel. In der Scweiz sagt man statt des Wortes Schrank – Kasten, gut – wäg.

     

    Termini zum 7. Kapitel

     

    Argot, das                                                 воровской жаргон, арго

    Berufslexik, die                                         профессиональная лексика

    Berufssprache, die                                              профессиональный язык      

    Einheitsprache, die                                    единый язык

    Fachsprache, die                                       профессиональный язык

    Fachjargonismus, der                                профессиональный жаргон

    Fachlexik, die                                            профессиональная лексика

    Gaunersprache, die                                   воровской язык

    Gemeinsprache, die                                   литературный язык

    Halbmundart, die                                      полудиалект

    Hochsprache, die                                       литературный язык

    Jargon, der (s)                                           жаргон

    Literatursprache, die                                 литературный язык

    Dialekt, der (e)                                          диалект

    Mundart, die                                             диалект

    nationale Variante der Sprache                          национальный вариант языка

    Rotwelsch, das                                          воровской жаргон, арго

    Schichtung des Wortschatzes                    расслоение словарного состава

    Schriftsprache, die                                              литературный язык

    Sondersprache, die                                             особый язык профессиональных и социальных групп

    Sonderlexik, die                                                  особая лексика профессиональных и социальных групп

    Sonderwortschatz, der                                        особая лексика профессиональных и социальных групп

    Soziolekt, der (e)                                       социолект

    Stadtmundart, die                                               полудиалект, городской диалект

    Standessprache, die                                   особый язык социальных групп

    Terminus, der (Termini)                                     термин

    Umgangssprache, die                                разговорный язык

     

     

    Fragen zur Selbstkontrolle

     

  1. Welche Erscheinungsformen des Deutschen gibt es?

  2. Wodurch unterscheidet sich die Umgangssprache von der Mundart?

  3. Welche Unterarten von Umgangssprache unterscheidet man?

  4. Was wird unter Sonderwortschätzen verstanden?

  5. Wodurch unterscheidet sich Standessprache von der Fachsprache?

  6.  Welche Abarten des Fachwortschatzes unterscheidet man?

  7. Wodurch unterscheiden sich Proffesionalismen von den Termini?

  8. Welche Funktionen üben Termini und Halbtermini aus?

  9. Was wird unter gruppenspezifischen Wortschätzen verstanden?

  10.  Worin besteht die territoriale Schichtung des Wortschatzes?

  11.  Was wird unter den nationalen Varianten der deutschen Lexik verstanden?

  12.  Welche nationalen Varianten kennen Sie?

     

     

    Aufgaben zum 7. Kapitel

     

    Aufgabe 1. Ordnen Sie richtig ein.

  1. Termini (Fachwörter)

  2. Halbtermini (Professionalismen)

  3. Fachjargonismen

  4. Gruppenspezifische Lexik

    Klavier spielen (Fingerabdrücke abnehmen), Bottlerei, Plattbank (Hobel), Schrubhubel (Hobel), Elektron, Äthyl, Phonem, Runks (Hobel), Bulle (Hobel), Hexe (Materialaufzug), Totenorgel, Melioration, Umlaut, Mehrwert, Mischkristallbildung, Kohlenstaubzusatzfeuerung, Abbau, Fundgrube, Nase (des Hobels), Psychologe, Druckfehler, Laufbahn, Axt, Beil, Fuchschwanz, Kiellinie, Bremser, Bremsschuh, Tippmamsel, Gulaschkanone, Fuchs, Käfig, Heu, Schule, Dietrich, Bruder, Studio, Regenwurm, Minipanzer, Torte, Tussi, Schnecke, Käthe, Dreitonner, Kettenreaktion.

    Aufgabe 2. Welche Wörter sind regional gekennzeichnet?

Samstag, Sonnabend, Fleischer, Jänner, Kasten (Schrank), Paradeiser (Tomate), Matura, Metzger, Knabe, Junge, Bub, Abendessen, Erdapfel, Schlächter, Kartoffel, fegen, Abendbrott, dieses Jahr, Sahne , heuer, Streichhölzer, Rahm, Zündhölzer, Abendessen, Karfiol, Padde, Pogge, Hündin, Pätze, Hetsche, gestern abend, Schrippen, gestern auf die Nacht, Bröttchen, Bemme, Stulle.

Aufgabe 3. (Testaufgabe)

 

1. Die zweitwichtigste Erscheinungsform des Deutschen ist ... .

a) Hochsprache             b) Mundart                    c) Umgangssprache

 

2. Welche Unterart der Umgangssprache liegt näher zur Literatursprache?

a) mundartliche             b) großlandschaftliche   c) Umgangssprache der Gebildeten

 

3. Als Synonym zum Terminus „Berufssprache“ wird das Wort ... gebraucht.

a) Standessprache                  b) Fachsprache              c) Soziolekt

 

4. Theoretisch-fachliche kommunikative Funktion erfüllen:

a) Halbtermini               b) Berufsjargonismen    c) Termini

 

5. Zu den Fachwortschätzen gehören ... .

a) Soziolektismen          b) Proffessionalismen    c) mundartliche Lexik

 

6. Unter der Bezeichnung“Rotwelsch“ wird verstanden:

a) Argot                        b) Schülersprache                   c) Berufssparche

 

7. Das Wort „Melioration“ kann als ... betrachtet werden.

a) Halbterminus            b) Berufsjargonismus    c) Terminus

 

8. Das Wort „Altung“ (abgebauter Raum) gehört zu den ... .

a) Termini                     b) Halbtermini               c) Soziolektismen

 

9. Metaphorische Übertragung weisen … auf.

a) Termini                     b) Halbtermini               c) Berufsjargonismen

 

10. Standartisiert und definiert sind … .

a) Soziolektismen          b) Proffessionalismen    c) Termini

 

11. Das Wort „Wolf“ (in der Bedeutung „Hobel“) gehört zu den … .

a) Proffessionalismen    b) Berufsjargonismen    c) Soziolektismen

 

12. Das Wort „Pauker“ (Lehrer) kann man als … bezeichnen.

a) Berufsjargonismus    b) Soziolektismus          c) Proffessionalismus

 

13. Die Wortgruppe „Schwerer Junge“ wird in der… gebraucht.

a) Schülersprache b) Soldatensprache       c) Gaunersprache

 

14. Das Wort „Jänner“ wird … gebraucht.

a) in Süddeutschland     b) in Norddeutschland  c) in Österreich

 

15. Mit dem Wort „Marille“ wird in Österreich … bezeichnet.

a) Abitur                       b) Schrank                    c) Aprikose

 


Kapitel 8. Phraseologie

 

8.1. Allgemeines

 

Unter dem Terminus „Phraseologie“ versteht man

1. linguistische Disziplin, Zweig der Sprachwissenschaft, die sich mit festen Wortkomplexen beschäftigt, das heißt sich mit der Forschung stehenden Wortverbindungen befaßt.

2. Gesamtheit der festen Wortkomplexe.

Unter festen Wortkomplexen sind reproduzierbare Wortgruppen und festgeprägte Sätze zu verstehen, die über besondere Semantik verfügen. Als Träger dieser Semantik sind diese Komplexe Bestandteil des lexisch-semantischen Systems. Feste Wortkomplexe können als sekundäre sprachliche Zeichen charakterisiert werden. Sie werden auf der Basis der primären sprachlichen Zeichen oder Lexeme gebildet. Deshalb nennt man sie auch komplexe Zeichen.

Da durch die Bildung von Phraseologismen neue lexikalische Einheiten entstehen, wird die Sprache, ihr Wortschatz dadurch bereichert. Feste Wortkomplexe (Phraseologismen) werden auch stehende Wortverbindungen genannt. Man kann die Bedeutung der stehenden Wortverbindungen nur dann verstehen, wenn man sie als semantische Einheiten betrachtet. Sie sind feste Fügungen, deren Bedeutung man nicht mechanisch in ihre einzelnen lexikalischen Bestandteile aufgliedern kann, das heißt sie sind nicht zerlegbar. Im Prozeß der Rede werden sie nur reproduziert und nicht neu gebildet. Die freien Wortverbindungen benennen Gegenstände, Handlungen gegliedert (reine Luft, kalte Luft, einen Hasen schießen, jemandem den Kopf waschen). Sie sind zerlegbar und variabel. Die festen Wortverbindungen (Phraseologismen) bezeichnen dagegen oft nur einen Gegenstand oder eine Handlung (dicke Luftопасность, einen Bock schießen - ошибиться), also nicht gegliedert. Die stehenden Wortverbindungen fixieren also einheitliche Begriffe, wobei sie ihrem Inhalt nach Wörtern entsprechen, ihrer Form nach aber mit freien Wortverbindungen zusammenfallen. Die Phraseologismen  sind also als feste, unvariable Wortgruppen oder Syntagmen zu betrachten. Die Gesamtbedeutung der ganzen stehenden  Wortverbindung fällt mit der Summe der Bedeutungen ihrer Komponeneten nicht zusammen, wie es bei den freien syntaktischen Verbindungen der Fall ist (ein lustiges Kind, ins Theater gehen). Die stehenden Wortverbindungen (Phraseologismen) existieren in der Sprache unabhängig vom Prozeß des Sprechers als lexikalische Elemente des Wortbestandes und nähern sich in ihrem Gebrauch den Einzelwörtern. Sie werden im Prozeß des Sprechens nicht neu  geschaffen, sondern reproduziert, da sie in der Sprache schon als erstarrte Wortverbindungen vorhanden sind: das Schwarze Meer, der Atlantische Ozean, zum Ausdruck bringen, dicke Luft, da liegt der Hund begraben. Der Fachausdruck stehende Wortverbindungen oder feste Wortkomplexe bezeichnet also feste, unzerlegbare Wortgruppen, die in der Sprache als solche existieren und im Prozeß des Sprechens in der Funktion von einzelnen Wörtern auftreten. Die stehenden Wortverbindungen können umgedeutet („echte“ Phraseologismen) und nicht umgedeutet sein (meistens sind es Mehrwortbenennungen: die Vereinigten Staaten von Amerika, die Bundesrepublik Deutschland, das Schwarze Meer). Im zweiten Fall entspricht die Bedeutung seiner Komponenten des Ganzen der Summe der Bedeutungen seiner Komponenten und bleibt im Vergleich mit diesen unverändert. Für die meisten stehenden Wortverbindungen der deutschen Sprache sind folgende Merkmale kennzeichnend: Umdeutung, einheitliche Gesamtbedeutung, Stabilität, Verbindung mit der Geschichte des Volkes. Für die meisten stehenden Wortkomplexe ist eine metaphorische Umdeutung charakteristisch: Es ist mir Wurst – „es ist mir einerlei, egal“. Die metaphorische Umdeutung entsteht infolge der metaphorischen Übertragung.

Infolge der Entwicklung der einheitlichen Gesamtbedeutung zeigen die meisten stehenden Wortverbindung (außer zum Beispiel Sprichwörtern, einigen geflügelten Worten) der Bedeutung nach die Tendenz zur Lexikalisierung, der Struktur nach bleiben sie aber Wortverbindungen. Stehende Wortverbindungen sind sehr fest, stabil, leben in der Sprache sehr lange, jahrhundertelang.

Man unterscheidet vier Arten der Übersetzung von festen Wortverbindungen:

1. Wortgenaue (lat. O, tempora! O, mores!, dt. O, Zeiten! O, Sitten!, rus. О, времена! О, нравы!). diese Art ist fast ausschließlich für geflügelte Worte kennzeichnend;

2. Äquivalent–genaue (aus dem Finger saugenвысосать из пальца, in die Augen fallen бросаться в глаза);

3. Äquivalent–ungenaue (Eulen nach Athen tragenЕхать в Тулу со своим самоваром);

4. umschreibende (Schwein habenиметь удачу, etwas um ein Butterbrot kaufenкупить за бесценок).

 

8.2. Klassifikation von stehenden Wortverbindungen

 

In der Germanistik wurden mehrere Versuche gemacht, die Phraseologismen nach semantischen, funktionalen oder strukturellen Prinzipien zu klassifizieren. Einer davon ist die Klassifikation von I.I. Černyšewa, die als strukturell-semantische bezeichnet werden kann und die sowohl in der vaterländischen, als auch in der ausländischen Fachliteratur bekannt und anerkannt ist. In ihrer Klassifikation unterscheidet I.I. Černyšewa zwei große Klassen:

  1. Phraseologismen (im engen Sinne des Wortes)

  2. Feste Wortkomplexe nicht phraseologischen Typs.

Zu den Merkmalen der Phraseologismen werden von I.I. Černyšewa singuläre Verknüpfbarkeit der Konstituenten und semantisch-transformierte (übertragene) Bedeutung gezählt.

Die erste Klasse der stehenden Wortverbindungen zerfällt sich in drei Subklassen:

  1. phraseologische Einheiten;

  2. festgeprägte Sätze;

  3. phraseologische Verbindungen.

    Die zweite Klasse der stehenden Wortverbindungen besteht auch aus drei Subklassen:

  1. phraseologisierte Verbindungen;

  2. modellierte Bildungen;

  3. lexikalische Einheiten.

Als eigentliche Phraseologismen betrachtet I.I. Černyšewa nur die erste Klasse. Sie definiert: „Phraseologismen sind feste Wortkomplexe verschiedener syntaktischer Strukturen mit singulärer Verknüpfung der Konstituenten, deren Bedeutung durch eine vollständige oder teilweise semantische Transformation des Konstituentenbestandes entsteht“. Die Phraseologismen haben meist einen wertenden Charakter. Es werden psychische Zustände der Menschen ausgedrückt.

 

8.3. Phraseologismen

 

8.3.1. Subklasse „phraseologische Einheiten“

 

Diese Subklasse umfaßt die festen Wortkomplexe mit der syntaktischer Struktur der Wortverbindungen (Wortgruppen), deren Bedeutung aufgrund der semantischen Transformation des gesamten Konstituentenbestandes entsteht. Phraseologische Einheiten sind zahlenmäßig die bedeutendste Subklasse der deutschen Phraseologie. Was die Struktur der Phraseologismen dieser Subklasse betrifft, sind hier alle syntaktischen Modelle variabler Syntagmen oder Wortgruppen der deutschen Sprache zu verzeichnen.

Auf lexikalisch-syntaktischer Ebene unterscheidet man in dieser Subklasse verbale, substantivische und adverbiale Phraseologismen.

Verbale Phraseologismen bilden unter anderen Phraseologismen dieser Subklasse die zahlreichste Gruppe und korrelieren sich kategorallsemantisch mit dem Verb: den Mund halten (молчать), Schwein haben (быть удачливым), einen Affen an jemandem gefressen habenчень любить кого-то), ins Graß beißen (умереть), Schicht machen (кончить работу), den Laden machen (удачно что-то сделать).

Manchmal kann die Verbindung der Konstituenten alogisch sein: die Beine unter die Arme nehmen (быстро убежать), den Kopf unter dem Arm tragen (болеть).

Die substantivischen Phraseologismen korrellieren sich kategorial mit Nomina. Ihrer Struktur nach sind sie sehr verschieden: altes Haus (дружище), stilles Wasser (тихоня), fahrendes Volk (бродячие актёры), ein Koffer mit doppeltem Boden (двусмысленность), das fünfte Rad am Wagen (лишний), ein rechter Zecher vor dem Herren (пьяница), Kuh des kleinen Mannes (коза).

Aber am verbreitesten ist die Struktur Adjektiv + Substantiv: der grüne Junge (молокосос), die schwache Seite (слабость), eine harte Nuß, dumme Gans, schwerer Junge (преступник).

Die adverbialen Phraseologismen sind ihrer Struktur nach verschiedene präpositionale Gruppen (unter vier Augenнаедине“, auf den ersten Hiebсразу“, aus dem Steg reifбез подготовки“), stehende Vergleiche anders gesagt komparative Phraseologismen (wie aus der Pistole geschossen „schnell antworten“, wie die Faust aufs Auge „gar nicht passen“, wie zwei Tropfen Wasser „vollkommen gleichen“, häßlich wie die Nacht „sehr häßlich“, arbeiten wie ein Roboter „ununterbrochen arbeiten“, essen wie ein Spatz „sehr wenig essen“, treu sein wie ein Hund „ sehr treu“), Wortpaare, anders genannat Paarformeln oder Zwillingsformen (auf Schritt und Tritt, Feuer und Flamme, Schritt für Schritt, alt und jung, nicht leben und nicht sterben, ab und zu, Freund und Feund „alle“, mit Haut und Haar „ganz völlig“, durch und durch „völlig“, Jahr für Jahr, Tag für Tag, Wort für Wort).

 

8.3.2. Subklasse „Festgeprägte Sätze“

 

Diese Subklasse umfaßt die Komplexe mit der syntaktischen Struktur der Sätze oder der prädikativen Verbindungen, deren Bedeutung auf dem Wege der Bedeutungsübertragung oder Bedeutungserweiterung zustande kommt. Sie bilden Satzäquivalente, satzwertige  Spracheinheiten. Diese Subklasse besteht aus sprichwörtlichen Satzredensarten und Sprichwörtern. Die ersten besitzen gleich anderen phraseologischen Einheiten eine semantische Singularität, die infolge rein sprachlichen Prozesse zustande kommt. Das sind semantische Transformationen des Typs metaphorische und metonymische Bezeichnungsübertragung, einschließlich Bedeutungserweiterung: Das sind zweierlei Stiefel „das sind ganz verschiedene Dinge“; So schnell schießen die Preußen nicht „so schnell geht das nicht“; „man muß Geduld haben“, Alles in Butter „alles ist in bester Ordnung“; Ach, du Schreck! – Ausruf des Schreckens. Himmel noch mal! - Ausruf der Ungeduld und so weiter. Sprichwörtliche Redensarten erfüllen charakterisierende  oder wertende Funktion und sind in struktureller Hinsicht sehr mannigfaltig. Die Praseologismen des Typs: Ach, du Schreck! O, du meine Güte! weisen interjektionalen Charakter auf. Die sprichtwörtlichen Redensarten sind oft bildlich, allegorisch, die didaktische Färbung des Sprichwortes fehlt hier ganz: Das ist zum Schießen! (Это здорово!), Das haben wir den Salat! (Вот те на!); Jetzt hört der Gurkenhandel auf! (Это уж слишком!). Die sprichwörtlichen Redensarten sind sehr ausdrucksvoll und bildlich, sind in erster Linie Elemente der Umgangssprache. Die Sprichwörter stellen einen allgemeinen Gedanken, eine allgemeine Beobachtung oder Erfahrung an einem konkreten Einzelfall anschaulich dar. Die Sprichwörter weisen im Vergleich zu sprichwörtlichen Satzredensarten einen grundsätzlichen Unterschied auf. Ihre Semantik entsteht nicht durch die Phraseologisierung des Konstituentenbestandes im jeweiligen Sprichwort, sondern stellt die auf bestimmte Situation bezogenen Verallgemeinerungen der menschlichen Lebenserfahrung dar, sie entstehen im Volksmund und haben oft lehrhaften Charakter: Was der Mensch säet, das wird er ernten. Eile mit Weile. Du mußt die Suppe auflöffeln, die du dir eingebrockt hast. Morgenstunde hat Gold im Munde. Ohne Fleiß kein Preis. Wer A sagt, muß B sagen.

 

8.3.3. Subklasse „Phraseologische Verbindungen“

 

Diese Subklasse umfaßt die Komplexe, die durch eine singuläre Verknüpfung einer semantisch transformierten (übertragenen) Konstituente entsteht. Die andere Konstituente solcher festen Wortverbindungen ist nicht übertragen, sie wird in ihrer eigentlichen Bedeutung gebraucht, die ihr auch außerhalb des festen Wortkomplexes eigen ist. Diese Subklasse umfaßt zweigliedrige feste Wortkomplexe: kalte Miete „Miete ohne Heizungskosten“, blinder Schuß „ungezielter Schuß“, blinder Passagier „ein reiseunberechtigter Passagier“. Dabei ist es unmöglich die Wortstellung zu ändern zum Beispiel: der Passagier ist blind, die Miete ist kalt.

 

8.4. Feste Wortkomplexe nicht phraseologischen Typs

 

8.4.1. Phraseologisierte Verbindungen

 

Diese Verbindungen sind gekennzeichnet durch die serielle Verknüpfung einer semantisch transformierten (übertragenen) Konstituente mit Lexemen in der eigentlichen Bedeutung, sie haben analytische Bedeutung. Von der phraseologischen Verbindungen unterscheiden sie sich durch eine serielle Verknüpfbarkeit der semantisch transformierten Konstituente: jemandem Achtung, Annerkennung, Bewunderung, Lob, Verehrung, Beifall, Dank zollen „jemandem Achtung und so weiter erweisen“. Die Konstituente zollen erscheint in diesen seriellen Verbindungen in übertragener Bedeutung.

 

8.4.2. Modellierte Bildungen

 

Die modellierten Bildungen sind durch modellierte Verknüpfung der Konstituenten und eine modellierte, typisierte Semantik gekennzeichnet, das heißt es handelt sich hier um bestimmte Strukturen der Modelle der Sprache mit einer typisierten Semantik, die auf der Ebene der Rede situativ realisiert werden.

Unter den modellierten Bildungen sind folgende Klassen zu unterscheiden:

  1. Feste analytische Verbalbildungen.

  2. Typisierte grammatisch-stilistische Konstruktionen.

     

    8.4.2.1. Die festen analytischen Verbalverbindungen

     

    Die festen analytischen Verbalverbindungen sind nach dem Modell „Verb + abstraktes Substantiv“ (meistens ein Verbalsubstantiv) gebildet: Eile haben, in Eile sein „eilen“; Sorge tragen „sorgen“; einen Vorschlag bringen „vorschlagen“; Anwendung finden „angewendet sein“; in Schrecken setzen „erschrecken“.

    Die typisierte Semantik dieser Verbindungen ist Ausdruck der verbalen Handlung. Der  eigentliche Träger der Semantik ist das Substantiv, das Verb dagegen erscheint „bedeutungsleer“, es behält nur noch seine syntaktische Funktion.

     

    8.4.2.2. Typisierte grammatisch-stilistische Konstruktionen

     

    Für die typisierte grammatisch-stilistischen Konstruktionen ist das Vorhandensein eines Strukturmodels und einer bestimmten typisierten Semantik charakteristisch:

    1. Konstruktion „Substantiv + Präposition + Substantiv“: eine Seele von Mensch „ein sehr gutmütiger Mensch“; ein Berg von einem Bullen; ein Ozean von einem Markt. Die typisierte Semantik ist eine wertende Charakteristik.

    2. Konstruktion „es ist (war) zum + substantivierter Infinitiv“: Es ist zum Heulen; Es ist zum Platzen (со смеху умереть); Es ist zum Verrücktwerden (сойти с ума). Die typisierte Semantik ist eine höchst emotionale abwertende Charakteristik.

    3. Konstruktion „Präposition + Substantiv + Verb gehen“: in die Lehre gehen „Lehrling sein“, in die Schule gehen „Schüler sein“, zu Bett gehen „schlafen gehen“, auf die Universität gehen „Student sein“. Typisierte Semantik ist Ausdruck der Tätigkeit.

    4. Konstruktion: „Substantiv + ist + Substantiv “

                              „Adjektiv + ist + Adjektiv“

                              „Partizip II + ist + Partizip II“

                              „Adverb + ist + Adverb“

    Betrug ist Betrug; tot ist tot; verloren ist verloren; hin ist hin; Befehl ist Befehl. Die typisierte Semantik besteht in der Feststellung, das das Subjekt der Aussage eben so ist und nicht zu ändern.

     

    8.4.3. Lexikalische Einheiten

     

    Die festen Wortkomplexe dieser Art kennzeichnen sich durch eine singuläre Verknüpfung der Konstituenten. Die lexikalischen Einheiten sind feste Verbindungen mit nominativer Funktion. Als nominative Spracheinheiten verfügen sie über eine Gesamtbedeutung, bilden eine semantische Ganzheit, jedoch aufgrund der eigentlichen lexikalischen Bedeutung der Konstituenten. Es fehlt hier jede Art semantischer Transformation: die Bundesrepublik Deutschland, der Ferne Osten, die Europäische Union, die Christlich-demokpatische Union und so weiter.

     

    8.5. Geflügelte Worte (Aphorismen und Zitate)

     

    Die geflügelten Worte haben, zum Unterschied von anderen Phraseologismen, einen bestimmten Ursprung, sie können sowohl in Wortform, als auch in Satzform auftreten. Da sie in einer Reihe von Sprachen vorkommen können, werden sie von G. Büchmann „nach einem Homer – Zitat geflügelte Worte“ genannt: lakonische Antwort, den Gordischen Knoten lösen (aus dem klassischen Altertum); Perlen vor die Säue werfen; jemandem ein Dorn im Auge sein, seine Hände in Unschuld waschen (aus der Bibel); den Rubikon überschreiten (geschichtlich motiviert); Sturm und Drang (Klinger), der rote Faden (Goethe); Umwertung aller Werte (Keller) (aus Werken von Schriftstellern und Gelehrten).

     

    8.6. Phraseologische Synonymie

     

    Unter phraseologischen Synonymen versteht man sinngleiche oder sinnverwandte feste Wortverbindungen. Die Tatsache, daß phraseologische Synonyme nebeneinander existieren, ist dadurch zu erklären, daß sich jedes von ihnen durch eigene Bildhaftigkeit und Expressivität auszeichnet. Der Form nach sind phraseologische Synonyme a) gleichstrukturiert oder b) verschiedenstrukturiert: a) den Mund halten – den Rand halten; b) einen Vogel haben (nicht recht bei Verstand sein) – nicht alle Tassen im Schrank haben – bei jemandem spuckt es im Kopf.

    Man unterscheidet sinngleiche, ideogrphische, stilistische, phraseologische Synonyme:

    Sinngleiche: Viele Köche verderben den Brei. – Viele Hirten, übel gehütet, jemanden auf den Zähnen haben. – eine Revolverschnauze haben.

    Ideogrphische (wenn sich die phraseologischen Synonyme durch semantische Nuancen unterscheiden): ans Werk gehen – sich in die Riemen legen, einen Affen haben – einen (kleinen) Aal haben.

    Stilistische (wenn sich die phraseologische Synonyme durch stilistische Schattierungen unterscheiden): eine Niederlage erleiden – eine Schlappe erleiden; Erfolg haben – den Laden schmeißen.

     

     

    Termini zum 8. Kapitel

     

    Aphorismus, der                                афоризм

    geflügelte Worte                                 крылатые слова

    freie Wortverbindung                        свободное словосочетание

    der feste Wortkomplex                      устойчивое словосочетание

    feste Wortverbindung                        устойчивое словосочетание

    Idiom, das (e)                                     идиома, фразеологизм

    komparativer Phraseologismus                   устойчивое сравнение

    modellierte Bildung                                     смоделированное образование

    lexikalische Einheit                                     лексическое единство

    Paarformel, die                                  парное словосочетание

    Phraseologie, die                                фразеология (раздел науки)

    Phraseologisierung, die                      фразеологизация

    Phraseologismus, der                         фразеологизм

    phraseologische Einheiten                           фразеологическое единство

    phraseologisierte Verbindung            фразеологизированное словосочетание

    phraseologische Verbindung             фразеологическое сочетание

    stehende Wortverbindung                           устойчивое словосочетание

    singulär                                              единичный

    stehender Vergleich                                     устойчивое сравнение

    Sprichwort, das                                 пословица 

    sprichwörtliche Satzredensart           поговорка

    Wortpaar, das                                             парное словосочетание

    Verknüpfung, die                               сочетаемость

    Zwillingsform, die                              парные слова, парное словосочетание

     

     

    Fragen zur Selbstkontrolle

     

  1. Was wird unter dem Terminus Phraseologie verstanden?

  2. Welche Merkmale weisen die Phraseologismen auf?

  3. Welche parallelen Termini gibt es zur Bezeichnung von Phraseologismen?

  4. Wodurch unterscheiden sich feste Wortverbindungen von den freien?

  5. Welche Klassen von Phraseologismen unterscheidet I. I. Černyšewa?

  6. Was versteht man unter phraseologischen Einheiten, festgeprägten Sätzen, phraseologischen Verbindungen?

  7. Was versteht man unter phraseologisierten Verbindungen, modellierten Bildungen, lexikalischen Einheiten?

  8. Wodurch unterscheiden sich Sprichwörter von den sprichwörtlichen Satzredensarten?

  9. Was wird unter geflügelten Worten verstanden?

     

     

Aufgaben zum 8. Kapitel

 

Aufgabe 1. Ordnen Sie folgende feste Wortkomplexe richtig ein.

  1. Phraseologische Einheiten (bestimmen Sie auch die Art);

  2. Festgeprägte Sätze (bestimmen Sie auch die Art);

  3. Phraseologische Verbindungen;

  4. Phraseologisierte Verbindungen;

  5. Modellierte Bildungen;

  6. Lexikalische Einheiten.

    Alt und jung, die weiße Kohle, seine Neugier  bezähmen, einen Vorschlag machen, seine Zunge bezähmen, kalte Miete, in Eile sein, ein sauberer Mensch, die Bundesrepublik Deutschland, der Nahe Osten, blinder Schuß, so schnell schießen die Preußen nicht, wie der Hall, so der Schall, Himmel noch mal, da liegt der Hund begraben, häßlich wie die Nacht, das sind zweierlei Stiefel, treu sein wie ein Hund, Schritt für Schritt, ab und zu, Hals über Kopf tun, jemandem den Kopf waschen, das schwarze Gold, den Mund halten, Mißtrauen genießen, in den Kampf treten, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, verloren ist verloren, auf die Universität gehen, Betrug ist Betrug, es ist zum Heulen, ein Berg von einem Bullen, blinder Passagier, ohne Fleiß kein Preis, ach du Schreck, alles ist in Butter, arm und reich, schwerer Junge, keinen Finger rühren, ins Gras beißen, die Beine unter die Arme nehmen, ein unbeschriebenes Blatt, stille Wasser sind tief, Freund und Feind, ein gelehrtes Haus, durch und durch, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, sich in Bewegung setzen, Morgenstunde hat Gold im Munde.

Aufgabe 2. (Testaufgabe)

 

1. Phraseologie als Teildisziplin der Lexikologie befaßt sich mit der Untersuchung der ... .

a) variablen Wortverbindungen

b) freien Wortverbindungen

  1. festen Wortverbindungen

     

    2. Černyševa I.I. unterscheidet ... Klassen von festen Wortkomplexen.

    a) fünf                           b) drei                           c) zwei

     

    3. Die Klasse der eigentlichen Phraseologismen (nach Černyševa) besteht aus ... Subklassen.

    a) drei                            b) zwei                          c) vier

     

    4. Die Phraseologismen weisen auf ... .

    a) untransformierte Semantik

    b) verschobene Semantik

  1. keine Semantik

     

    5. „Lehrhaften“ Charakter weisen ... auf.

    a) geflügelte Wörter       b) sprichwörtliche Satzredensarten  c) Sprichwörter

     

    6. Der Phraseologismus „die erste Geige spielen“ gehört zu dem Korpus der... .

    a) phraseologischen Einheiten

    b) festgeprägten Sätze

    c) phraseologischen Verbindungen

     

    7. Der feste Wortkomplex „warme Miete“ gehört zu dem Korpus der ... .

    a) lexikalischen Einheiten

    b) modellierten Bildungen

    c) phraseologischen Einheiten

     

    8. Den Phraseologismus „Wer A sagt, muß B sagen“ zählt man zu den ... .

    a) phraseologisierten Verbindungen

    b) phraseologischen Verbindungen

    c) festgeprägten Sätzen

     

    9. Der feste Wortkomplex „unter vier Augen“ gehört zu den ... phraseologischen Einheiten.

    a) substantivischen       b) adverbialen               c) verbalen 

     

    10. Welche feste Wortverbindung kann als Wortpaar betrachtet werden?

    a) nicht leben und nicht sterben

    b) voll sein wie ein Sack

    c) Wie der Abt, so die Brüder

     

    11. Welchen festen Wortlkomplex zählt man zu den sprichtwörtlichen Satzredensarten?

    a) Wer den Wein trinkt, muß auch Hefe trinken

    b) Das sind zweierlei Stiefel

    c) den Gordischen Knoten lösen

     

    12. Welchen festen Wortkomplex zählt man zu den lexikalischen Einheiten?

    a) eine Seele von Mensch

    b) die Bundesrepublik Deutschland

    c) in den Kampf treten

     

    13. Die feste Wortverbindung „sich in Bewegung setzen“ gehört zu den ... .

    a) phraseologisierten Verbindungen

    b) modellierten Bildungen

    c) lexikalischen Einheiten

     

    14. Die festen Wortkomplexe „jemandes Vertrauen genießen“ und „jemandes Achtung genießen“ können zu den ... gezählt werden.

    a) lexikalischen Einheiten

    b) modellierten Bildungen

    c) phraseologisierten Verbundungen

     

    15. Die festen Wortverbindungen „Viele Köche verderben den Brei“ und „Viele Hirten übel gehütet“ sind ... Synonyme.

    a) ideographische          b) stilistische                 c) sinngleiche

     


Kapitel 9. Lexikographie

 

9.1. Allgemeines

 

Die Lehre von der Wörterbuchschreibung heißt Lexikographie (griech. lexicos – auf das Wort bezogen, grapho – ich schreibe, eigentlich Wortschreibung). Die Lexikographie arbeitet die Theorie der Zusammenstellung von Wörterbüchern heraus und begründet wissenschaftlich die Wörterbuchtypen. Das Wörterbuch ist ein Verzeichnis von Wörtern einer oder mehreren Sprachen bzw. bestimmter Teilgebiete einer Sprache. Es ist ein Wortschatzinventar, dessen Wörter unter bestimmten Gesichtspunkten ausgewählt, geordnet und erklärt sind. Demgemäß unterscheidet man in der Lexikographie drei Verfahrensweisen: Auswahl, Anordnung und Darstellung bzw. Erklärung des Sprachmaterials

 

9.2. Grundbegriffe der Lexikographie

 

Zu den wichtigsten Begriffen der Wörterbuchschreibung gehören folgende: 1) Wortgut, Stichwortverzeichnis, Vokabular (словник); 2) Stichwort, Lemma, Vokabel (заголовочное, «чёрное» слово); 3) (Stich) – Wortartikel, Wörterbuchartikel (словарная статья); 4) Wortdefinition, Stichworterklärung (словарная дефиниция, толкование, определение заголовочного слова); 5)Anwendungsbeispiele, Gebrauchsbeispiele, Belege (иллюстративные, оправдательные примеры); 6) Abbildungen (иллюстрации); 7) stilistische Vermerke.

 

9.3. Typologie der Wörterbücher

 

Die Wörterbücher der deutschen Sprache lassen sich in mehrere Gruppen unterteilen:

I. Wörterbücher, die die Herkunft des Wortes und seine Entwicklungsgeschichte angeben:

         Etymologisches Wörterbuch

         Historisches Wörterbuch

II. Wörterbücher, die die Wortbedeutung und den Wortgebrauch erschließen:

         Glossar, Handwörterbuch

         Zweisprachiges Wörterbuch

         Stilwörterbuch

         Rotwelsches Wörterbuch

         Mundartliches Wörterbuch

         Synonymenwörterbuch

         Sachgruppenwörterbuch (ideographisches Wörterbuch)

         Fremdwörterbuch

         Phraseologisches Wörterbuch

III. Wörterbücher, die den Lautbestand und die Rechtsschreibung der Wörter angeben:

         Aussprachewörterbuch

         Rechtschreibungswörterbuch

IV. Wörterbücher, die Begriffe (Gegenstände, Erscheinungen) erschließen:

          Konversationslexikon – энциклопедический словарь (Seine Aufgabe ist es, den Begriff zu beschreiben, der durch das betreffende Wort bezeichnet wird. Man benutzt die Konversationslexika in den Fällen, wenn der Begriff selbst unbekannt ist, und damit auch die Bedeutung des Wortes, das den Begriff bezeichnet).

          Sachwörterbuch – словарь реалий (enthält die Angaben aus Geschichte, Geographie und Kultur, erläutert Eigennamen)

            Bildwörterbuch

Man unterscheidet auch einsprachige und zweisprachige Wörterbücher. Die Anzahl von verschiedenen Wörterbüchern ist sehr groß, deshalb ist es unmöglich alle Wörterbücher zu beschreiben. Unten wird eine knappe Information über einzelne Wörterbücher der deutschen Sprache angegeben.

 

9.3.1. Wörterbücher

 

Wörterbücher der Duden-Serie:

Die deutsche Rechtschreibung. Das umfassende Standartwerk auf der Grundlage der neuen amtlichen Regeln. Das Standartwerk der Rechtschreibung mit dem aktuellen Wortschatz der deuschen Gegenwartssprache und den wichtigsten Neuwörtern der letzten Jahre. 120 000 Stichwörter mit über 500 000 Beispiele, Bedeutungserklärungen und Angaben zu Worttrennung, Aussprache, Grammatik und Etymologie. In 300 übersichtlichen Infokästen werden schwierige Zweifelsfälle anhand von Beispielen erklärt. 1152 Seiten.

Das Stilwörterbuch.

Grundlegend für gutes Deutsch. 8., völlig neu bearbeitete Auflage 2001. Das Stilwörterbuch ist selbst für gewandte Stilisten eine Fundgrube. Es zeigt die Ausdrucksmöglichkeiten der deutschen Sprache und die Bedeutung und Verwendung der Wörter im Satz. 980 Seiten.

Das Bildwörterbuch.

Die Gegenstände und ihre Bennenungen. Ein unentbehrliches Hilfsmittel zur Veranschaulichung von Wortinhalten, besonders fachsprachlicher Termini, zur Begriffserklärung in der Schule. 784 Seiten.

Die Grammatik.

Unentbehrlich für richtiges Deutsch. Die Duden-Grammatik will die Sicherheit im Sprachgebrauch fördern und zu einem bewußten Sprachverhalten anleiten. Alle sprachlichen Erscheinungen werden wissenschaftlich exakt und übersichtlich dargestellt. 912 Seiten.

Das Fremdwörterbuch.

Unentbehrlich für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter. 7., neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2001. Ein wichtiges Nahschlagewerk für jeden, der wissen will, was Fremdwörter bedeuten und wie sie korrekt benutzt werden. Rund 53 000 Fremdwörter aus nahezu allen Gebieten. Mit einem Sonderteil zu Geschichte, Funktion und Gebrauch der Fremdwörter.  1056 Seiten.

Das Aussprachewörterbuch.

Unerlässlich für die richtige Aussprache. Die Betonung und die Aussprache von über 130 00 Wörtern und Namen inklusive im Deutschen gebräuchlicher Fremdwörter und fremdsprachiger Namen. Ein nützliches Hilfsmittel für die korrekte Aussprache des Deutschen. 894 Seiten.

Das Herkunftswörterbuch.

Etymologie der deutschen Sprache. 3., neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2001. Der Band gibt Antwort auf die Frage, woher ein Wort stammt und was es ursprünglich bedeutete. Er behandelt auch moderne Fremdwörter und erklärt zusätzlich die Herkunft von über 400 Redewendungen. 960 Seiten.

Die sinn- und sachverwandten Wörter.

Synonymwörterbuch der deutschen Sprache. Die sinn- und sachverwandten Wörter sind hier in Gruppen zusammengestellt. So wird all denen geholfen, die den passenden Ausdruck suchen, denen das Wort für eine neu bearbeitete bestimmte Sache gerade nicht einfällt oder die ihren Text lebendig neu gestalten wollen  . 801 Seiten.

Richtiges und gutes Deutsch.

Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. 5., neu bearbeitete Auflage 2001. Dieser Band behandelt typische Zweifelsfälle der deutschen Sprache von A bis Z. Er klärt grammatische und stilistische Fragen und gibt außerdem Formulierungshilfen und Erläuterungen zu stilsicherem und korrektem Sprachgebrauch. 983 Seiten.

Das Bedeutungswörterbuch.

Wortschatz und Wortbildung. 3., neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2002. Dieses moderne Lernerwörterbuch für Muttersprachler und DaF-Lernende ist wichtig für den Spracherwerb und fördert den schöpferischen Umgang mit der deutschen Sprache. Mit 18 500 Stichwörtern stellt es den Grundwortschatz der deutschen Sprache ausführlich und umfassend dar. 1104 Seiten.

Redewendungen.

Wörterbuch der deutschen Idiomatik. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage 2002. Diese aktuelle und umfassende Darstellung der heute gebräuchlichen Redewendungen – „von sich vom Acker machen“ bis „zwischen den Zeilen lesen“ – beschreibt einen der interessantesten und kreativsten Bereiche der deutschen Sprache. 960 Seiten.

Zitate und Aussprüche.

Herkunft und aktueller Gebrauch. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage 2002. Das moderne Nachschlagewerk zum klassischen und aktuellen Zitatenschatz der deutschen Sprache - vom Ursprung bis zum heutigen Gebrauch. Der Anhang bietet eine thematisch geordnete Sammlung geistreicher Sprüche und Aphorismen als Fundgrube für Redeschmuck und Textbereicherung. 960 Seiten.

Deutsches Universalwörterbuch.

4., neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2001. Umfassend und aktuell ist dieses einbändige Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Rund 140 000 Wörter und Wendungen sowie zahlreiche Neueinträge, ausführliche Worterklärungen und viele Verwendungsbeispiele machen es für fortgeschrittene Deutschlerner besonders attraktiv. Mehrere Hunderttausend Angaben zu Rechtschreibung, Aussprache, Herkunft, Grammatik und Stil. Auch die Besonderheiten der deutschen Sprache in Österreich und in der Schweiz werden berücksichtigt.  1892 Seiten.

Duden – Das Große Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden.

Dieses umfangreichste Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache beschreibt die Sprache des 20. Jahrhunderts, berücksichtigt aber auch die Literatursprache des 18. und 19. Jahrhunderts, soweit sie für das Verständnis literarischer Werke dieser Zeit wichtig ist. Mehr als 200 000 Stichwörter und rund 300 000 Bedeutugsangaben.

Fach- und Sondersprachen, Mundarten und alle Stilschichten werden berücksichtigt und natürlich auch die aktuellen, für das Jahrtausend kennzeichnenden Neuwörter. 10 Bände mit insgesamt 4800 Seiten.

Duden – Das große Fremdwörterbuch.

Dieses umfangsreiche und aktuelle Fremdwörterbuch dokumentiert umfassend und authentisch das Fremdwortgut in der deutschen Sprache. Mehr als 85 000 Fremdwörter und fachsprachliche Termini mit Angaben zu Rechtschreibung, Silbentrennung, Aussparche und Grammatik, mit ausführlichen Herkunftsangaben und exakten Definitionen. Der Anhang enthält ein umgekehrtes Wörterbuch den passenden fremdsprachigen Ausdruck. 1552 Seiten.

Thema Deutsch, Band 1: Die deutsche Sprache zur Jahrtausendwende – Sprachkultur oder Sprachverfall?

Herausgegeben von der Dudenredaktion und der Gesellschaft für deutsche Sprache [GfdS]. Die wesentlichen Tendenzen der deutschen Sprache am Übergang vom 20. zum 21. Jahrhundert. Mit Themen wie „Sterben die Dialekte aus?“, „Jugendsprache“, „Fachsprachen“, „Sprache und Politik“, „Sprachen und Medien“, „Ost-West-Sprache“, „Chatten im Cyberspase“ und anderen mehr. 344 Seiten.

Thema Deutsch, Band 2: Name und Gesellschaft

Soziale und historische Aspekte der Namengebung und Namenentwicklung. Herausgegeben von der Dudenredaktion und der Gesellschaft für deutsche Sprache [GfdS]. Dieser Band gewährt Einblick in die vielfältige Welt der Namen im Spanungsfeld gesellschaftlicher Entwicklungen. Er regt zum Nachdenken darüber an, wie Namen in Form und Funktion einem dauernden Wandel unterworfen sind. 320 Seiten.

 

 

Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache.

Das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, hrsg. Von R. Klappenbach und W.  Steinitz (im weiteren WDG), hat die Aufgabe, den heutigen deutschen Wortschatz mit seinen Verwendungsmöglichkeiten darzustellen. Mit dieser Aufgabe sind vier Hauptziele verbunden: 1) die Angabe der Bedeutung des Einzelwortes;  2) seine stilistische Kennzeichnung;  3) seine grammatische Kennzeichnung;  4) seine Verwendung im Satz.

Das WGD, das mit seinen sechs Bänden über 100 000 Stichwörter umfaßt, soll die deutsche Sprache der bildungstragenden Schicht der Gegenwart darstellen. Unter der bildungstragender Schicht sind die in Wissenschaft und Kunst, in Technik, Wirtschaft und Verwaltung, in gesellschaftlichen Organisationen und Parteien verantwortlich tätigen Menschen varstanden, die die Sprache des öffentlichen Lebens sowie der schönen, wissenschaftlichen und technischen Literatur und der Presse bestimmen. Im WDG werden allgemeinverbreitete Fremdwörter weitgehend berücksichtigt, dagegen ist die Aufnahme fach- und sondersprachlicher sowie mundartlicher Wörter wesentlich eingeschränkt.

Unter „deutscher Gegenwartssprache“ wird außer der heute geschriebenen und gesprochenen Sprache auch die Sprache der in unserer Zeit noch gelesenen, lebendigen deutschen Literatur der Vergangenheit, das heißt des 19. Jahrhunderts und vom letzten Drittel des 18. Jahrhunderts verstanden.

Das WDG ist in erster Linie ein Bedeutungswörterbuch. Daher versichtet es auf historische und etymologische Angaben.

Deutsches Wörterbuch (von Wahrig).

Unter dem Titel „Deutsches Wörterbuch“ von G. Wahrig (DWW, Gütersloh, 1975) ist ein modernes, handliches und dabei umfassendes Nachschlagewerk über alle Aspekte der deutschen Sprache erschienen. Das DWW enthält rund 220 000 Stichwörter und setzt sich zum Ziel, die Bedeutung der Wörter und ihre Verwendungsmöglichkeit im lebendigen Sprachzusammenhang, Rechtschreibung, Silbentrennung und Aussprache eindeutig und für jeden verständlich darzustellen. Es bringt auch Angaben über die Herkunft der Wörter und ihre Verwandtschaft untereinander. Dem eigentlichen Wörterbuch ist ein „Lexikon der deutschen Sprachlehre“ vorangestellt, das die wichtigsten Regeln zur Grammatik, Rechtschreibung, Silbentrennung und Zeichensetzung in rund 270 Einzelartikeln abhandelt. Neuausgaben 1980, 1986.

Das Ullstein Lexikon der deutschen Sprache.

Das Ullstein Lexikon der deutschen Sprache (UL) (von Dr. R. Köster unter Mitarbeit von H. Hahmann und F. Mehling. Frankfurt/Main – Berlin, 1969) ist ein Wörterbuch für Rechtschreibung, Silbentrennung, Aussprache, Bedeutungen, Synonyme, Phraseologie, Etymologie. Es enthählt über 20 000 Stichwörter. Das Wörterbuch verzichtet bewußt auf maximale quantitative Erfassung des Wortgutes, statt dessen bringt es einen sorgfältig ausgewählten Wortschatz in ausführlicher Bearbeitung.

Dem UL liegt die Methode der summierten Information (das heißt die Zusammenfassung verschiedener Sprachbereiche) zugrunde, die auf die Beschreibung der am häufigsten gebrauchten Wörter der deutschen Sprache angewendet wurde. Berücksichtigt sind auch häufig vorkommende Fremdwörter, Termini, geographische und Eigennnamen sowie Abkürzungen. Das UL bringt wortbildende Elemente als selbständige Stichwörter.

Die grammatische Charakterisierung der Stichwörter wird mit Rücksicht auf die aktuell gewordene stilistikbezogene Grammatik (bzw. grammatische Stilistik) gegeben.

Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen.

Das ideographische (begriffsbezogene) Wörterbuch „Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen“ von F. Dornseiff (DWS) (Berlin,1965) zählt rund 55 000 Wörter und Wendungen. Es ist ein Versuch, den ganzen Reichtum der deutschen Ausdrucksmittel (Wörter, Redensarten und sogar Gebärden) nach Begriffen geordnet aufzuzeichnen. Man geht dabei von den Begriffen aus und sucht dafür mannigfaltige Bezeichnungsmöglichkeiten. Der DWS gehört folglich zu den onomasioligischen Wörterbüchern.

Vertreten sind hier Schrift- und Umgangssprache, mundartliche und landschaftlich gebundene Lexik, Berufs- und Gruppenwortschätze. Das Wörterbuch registriert alles, was tatsächlich gesagt wird, das heißt es ist deskriptiv (beschreibend). Vorausgesetzt ist, daß der Benutzer die deutsche Sprache durchaus beherrscht, da hier die Bezeichnungsmittel verschiedener Stilnähe ohne Erläuterung nebeneinander aufgeführt sind.

Wörter und Wendungen.

Das Wörterbuch zum deutschen Sprachgebrauch „Wörter und Wendungen“ (WuW) (HRSG. Von E. Agricola unter Mitwirkung von H. Görner und R. Küfner. Leipzig, 1972) zeigt die Verknüpfungsmöglichkeiten von etwa 8 000 meist mehrdeutigen Weörtern des deutschen Allgemeinwortschatzes. Der Gebrauch der Stichwörter wird in diesem Werk durch rund 150 000 Fügungen veranschaulicht. Dabei ist der große Bereich der Zweifelsfälle und Varianten erfaßt, der in üblichen Wörterbüchern und Grammatiken zu kurz kommt.

Wörterbuch der deutschen Umgangssprache.

Wörterbuch der deutschen Umgangssprache von H. Küpper (in sechs Bänden) (WdU) – „das erste deutsche Slang-Lexikon“ – umfaßt nicht nur die familiäre Sprache, sondern alles, was in Englischen und Französischen als Slang oder Argot bekannt ist bis hin zum Derben und Drastischen. Die Gesamtzahl der in den Bänden I-VI registrierten Stichwörter baläuft sich auf etwa 55 000.

Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben.

Das Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben von G. Helbig und W. Schenkel (WV) (Leipzig, 1975) enthält etwa 500 Stichwörter. Das Wörterbuch, das aus den praktischen Bedürfnissen des Deutschunterrichts für Ausländer erwachsen ist, beschreibt die häufigsten und schwiriegsten deutschen Verben mit ihren syntaktischen und semantischen Umgebungen.

Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Adjektive.

Das Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Adjektive von K.-E. Sommerfeldt und H. Schreiber (WA) (Leipzig, 1977) beschreibt etwa 650 Adjektive mit ihren Bedeutungsvarianten. Das WA hilft syntaktische und semantische Fehler im Gebrauch der Adjektive zu vermeiden.

Deutsch-russisches Wörterbuch der umgangssprachlichen und saloppen Lexik von V.D.Devkin. Verlag Russkij Jasyk Moskau, 1994. Über 12000 Wörter und 40000 Anwendungsbeispiele. 768 Seiten.

Deutsch-russisches Wörterbuch der umgangssprachlichen Lexik von W.D.Dewkin. Москва: Изд-во ЭТС, 2000. Über 30000 Stichwörter. 408 Seiten.

Deutsch-russisches phraseologisches Wörterbuch von L.E. Binowitsch und N.N. Grischin. Verlag Russische Sprache, Moskau, 1975. Etwa 14000 Phraseologismen. 656 Seiten.

Deutsch-russisches Synonymwörterbuch von I.W. Rachmanow, N.M. Minina, D.G. Malzewa, L.I. Rachmanowa. Moskau: Russki Jasyk, 1983. Etwa 2680 Wortgruppen. 704 Seiten.

Das große deutsch-russische Wörterbuch.

Das große deutsch-russische Wörterbuch, hrsg. Von Prof. O.I. Moskalskaja (GDRW), ist das größte der in der Sowjetunion herausgegebenen deutsch-russischen Wörterbücher. Es enthält über 165 000 Stichwörter und ist für einen breiten Benutzerkreis im In- und Ausland bestimmt. Sein Hauptanliegen besteht darin, den Wortschatz der deutschen Literatursprache möglichst vollständig zu bieten.

Deutsch -Russisches Wörterbuch (in 3. Bänden).

In der Endfassung erarbeitet von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Ronald. Über 100 000 Stichwörter. Lötzsch, 1987, Berlin, Akademie – Verlag, 2253 Seiten.

Großwörterbuch Deutsch – Russisch [von Autorenkollektiv: Lein K., Malzeva D.G., Sujew A.N., Minina N.M. und anderen]. Etwa 95 000 Wörter und 200 000 Wortverbindungen . 1039 S. - Moskau 2000, 1039 Seiten.

Russisch-deutsches Wörterbuch von Zwilling M.I. etwa 150 000 Wörter und Wortverbindungen. Moskau 2000, 688 Seiten.

Deutsch – russisches Wörterbuch  von E.Daum und W.Schenk. VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig, 1982. Mit etwa 40 000 Stichwörtern.950 Seiten.

Russisch-deutsches  Wörterbuch von E.Daum und W.Schenk. VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig 1989. Mit etwa 40 000 Stichwörtern. 953 Seiten.

Langenscheid Taschenwörterbuch. Teil 1. Deutsch-Russisch, umfaßt 40 000 Stichwörter. Moskau 1995, 605 Seiten. Teil 2. Rissisch-Deutsch, umfaßt 40 000 Stichwörter, Moskau 1995, 587 Seiten.

 

 

 

 

 

 

Fragen zur Selbstkontrolle

 

  1. Was bedeutet das Wort „Lexikographie“?

  2. Womit befaßt sich Lexikographie?

  3. Welche Verfahrensweisen der Lexikographie kennen Sie?

  4. Nennen Sie Grundbegriffe der praktischen Lexikographie.

  5. Welche Typen der Wörterbücher gibt es?

  6. Welche Wörterbücher der deutschen Sprache kennen Sie?

     


 

Literaturnachweis

1. Die deutsche Sprache. Kleine Enzyklopädie. In 2. Bänden. – Leipzig: Bibliographisches Institut, 1969

2. Devkin V.D. Wörterbuch der umgangsprachlichen und saloppen Lexik. - Moskau:  Издательство «ЭТС», 2000

3. Gataullin R. Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache in Übungen. - Ufa: БашГУ, 2002

4. Heinemann M. Kleines Wörterbuch der Jugendsprache. - Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1969

5. Ivleva G.G. Deutsch-russisches Wörterbuch der Lexikologie und Stilistik. -  Москва: Издательство МГУ им. М. В. Ломоносова, 2000

6. Iskos A., Lenkowa A. Deutsche Lexikologie. - Ленинград: Издательство «Просвещение», 1970

7. Iskos A., Lenkowa A. Lesestoffe zur deutschen Lexikologie. - Ленинград: Издательство «Просвещение», 1975

8. Iskos A., Lenkowa A. Übungen zur deutschen Lexikologie. – Ленинград: Просвещение, 1970.

9. Koshemjako W.S., Podgornaja L.I. Deutsche Sprichwörter und russische Äqivalente . - Санкт-Петербург: «Каро», 2000

10. Olšanski I.G. Moderne deutsche Lexikographie. - Moskau: Vysšaja Škola, 1979

11. Rosen E.W., Kossmann L.S. Lexikologisches Praktikum der deutschen Sprache. – М.: Росвузиздат, 1963.

12. Schippan Th. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. - Leipzig: Bibliographisches Institut, 1984

13. Stepanowa M.D. Černyšewa I.I. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. - Moskau: Vysšaja Škola, 1986

14. Ахманова О.С. Словарь лингвистических терминов. – М.: Советская энциклопедия, 1966

15. Бах А. История немецкого языка. – М.: Издательство иностранной литературы, 1956

16. Городникова М.Д., Розен Е.В. Лексикология современного немецкого языка. – М.: Просвещение, 1967

17. Девкин В.Д. Сборник упражнений по лексикологии немецкого языка. – М.: Высшая школа, 1971.

18. Дубровин М. Сборник пословиц и поговорок на пяти языках. – М.: Росмэн, 1998

19. Левковская К.А. Лексикология немецкого языка. – М.: Государственное учебно-педагогическое издательство министерства просвещения РСФСР, 1956

20. Райхштайн А.Д. Немецкие устойчивые фразы. – М.: Просвещение, 1971

21. Розен Е.В. Лексика немецкого языка сегодня. – М.: Высшая школа, 1976.

22. Розен Е.В. Новые слова и словосочетания в немецком языке на пороге 21 века. – М.: Издательство «Менеджер», 2000

23. Словарь словообразовательных элементов немецкого языка / А.Н.Зуев, И.Д.Молчанова, Р.З.Мурясов и др.; Под ред. М.Д.Степановой. – 2-е изд., стереотипное. – М.: Русский язык, 2000.

24. Степанова М.Д., Фляйшер В. Теоретические основы словообразования в немецком языке. – М.: Высшая школа, 1984.

25. Филичева Н.И. Немецкий литературный язык. – М.: Высшая школа, 1992

26. Харитончик З.А. Лексикология современного английского языка. - Минск: Высшая школа, 1992

 


 

 

 

 

 

Inhalt

Einleitung ................................................................................................................3

 

Kapitel 1. Das Wort als sprachliches Zeichen. Die Wortbedeutung

    1. Lexikologie als Wissenschaft ...........................................................4

    2. Das Wort als Grundeinheit der Sprache ...........................................5

              1.2.1. Grundsätzliches zum Wort als sprachliches Zeichen ........................5

 1.2.2. Wortdefinition ...................................................................................6

      1. Funktionen des Wortes ......................................................................6

         1.2.4. Wesensmerkmale des Wortes ............................................................7

        1. Arten der Wörter ..........................................................................7

           1.3. Bedeutung des Wortes ..........................................................................8

           1.3.1. Allgemeines .......................................................................................8

      1. Die Motiviertheit der Wortbedeutung ...............................................8

      2. Typen der Wortbedeutung .............................................................…9

      3. Sem- oder Komponentenanlyse der Wortbedeutung ........................10

      4. Polysemie und Homonymie ..............................................................10

        Termini zum 1. Kapitel .............................................................................................12

        Fragen zur Selbstkontrolle ........................................................................................14

        Testaufgabe ...............................................................................................................14

         

        Kapitel 2. Paradigmatische und syntagmatische Beziehungen

                im lexisch-semantischen System

         2.1.  Paradigmatische Beziehungen im LSS ...............................................17

         2.1.1. Bedeutungsähnlichkeit/Bedeutungsgleichheit ..................................17

         2.1.2. Bedeutungsgegensatz ........................................................................19

         2.1.3. Bedeutungsüberordnung und –unterordnung ....................................20

         2.1.4. Semantische Felder ...........................................................................20

         2.2. Syntagmatische Bedeutungsbeziehungen der ......................................20

                lexikalischen Einheiten ........................................................................20

        Termini zum 2. Kapitel..............................................................................................21

        Fragen zur Selbstkontrolle ........................................................................................22

Aufgaben zum 2. Kapitel ..........................................................................................23

 

 

Kapitel 3. Bedeutungswandel (semantische Derivation)

              3.1. Allgemeins ...........................................................................................26

              3.2. Ursachen des Bedeutungswandels .......................................................26

              3.3. Die Arten des Bedeutungswandels ......................................................26

              3.3.1. Bedeutungserweiterung und Bedeutungsverengung .........................27

              3.3.2. Metaphorische Übertragung der Namensbezeichnung .....................28

              3.3.3. Metonymie ........................................................................................29

              3.3.4. Wertsteigerung und Wertminderung der Bedeutung ........................29

              3.3.5. Euphemismus ....................................................................................30

                3.3.6. Übertragung der Wortbedeutung (Hyperbel) ..................................30

                3.3.7. Litotes ..............................................................................................31

Termini zum 3. Kapitel ..............................................................................................31

Fragen zur Selbstkontrolle .........................................................................................31

Aufgaben zum 3. Kapitel ...........................................................................................32

 

Kapitel 4. Archaismen und Neologismen

              4.1. Archaismen ...........................................................................................34

              4.1.1. Semantische Archaismen ...................................................................34

              4.1.2. Historismen ........................................................................................34

              4.1.3. Formarchaismen .................................................................................34

              4.1.4. Bedeutungsarchaismen .......................................................................35

              4.2. Neologismen ..........................................................................................35

Termini zum 4. Kapitel ..............................................................................................37

Fragen zur Selbstkontrolle .........................................................................................37

Aufgaben zum 4. Kapitel ...........................................................................................38

 

Kapitel 5. Entlehnung

              5.1. Allgemeines ...........................................................................................40

              5.1.2. Art und Form der Entlehnung ............................................................40

              5.2. Assimilation der entlehnten Wörter ......................................................42

              5.3. Linguistische Ursachen der Entlehnung ...............................................42

             5.4. Sozial-historische Ursachen der Entlehnung ........................................42

 5.5. Klassifikation der entlehnten Wörter ....................................................45

 5.6. Purismus ................................................................................................46

Termini zum 5. Kapitel ..............................................................................................47

Fragen zur Selbstkontrolle .........................................................................................48

Aufgaben zum 5. Kapitel ...........................................................................................48

 

Kapitel 6. Wortbildung

6.1 Grundbegriffe der Wortbildung ..............................................................51

   6.2. Ableitung (Derivation) ...........................................................................53

             6.2.1. Suffigierung .........................................................................................54

             6.2.1. Präfigierung .........................................................................................54

             6.2.3. Präfixal-suffixale Ableitung ................................................................55

             6.2.4. Affixlose Ableitung (implizite Ableitung) ..........................................55

             6.3. Zusammensetzung (Komposita) .............................................................56

             6.3.1. Determinative Komposita ...................................................................56

             6.3.2. Nichtdeterminative Komposita ...........................................................57

             6.3.3. Zusammenrückungen ..........................................................................57

             6.4. Zusammenbildungen ..............................................................................58

             6.5. Abkürzungen ..........................................................................................58

             6.6. WBK mit Halbaffixen und frequenten Komponenten ...........................58

             6.7. Wortbildungskonstruktionen als Okkasionalismen ................................59

Termini zum 6. Kapitel ..............................................................................................60

Fragen zur Selbstkontrolle .........................................................................................62

Aufgaben zum 6. Kapitel ...........................................................................................62

 

Kapitel 7. Die soziale und territoriale Stratifikation des deutschen Wortschatzes

    7.1. Allgemeines ...........................................................................................65

    7.2. Soziale Stratifikation .............................................................................65

    7.2.1. Fachwortschätze .................................................................................66

    7.2.2. Gruppenspezifische Wortschätze .......................................................67

    7.3. Territoriale Schichtung des deutschen Wortschatzes ............................68

Termini zum 7. Kapitel ..............................................................................................68

Fragen zur Selbstkontrolle .........................................................................................69

Aufgaben zum 7. Kapitel ...........................................................................................70

 

Kapitel 8. Phraseologie

8.1 Allgemeines .............................................................................................72

8.2 Klassifikation von stehenden Wortverbindungen ...................................73

8.3. Phraseologismen .....................................................................................74

8.3.1. Subklasse „phraseologische Einheiten“ ..............................................74

8.3.2. Subklasse „Festgeprägte Sätze“ ..........................................................75

8.3.3. Subklasse „Phraseologische Verbindungen“ .......................................76

8.4. Feste Wortkomplexe nicht phraseologischen Typs ................................76

8.4.1. Phraseologisierte Verbindungen……………………………………...76

8.4.2. Modellierte Bildungen .........................................................................76

8.4.2.1. Die festen analytischen Verbalverbindungen ...................................77

8.4.2.2. Typisierte grammatisch-stilistische Konstruktionen ........................77

8.4.3. Lexikalische Einheiten ........................................................................77

8.5. Geflügelte Worte (Aphorismen und Zitate) ...........................................78

8.6. Phraseologische Synonymie ...................................................................78

Termini zum 8. Kapitel ..............................................................................................78

Fragen zur Selbstkontrolle .........................................................................................79

Aufgaben zum 8. Kapitel ...........................................................................................79

 

 

 

Kapitel 9. Lexikographie

9.1. Allgemeines ............................................................................................82

9.2. Grundbegriffe der Lexikographie ...........................................................82

9.3. Typologie der Wörterbücher ..................................................................82

9.3.1.  Wörterbücher ......................................................................................83

Fragen zur Selbstkontrolle .........................................................................................88

 

Literaturnachweis ...................................................................................................90

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




 Цель и задачи освоения дисциплины:  

      Целью дисциплины является формирование представления о периодах и направлениях развития немецкой литературы, ознакомление студентов с творчеством известных немецких писателей различных эпох и формирование интереса к художественной литературе страны изучаемого языка. В рамках дисциплины преследуется также цель показать роль литературы как хранителя духовного опыта и творческого наследия, раскрыть картину мира носителей немецкого языка через специфику художественного стиля  немецкого  языка. 

    Задачи дисциплины:

- проследить взаимосвязь между художественной литературой и социально-экономическими  условиями, существовавшими в обществе  в период  создания того или иного художественного произведения;

-  показать преемственность традиций в немецкой литературе;

- продемонстрировать логику развития отдельных жанров;

- обозначить роль и влияние выдающихся авторов на новые поколения писателей;

- выявить наиболее важные тенденции в современной немецкой литературе.

 

 Место дисциплины в структуре программы «академический бакалавр»:

дисциплина является базовой дисциплиной  модуля «История и культура стран изучаемого языка» и изучается в 5 семестре.

Перечень планируемых результатов обучения по дисциплине, соотнесенных с планируемыми результатами освоения программы:

В результате изучения дисциплины обучающийся должен освоить:

обобщенную трудовую  функцию[1]: 3.1 Педагогическая деятельность по проектированию и реализации образовательного процесса в образовательных организациях среднего общего образования

Трудовые действия[2]:

-  Осуществление профессиональной деятельности в соответствии с требованиями федеральных государственных образовательных стандартов дошкольного, начального общего, основного общего, среднего общего образования

-

 Профессиональные и специальные компетенции:[3]

- ПК-1, СК-1, СК-7[4]

Знать:  основы профессиональной учебно-методической деятельности с учетом особенностей ее различных структурных этапов; основы компетентностного подхода к иноязычному образованию; нормативно-правовые документы в отношении иноязычного образования (регламентации и методического осуществления) на различных этапах обучения; систему личностных, метапредметных и предметных требований к результатам учебного процесса

Уметь: осуществлять учебно-методическую деятельность с учетом знаний концептуальных основ на различных структурных этапах; анализировать и реализовывать учебный процесс относительно требований образовательных стандартов; выделять, рефлексировать и реализовывать особенности обучения на начальном, среднем и старшем этапах среднего образования в соответствии с требованиями стандартов

Владеть навыками (опытом деятельности): опытом анализа требований образовательных стандартов на различных уровнях к результатам учебного процесса; способен анализировать, структурировать, систематизировать, обобщать результаты учебного процесса применительно к приоритетам образовательных стандартов в рамках компетентностного подхода

Объем дисциплины по видам учебной работы[5]

Вид учебной работы

Всего часов/зачетных единиц

Семестры

 

 

 

 

Контактная работа (всего)

36

5

 

 

 

В том числе:

 

 

 

 

 

Лекции

18

 

 

 

 

Практические занятия (ПЗ)

18

 

 

 

 

Семинарские занятия (С)

 

 

 

 

 

Лабораторные работы (ЛР)

 

 

 

 

 

В том числе в интерактивной форме

18

 

 

 

 

Самостоятельная работа (СР)

36

 

 

 

 

Всего:

108

 

 

 

 

Содержание дисциплины, структурированное по темам (разделам):

 Разделы дисциплин и виды занятий

п/п

Наименование раздела дисциплины

Лекции

Практические занятия

Лабораторные занятия

Семинары

СРС

Всего/в том числе в интерактивной форме

 

 

 

 

 

 

 

 

  1.  

 Немецкая литература Средневековья и Эпохи возрождения

2

2

 

 

6

10

  1.  

Немецкая литература «Бури и натиска».

2

2

 

 

6

10

  1.  

 Творчество И.В. Гете и  Ф. Шиллера.

 

4

4

 

 

8

16

  1.  

 Немецкая литература 19 века.

 

4

4

 

 

8

16

  1.  

Немецкая литература 20 века.

 

6

6

 

 

8

20

Содержание разделов дисциплины

№ п/п

Наименование раздела дисциплины

Содержание раздела

 

 

 

1.

Немецкая литература Средневековья и Эпохи возрождения

Основные черты литературы данного периода. Памятники средневековой литературы: «Песнь о Хильдебранде», «Песнь о нибелунгах». Рыцарский роман. Миннезанг. Литература о дураках – особый род сатиры в период Реформации. Немецкие народные книги.

2.

Немецкая литература «Бури и натиска».

Истоки и основные черты литературы данной эпохи. Писатели данного периода: Бюргер, Лессинг, Гете, Шиллер.

3.

Творчество И.В. Гете и  Ф. Шиллера.

 

Характеристика творчества Гете. Основные произведения Гете: «Страдания молодого Вертера», «Фауст». Философское содержание «Фауста». Гете - поэт. Характеристика творчества Шиллера. Драмы Шиллера: «Эмилия Галотти», «Разбойники», «Коварство и любовь»

4.

Немецкая литература 19 века.

 

Романтизм, реализм и тривиальная литература. Гофман: «Золотой горшок», «Крошка Цахес», «Житейские воззрения кота Мурра»; Гейне – великий поэт 19 века; Т. Фонтане.

5.

Немецкая литература 20 века.

 

Томас и Генрих Манны. Кафка, Гессе, Брехт, Фейхтвангер, Фаллада, Келлерман, Бехер, Зегерс.

Послевоенная литература (ГДР и ФРГ): Г. Белль,  Г. Кант, Д. Нолль, Г. Грасс, З.  Ленц, Криста Вольф.

 

 Образовательные технологии

№ п/п

Наименование раздела дисциплины

Образовательные технологии

(в том числе интерактивные[6])

1

Немецкая литература Средневековья и Эпохи возрождения

Традиционные образовательные технологии (щбзорная лекция)

Технологии проектного обучения

2

Немецкая литература «Бури и натиска».

Традиционные образовательные технологии (обзорная лекция)

Технологии проектного обучения

 

3

Творчество И.В. Гете и  Ф. Шиллера.

 

Традиционные образовательные технологии (обзорная лекция, проблемная лекция)

Технологии проектного обучения

 

4

Немецкая литература 19 века.

 

Традиционные образовательные технологии (обзорная лекция)

Технологии проектного обучения

 

 

5

 Немецкая литература 20 века

 

 Традиционные образовательные технологии (обзорная лекция)

Технологии проектного обучения

 

 

Содержание практических (семинарских, лабораторных) занятий по дисциплине

Раздел 1.  Немецкая литература Средневековья и Эпохи возрождения

 Вопросы для обсуждения:

  1. Основные черты литературы данного периода.

  2. Памятники средневековой литературы: «Песнь о Хильдебранде», «Песнь о нибелунгах».

  3. Рыцарский роман. Миннезанг.

  4. Литература о дураках – особый род сатиры в период Реформации. Немецкие народные книги.

Раздел 2. Немецкая литература «Бури и натиска».

Вопросы для обсуждения:

  1. Истоки и основные черты  литературы данной эпохи.

  2.  Писатели данного периода: Бюргер, Лессинг, Гете, Шиллер

Раздел 3. Творчество И.В. Гете и  Ф. Шиллера

Вопросы для обсуждения:

  1. Характеристика творчества Гете.

  2. Основные произведения Гете: «Страдания молодого Вертера», «Фауст». Философское содержание «Фауста». Гете - поэт.

  3.  Характеристика творчества Шиллера.

  4. Драмы Шиллера: «Эмилия Галотти», «Разбойники», «Коварство и любовь»

    Раздел 4.

    Вопросы для обсуждения:

  1. Романтизм, реализм и тривиальная литература.

  2.  Гофман: «Золотой горшок», «Крошка Цахес»,  «Житейские воззрения кота Мурра»;

  3. Гейне – великий поэт 19 века;

  4. Т.  Фонтане.

    Раздел 5. Литература 20 века.

    Вопросы для обсуждения:

  1. Томас и Генрих Манны.

  2. Кафка,

  3. Гессе,

  4. Брехт,

  5. Фейхтвангер,

  6.  Фаллада,

  7. Келлерман,

  8. Бехер,

  9. Зегерс.

Послевоенная литература (ГДР и ФРГ): Г. Белль,  Г. Кант, Д. Нолль, Г. Грасс, З.  Ленц, Криста Вольф.

Фонд оценочных средств для проведения промежуточной аттестации по дисциплине[7]

Текущий контроль успеваемости и промежуточная аттестация в рамках дисциплины проводятся с целью определения степени освоения обучающимися образовательной программы.

Учебные достижения обучающихся по всем видам учебных заданий в ходе текущего контроля оцениваются по балльно-рейтинговой системе в соответствии с Технологической картой.

Текущий контроль успеваемости студентов проводится по каждой теме учебной дисциплины и включает контроль знаний на аудиторных и внеаудиторных занятиях, а также в ходе выполнения самостоятельной работы.

Рубежный контроль по дисциплине проводится в рамках контрольных недель.

Контроль качества освоения дисциплины включает в себя текущий контроль успеваемости и промежуточную аттестацию обучающихся. Промежуточная аттестация обучающихся по дисциплине проводится в форме экзамена.

Конкретный перечень типовых контрольных заданий и иных материалов для оценки результатов освоения дисциплины, а также описание показателей и критериев оценивания компетенций приведен в фонде оценочных средств по дисциплине.

Примерные темы для письменных домашних работ:

- Чем интересен Лессинг современному читателю?

-  Что мне понравилось в произведении В. Гете «Страдания молодого Вертера»?

- Чему учит «Фауст» Гете.

- Понравившаяся драма Шиллера.

- Один из героев романа Т.  Манна «Будденброки»

-  Драматургия Б. Брехта и его театр.

- Что я читаю из немецкой литературы.

 

Методические указания для обучающихся при освоении дисциплины

Для обеспечения систематической и регулярной работы по изучению дисциплины и успешного прохождения промежуточных и итоговых контрольных мероприятий обучающемуся рекомендуется регулярно изучать каждую тему дисциплины, активно участвуя в аудиторных занятиях и в ходе реализации различных форм самостоятельной индивидуальной работы.

Учитывая структуру и содержание дисциплины, обучающимся рекомендуются следующие методические подходы к освоению материала:

в ходе лекционных занятий:

  • ориентация на освоение общей характеристики и научных концепций рассматриваемых вопросов,

  • фиксирование основных положений лекции и ключевых определений рассматриваемой проблемы;

  • фиксирование спорных моментов и проблем, которые могут стать предметом внимания и изучения на практических занятиях

    в ходе практических занятий:

  • участие в активной дискуссии с обоснованием собственных позиций,

  • активное участие в обсуждении рассматриваемой темы, выступление с подготовленными заранее докладами и презентациями, участие в выполнении контрольных работ

в ходе самостоятельной работы:

  • работа с первоисточниками;

  • подготовка устных выступлений на практических занятиях;

  • подготовка реферата, эссе;

  • подготовка презентаций к выступлениям;

  • подготовка к текущему контролю и промежуточной аттестации по дисциплине.

В основе методических подходов к обучению в ходе освоения дисциплины преимущество отдается современным интерактивным формам и методам, способствующим формированию творческого, компетентностного и деятельностного понимания сущности социальной и профессиональной деятельности, развитию самостоятельности мышления, умений принимать решения.

Выбор и применение определенных образовательных технологий в учебном процессе осуществляется на основе учета специфики учебной деятельности, ее информационно-ресурсной основой и предстоящими видами учебных задач.

Проблемная лекция. Отличительной особенностью проблемной лекции является, что преподаватель в начале и по ходу изложения учебного материала создает проблемные ситуации и вовлекает обучающихся в их анализ. Проблемная ситуация может создаться при применении преподавателем проблемного вопроса или задания. При этом необходимо так организовать работу на проблемной лекции, чтобы обучающийся находился в социально активной позиции: высказывал свою позицию, задавал вопросы, находил ответы и высказывал предположения.

Другими словами, при проведении лекций проблемного характера процесс познания обучаемых приближается к поисковой, исследовательской деятельности.

Проблемный семинар. Особенностью такого семинара является наличие дискуссии. Преподавателем, заблаговременно, ставится перед обучающимися проблемная ситуация, тема. Обучающиеся самостоятельно осуществляют подготовку к семинару, ведут поиск информации[8].

Для теоретического и практического освоения дисциплины большое значение имеет самостоятельная работа обучающихся, осуществляемая индивидуально и под руководством преподавателя.

Самостоятельная работа обучающихся предполагает самостоятельное изучение отдельных тем, дополнительную подготовку обучающихся к каждому практическому занятию.

При изучении содержания дисциплины организация самостоятельной работы обучающихся должна представлять единство трех взаимосвязанных форм:

1) внеаудиторная самостоятельная работа;

2) аудиторная самостоятельная работа, которая осуществляется под непосредственным руководством преподавателя;

3) творческая, в том числе научно-исследовательская работа.

В процессе изучения дисциплины обучающимися предлагаются следующие виды самостоятельной работы:

  • подготовка к практическим занятиям. Этот вид самостоятельной работы состоит из нескольких этапов: 1) повторение изученного материала. Для этого используются конспекты лекций, рекомендованная основная и дополнительная литература; 2) углубление знаний по теме. Необходимо имеющийся материал в лекциях, учебных пособиях дифференцировать в соответствии с пунктами плана практического занятия. Отдельно выписать неясные вопросы, термины. Лучше это делать на полях конспекта лекции или учебного пособия. Уточнение надо осуществить при помощи справочной литературы (словари, энциклопедические издания и т.д.); 3) составление развернутого плана выступления, или проведения расчетов, решения задач, упражнений и т.д.

  • работа с информационными компьютерными технологиями предполагает разработку преподавателем заданий с использованием Интернет-технологий. Подобные задания для самостоятельной работы могут быть направлены на: 1) поиск и обработку информации; 2) на организацию взаимодействия в сети; 3) задания по созданию web-страниц; 4) выполнение проектов; 5) создание моделей.

  • задания на поиск и обработку информации могут включать: написание реферата-обзора; рецензию на сайт по теме; анализ литературы и источников в сети на данную тему, их оценивание; написание своего варианта плана лекции; подготовку доклада; составление библиографического списка; ознакомление с профессиональными конференциями, анализ обсуждения актуальных проблем.

    Написание рефератов и докладов. Реферат - это краткое изложение содержания научных трудов или литературных источников по определенной теме. Доклад - публичное сообщение, представляющее собой развернутое изложение определенной темы.

    Реферат и доклад должны включать введение, главную часть и заключение. Во введении кратко излагается значение рассматриваемого вопроса в научном и учебном плане, применительно к теме занятия. Затем излагаются основные положения проблемы и делаются заключение и выводы. В конце работы дается подробный перечень литературных

    источников, которыми пользовался обучающийся при написании реферата или доклада.

  • работа с литературой. Овладение методическими приемами работы с литературой одна из важнейших задач обучающегося.

Работа с литературой включает следующие этапы:

1. Предварительное знакомство с содержанием.

2. Углубленное изучение текста с преследованием следующих целей: усвоить основные положения; усвоить фактический материал; логическое обоснование главной мысли и выводов.

3. Составление плана прочитанного текста. Это необходимо тогда, когда работа не конспектируется, но отдельные положения могут пригодиться на занятиях, при выполнении курсовых, выпускных квалификационных работ, для участия в научных исследованиях.

4. Составление тезисов.

  • задания на организацию взаимодействия в сети предполагают: обсуждение состоявшегося или предстоящего события, лекции; работа в списках рассылки; общение в синхронной телеконференции (чате) со специалистами или обучающимися других групп или вузов, изучающих данную тему; обсуждение возникающих проблем в отсроченной телеконференции; консультации с преподавателем и другими обучающимися через отсроченную телеконференцию; консультации со специалистами через электронную почту.

    9. Учебно-методическое обеспечение для самостоятельной работы обучающихся по дисциплине[9]

Вид самостоятельной работы[10]

Количество часов/ зачетных единиц

Семестры

5

 

 

 

Подготовка к практическим занятиям

20

 

 

 

 

Подготовка реферативных сообщений

10

 

 

 

 

Подготовка к контрольным работам

6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Всего:

36

 

 

 

 

Задания для самостоятельной работы:

 Ознакомление с произведениями 

«Фауст» Й. В. Гёте

«Коварство и любовь» Ф. Шиллер

«Германия. Зимняя сказка» Г. Гейне

«Будденброкки» Т. Манн

 «Житейские воззрения кота Мурра»  Э.Т.А.  Гофман  

 

 Основная и дополнительная литература, необходимая для освоения дисциплины:

 а) основная литература

  Пронин В.А. История немецкой литературы. – М.: Логос, 2007. – 284 с.

История западноевропейской литературы. 19 век. Германия, Австрия, Швейцария./под ред. Березиной А.Г.- СПбГУ, М.: «Академия», 2005. – 240 с.

Жирмунский Н.А. Хрестоматия по немецкой литературе. 18 век.  – Л.: Просвещение, 1976. -  343 с.

Ланда Е.В. Хрестоматия по немецкой литературе. 17 век.- Л.: Просвещение, 195. – 285 с.

 б) дополнительная литература 

Гете В. Стихотворения. Фауст. – М.: Рипоа Классик, 1997. – 799 с.

Гофман Э.Т.А. Житейские воззрения кота Мурра. – М.:Слово, 2010. – 648 с.

Жирмунская В.А. Немецкая поэзия в переводах. – М.: Рудолин: Радуга, 2000. – 623 с.

Шиллер Ф. Избранное в 2-х томах.  -  Самара: АВС, 1997. – 576 с.

 

Основные эпохи и направления немецкой литературы:


Средневековая литература (5-13 века)


«Песнь о Нибелунгах», рыцарский роман, миннезанг, шванк – бюргерская литература


Выдающиеся представители эпохи:


Вольфрам фон Эшенбах, Гартман фон Ауэ


 Литература эпохи Возрождения и Реформации (гуманизм) (14-16 века)


Литература о дураках (Narrenliteratur), немецкие народные книги (  deutsche Volksbücher), немецкая сатира (deutsche Satire)


Выдающиеся представители эпохи:


Ульрих фон Гуттун, Эразм фон Роттердам, Себастиан Бранд, Ганс Сакс


Литература классицизма и барокко (17 век)


 Трагедия, поэзия, авантюрный роман, сатирическая комедия


Выдающиеся представители эпохи:


Ганс Якоб Кристоф Гриммельсгаузен


 Литература эпохи Просвещения и направления «Буря и натиск» (18 век)


Драма, трагедия, авантюрный роман, баллада


Выдающиеся представители эпохи:


Лессинг,  Гете,  Шиллер


Литература 19 века: романтизм, реализм


Поэзия и романтическая  проза (Йенская школа), сказка (Гейдельбергские романтики), фантастические новеллы и романы


Выдающиеся представители эпохи:


Романтизм: Новалис (Фридрих фон Гарденберг), Фридрих Шлегель, Клеменс Брентано, Адельберт Шамиссо, Эрнст Теодор Амадей Гофман, братья Гримм;


Реализм: Георг Бюхнер, группа писателей «Молодая Германия»;


Генрих Гейне


Теодор Фонтане


  Литература конца 19 и первой половины 20 века


Роман, поэзия, драма, новелла


Выдающиеся представители эпохи:


Герхард Гауптман, Генрих и Томас Манны, Франц Кафка, Герман Гессе


 Антифашистская литература  первой половины 20 века


Роман


Выдающиеся представители эпохи:


Лион Фейхтвангер, Ханс Фаллада, Бернгард Келлерман, Анна Зегерс, Бертольд Брехт, Иоганнес Р. Бехер, Эрих М. Ремарк


 Послевоенная литература обеих Германий


Роман, повесть


Выдающиеся представители эпохи:


  Дитрих Нолль («Приключения Вернера Хольта»), Герман Кант («Актовый зал»)


  Генрих Белль, Гюнтер Грасс, Зигфрид Ленц, Патрик Зюскинд, Бернгард Шлинк


  Современная немецкая литература Германии


Роман, повесть, поэзия


 Наиболее известные авторы:


 Гюнтер Грасс, Алекса Хенниг фон Ланге, Кристиан Крахт.


Признанный мастер детектива — Петер Шмидт


Среди лучших романистов —   Даниэль Кельман, Бернгард Шлинк, Инго Шульце, Уве Тимм


Лучшие поэты современности — Марсель БайерДурс ГрюнбайнУве КольбеТомас Клинг


   Виды и жанры немецкой литерату­ры


1) Эпические произведения:


— сказка (народная, волшебная, авантюрная, бытовая, философская),

— новелла,

— роман (рыцарский, приключенческий, героико-романтический, социальный, роман-эпопея, роман в стихах, сатирический, ро­ман-памфлет).


2) Лирические и лирико-эпические произведения:

— басня,

— поэма,

— баллада,

— лирическая поэзия (любовная лирика, пейзажная, философская, политическая).


3) Драматические произведения:

— драма,

— трагедия,

— комедия (лирическая, сатирическая).


  Основные средства художественной выразительности  (мета­фора, гипербола, сравнение, эпитет, гротеск, антитеза, аллегория).